Eine interne Informationsveranstaltung des Schweizer Fernsehens gibt zu reden am Hauptsitz im Norden Zürichs. Eingeladen hatte vor drei Wochen der Steuerungsausschuss zur Reorganisation des Newsrooms. Es sprachen neben anderen der Chefredaktor Tristan Brenn.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sahen sich mit einem Vorwurf konfrontiert: mangelnde Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber, dem Schweizer Fernsehen. Mitglieder des Steuerungsausschusses zeigten sich betroffen über Medienberichte, die ein negatives Bild der Entwicklung von SRF zeichneten.
Wenn nicht ständig Interna nach aussen getragen würden, wäre die schlechte Presse nicht möglich – so lautete die Vorhaltung an die Angestellten.
Das kam nicht gut an. «Es bringt doch nichts, wenn die Vorgesetzten ihre Gekränktheit zur Schau tragen», meint ein SRF-Redaktor. Wäre unter den Angestellten der Eindruck verbreitet, dass das Unternehmen auf einem guten Weg sei, würden sie die Journalisten anderer Medienhäuser nicht mit nachteiligen Informationen und Einschätzungen versorgen.
An der Informationsveranstaltung gab ein Mitarbeiter zu bedenken: Auch die Journalisten des Schweizer Fernsehens seien in ihren Recherchen darauf angewiesen, dass Mitglieder anderer Organisationen Interna preisgäben. Zu diesem Einwurf fiel den SRF-Vorgesetzten nichts ein. Es habe betretenes Schweigen geherrscht.
Ein anderer Mitarbeiter wollte wissen, ob es denn falsch sei, was die Angestellten über ihren Betrieb erzählten. Wenn dem so wäre, könnten die Vorgesetzten in den jeweiligen Publikationen Gegendarstellungen erwirken. Der Mitarbeiter erhielt zur Antwort: Es sei nicht unbedingt sachlich falsch, was die Medien über das Schweizer Fernsehen berichteten. Aber die negativen Wertungen könne man oft nicht nachvollziehen.
Eine Befragung des SRF-Personals hat allerdings durchzogene Resultate ergeben: In die neue Strategie des Unternehmens fühlen sich «die meisten Befragten nicht ausreichend eingebunden». Und die Strategie werde «wenig vorgelebt im Unternehmen.
Unter der Leitung von Direktorin Nathalie Wappler entwickelt das Schweizer Fernsehen neue Formate für digitale Kanäle, während etablierte Sendungen gestrichen werden. SRF ist ausserdem auf einem Sparkurs und muss Stellen abbauen. Sowohl Wappler als auch SRG-Präsident Jean-Michel Cina erklären die negativen Rückmeldungen des Personals mit der grossen, unvermeidlichen Transformation des Unternehmens.
Eine beträchtliche Zahl von Mitarbeitern hält diese Darstellung aber für wohlfeil. Schuld am Malaise sei nicht der Wandel, sondern der Umstand, dass die Transformation nicht gut genug bewältigt werde und die interne Kommunikation schlecht sei.
Als alarmierend stufen es manche SRF-Journalisten ein, dass Digitalexperten das Schweizer Fernsehen verlassen. Diese befürworteten die Transformation, seien aber zermürbt von den organisatorischen Unzulänglichkeiten im Unternehmen. Der Newsroom von SRF wird zum zweiten Mal in kurzer Zeit neu aufgestellt. Ein Mitarbeiter sagt:
Warum hält es das Schweizer Fernsehen für angezeigt, seine Mitarbeiter zur Loyalität zu ermahnen? Mediensprecher Stefan Wyss sagt: «Es stimmt, dass daran erinnert wurde, dass man Ziele gemeinsam besser erreicht.» Eine Ermahnung sei das nicht gewesen. Wyss bittet um Verständnis, dass sich SRF nicht weiter zu Inhalten von vertraulichen Meetings äussere. (aargauerzeitung.ch)