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Halsbandsittich und Heiliger Ibis: Wilde Papageien im Tessin gesichtet

Psittacula krameri (Halsbandsittich)
Der Halsbandsittich weitet sein Territorium aus. (Symbolbild)Bild: Shutterstock

Papageien am Tessiner Himmel gesichtet – das ist problematisch für einen anderen Vogel

Im Tessin wurden gleich zwei invasive Vögel gesichtet. Eine Ornithologin warnt, dass sie heimische Vögel bedrohen können.
20.03.2025, 10:3820.03.2025, 13:09
Lena Schibli
Lena Schibli
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Erster exotischer Besucher: Der Halsbandsittich

In den letzten Wochen wurde die Tessiner Vogelschutzorganisation Ficedula von Meldungen von einem grossen, grünen Papagei überflutet. Jetzt ist klar: Beim viel fotografierten exotischen Vogel handelt es sich um einen freien Halsbandsittich, erzählt die Tessiner Ornithologin Chirara Scandolara gegenüber RSI. Gesichtet wurden die Papageien unter anderem in Bellinzona, Gudo, Ascona, Losone und auch in der Region Lugano.

Eigentlich stammt der Halsbandsittich aus Afrika und Asien. Doch nun hat er sich – aufgrund von Flucht oder absichtlicher Aussetzung – in verschiedenen Regionen Europas niedergelassen.

Trotz aller farbenfroher Schönheit seien die Halsbandsittiche aber nicht ganz unproblematisch: Die Papageien konkurrenzieren nämlich heimische Vögel, die in Hohlräumen nisten. Insbesondere in Städten können sie so den bedrohten Mauerseglern Probleme bereiten, warnt die Ornithologin.

Der zweite Fremde: Der Pharaonenibis

Der Pharaonenibis, auch bekannt als Heiliger Ibis, stammt ursprünglich aus Afrika und dem Nahen Osten. In Ägypten war er lange verbreitet und wurde dort als göttliches Symbol verehrt.

In den 1970er-Jahren wurde er an verschiedene Zoos in ganz Europa verkauft, mehrheitlich in Frankreich. Einige von ihnen gelangten jedoch in die Freiheit und passten sich erfolgreich an das Klima an. In Frankreich und Italien haben sie sich mittlerweile zu einer invasiven Art entwickelt. Jetzt ist der Vogel auch im Tessin, genauer in der Magadino-Ebene, angekommen.

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Der Pharaonenibis watet im Flachwasser, hier in der Toskana. Bild: Imago

«In Norditalien wurden ganze Kolonien von Graureihern und anderen Arten von diesen Ibissen zerstört», warnt Chiara Scandolara von Ficedula. Daher ist die Ornithologin «etwas besorgt».

Allerdings können die Ibisse auch positive Auswirkungen haben: Sie fressen die Eier der ebenfalls invasiven Louisianakrebse und tragen so zur Eindämmung ihrer Ausbreitung bei, so Scandolara.

Wie weiter?

Für die Ornithologin ist es klar, dass diese neuen Arten nicht unbedingt positiv für die Biodiversität seien. Genaue Prognosen zu stellen, sei aber schwierig:

«Man muss beobachten, welche Arten sich ausbreiten und welche in der Zwischenzeit verschwinden.»
Chiara Scandolara, Ornithologin von Ficedula

Diese invasiven Tierarten gibt es in der Schweiz:

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So farbig sind Papageien
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So farbig sind Papageien
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Halsbandsittich «Pooki» schaut gerne Videos – und stellt sie sich auf seinem Tablet selber ein
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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Borki
20.03.2025 11:15registriert Mai 2018
«Man muss beobachten, welche Arten sich ausbreiten und welche in der Zwischenzeit verschwinden»

Beobachten und abwarten ist zwar inzwischen eine gut schweizerische Tugend, aber im Umgang mit Neobiota genau verkehrt. Darauf zu hoffen, dass sich eine Art in der Südschweiz im Ökosystem ganz anders verhält als in Norditalien, ist nicht gerade schlau.

Reagiert man früh und entschlossen, hat man a) überhaupt eine Chance und verursacht b) weniger Tierleid, weil man ein paar wenige Individuen statt ganzer Bestände ausmerzen muss.
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