Der Rummel um das Schweizer Topmodel Tamy Glauser ist derzeit gross. Vergangene Woche wurde sie von den Grünen des Kantons Zürich auf den Listenplatz 10 für die Nationalratswahlen gesetzt.
Kurz nach der Nomination prasselte bereits der erste Shitstorm auf Glauser ein. Ihre Aussage, veganes Essen helfe gegen Krebs, sorgte für Empörung. Sie musste sich daraufhin öffentlich davon distanzieren.
Einer breiten Öffentlichkeit ist Glauser schon länger bekannt, turtelt sie doch gerne mit ihrer Freundin Dominique Rinderknecht an schillernden Glamour-Anlässen vor den Kameras oder lässt ihre Follower gleich selber auf den Sozialen Medien an ihrem Privatleben teilhaben.
Als Quereinsteigerin will die 34-Jährige nun also den Sprung vom Catwalk in die Politik wagen. Bei SRF-Moderator Roger Schawinski gab sie ihr TV-Debüt als Politikerin.
Schawinski geht es sachte an. Zu Beginn der Sendung befragt er Glauser zu ihrem Coming-out als Lesbe. Sie erzählt, dass sie sich lange dagegen gesträubt habe, sich einzugestehen, homosexuell zu sein. Sie habe sein wollen wie alle anderen auch. Mit Hund, Häuschen und Familie. Als sie nach New York gezogen sei, habe sie beginnen können, ihre Sexualität zu akzeptieren.
Über New York, später Berlin und Paris, dem Aufstieg als Model landet das Gespräch schliesslich bei den politischen Themen. Wie denn das alles zusammengehe, wundert sich Schawinski. Grün sein wollen, sich vegan zu ernähren, billige Wegwerf-Produkte zu boykottieren, gleichzeitig aber gerade als Model Teil von diesem Business zu sein.
Glauser setzt zu einer Erklärung an, ringt nach den richtigen Argumenten, sagt, klar es sei widersprüchlich, es sorge intern auch immer wieder für grosse Diskussionen. Zuletzt sei es einfach einen Job gewesen, den sie gemacht habe.
Zum ersten Mal auf politischem Parkett trat Glauser zusammen mit ihrer Freundin Rinderknecht bei den Bundesratswahlen im Dezember 2018 auf. Nach der Wahl von Viola Amherd und Karin Keller-Sutter waren die beiden viel umworbene Interviewpartnerinnen. Das habe Glauser gefallen, erzählt sie. «Ich habe mich gefühlt wie bei House of Cards.» Die Idee, selber in die Politik zu gehen, habe dort ihren Ursprung genommen.
Der für seine Bissigkeit bekannte Schawinski ist für einmal ganz zahm. Seine Fragen bleiben harmlos, Glauser muss ihre Wohlfühlzone während des Interviews nie verlassen. Selbst als der Moderator auf den jüngsten Shitstorm mit dem Veganerblut zu sprechen kommt, bleibt er eher väterlich, denn hartnäckig nachhakend.
Glauser wiederholt, dass die Aussage ein Fehler gewesen sei. Er gibt ihr den Tipp, dass sie jetzt etwas vorsichtiger sein müsse, mit dem was sie rauslasse.
(sar)
Zum Glück kann man auf den Listen ja auch Namen streichen.