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Zwei St. Galler Bauern sollen Tierseuche verbreitet haben

Zwei St. Galler Bauern sollen Tierseuche verbreitet haben

23.02.2021, 09:0423.02.2021, 13:01
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Ein St. Galler Landwirt und sein Sohn werden beschuldigt, vorsätzlich kranke Kälber verkauft zu haben. Ausserdem sollen sie mittels fingierter Bestandslisten zu hohe Direktzahlungen erhalten haben. Am Dienstag hat der Prozess am Kreisgericht Wil mit einem Augenschein auf dem Hof der Beschuldigten begonnen.

Die beiden Landwirte hatten auf ihrem Familienbetrieb in den Jahren 2008, 2012 und 2016 Fälle der Bovinen Virus-Diarrhoe (BVD), die fast ausschliesslich Rinder befällt. Gefährlich ist die Krankheit vor allem, wenn sich das Virus vom Muttertier auf das ungeborene Kalb überträgt. Gemäss Tierseuchengesetz müssen infizierte Kälber euthanasiert beziehungsweise ältere Tiere geschlachtet werden.

Über ein Viehhandelsunternehmen soll der 61-jährige Bauer im Sommer 2016 gemäss Anklageschrift wissentlich acht BVD-positiv getestete Kälber an Betriebe in den Kantonen St. Gallen, Graubünden und Zürich verkauft haben, wo die Tiere später getötet werden mussten.

«Zwillingsgeburten» fingiert

Der Landwirt und sein Sohn sollen «Zwillingsgeburten» fingiert haben, indem sie jeweils zwei Ohrmarken-Nummern pro Kalb in der Tierverkehrsdatenbank (TVD) registrierten. So gelang es ihnen, negative BVD-Testresultate gesunder Kälber mit einer dieser Nummern zu verknüpfen und damit Käufer und Amtsstellen glauben zu lassen, dass es sich bei den verkauften Kälbern um gesunde Tiere handelte.

Das Kreisgericht Wil in Flawil SG hat einen 47-jährigen Mann, der im Mai 2018 seine Ehefrau tötete, zu einer Freiheitsstrafe von 12,5 Jahren verurteilt, aufgeschoben zu Gunsten einer stationären Massn ...
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Zudem soll der Schweizer für das nichtexistente, «kranke» Zwillingskalb Entschädigungen vom Kanton kassiert haben, weil er es einige Tage nach Geburtstermin aus der TVD austragen liess unter der Angabe, das infizierte Tier abgetan zu haben, wie es das Tierseuchengesetz verlange. Abgetan wurde damit aber nur eine Nummer, kein Tier.

Im Weiteren soll er zwischen Weihnachten und Silvester 2015 gleich 41 seiner Kühe «sterben» lassen haben, allerdings ebenfalls nur auf dem Papier. Zusätzlich standen im Frühling 2017 acht zugekaufte, aber noch nicht auf seinen Betrieb registrierte Kühe in seinem Stall.

Insgesamt reduzierte er laut Anklage seinen tatsächlichen Bestand von 129 auf 81 Milchkühe und schönte so fürs Erntejahr 2016 seine Nährstoffbilanz. Dank dieser soll er knapp 67'000 Franken mehr an Direktzahlungen erhalten haben als ihm aufgrund seines tatsächlichen Stickstoff- und Phosphatüberschusses zustanden.

Die Staatsanwaltschaft macht den Vater hauptverantwortlich. Sein 41-jähriger Sohn soll jeweils Beihilfe geleistet haben, in dem er am Computer entweder selber TVD-Einträge vorgenommen oder - wo dies nicht möglich war - telefonisch «Abgänge» von Kälbern und Kühen gemeldet oder falsche Zwillingsgeburten bei bereits registrierten Einzelkalb-Geburten nachgemeldet habe.

Den Beschuldigten wird Betrug, Urkundenfälschung, vorsätzliche Verbreitung von Tierseuchen und vorsätzliche Tierquälerei - alle Delikte mehrfach begangen - vorgeworfen. (aeg/sda)

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mahoni
23.02.2021 11:05registriert Dezember 2020
Betrug gegenüber Privaten ist ja schon perfide, aber Subventionsbetrug ist noch ein grösseres Kaliber. Da täuscht man vorsätzlich die Behörden, um noch mehr Geld zu bekommen. Was sich die Bauern alles einfallen lassen, um hier und dort noch etwas zu bekommen, habe ich selbst feststellen können. Aber dann nicht auf Pestizide verzichten wollen und die Schäden auf die Allgemeinheit abschieben! Bescheissen und betrügen, jedoch nicht für die Schäden gerade stehen wollen.
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winglet55
23.02.2021 13:00registriert März 2016
Der ältere Herr hat mit seinem Sohn zusmmen aber eine erstaunliche kriminelle Energie an den Tag gelegt. Ohne "Kommisar Zufall" wäre man den Beiden wohl nie auf die Schliche gekommen.
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Kiro Striked
23.02.2021 11:59registriert August 2019
Und das hat in über einem Jahrzehnt niemand kontrolliert?
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