«Politik braucht keine Schaufensterpuppen», oder «Hattest Du einen üblen Bo(to)x-Kampf?». Das sind nur zwei von vielen negativen Reaktionen, welche die Waltenschwiler SVP-Jungpolitikerin und Nationalratskandidatin Vivienne Huber auf einen ihrer Tweets bekommen hat. Dabei wird sie häufig auf ihr Äusseres reduziert.
Aussen modern, im Kern konservativ. Mit vollem Elan in den Wahlkampf❗️🇨🇭#Nationalrat #SVP #Wahlen2023 pic.twitter.com/9COy5kJ2Au
— Vivienne Huber (@vivienne_huber) April 23, 2023
Einige der üblen Kommentare kommen dabei auch von politisch Nicht-Gleichgesinnten.
Falsche Wimpern, falsche Nase, falsche Lippen, falsche Partei 🙄 Nein danke!!!
— tobias (@IamGroot1984) April 25, 2023
Huber wird aber auch in Schutz genommen. So schreibt eine Person auf Twitter:
Bin schnell aus dem linken Lager hier rübergesprintet, weil ich eine Mitteilung für die Genossinnen und Genossen habe: über das Äussere einer Frau herzuziehen ist misogyn und peinlich für alle, die denken, sie seien Leuten aus der SVP moralisch überlegen. Seid ihr nicht.
— Schmülein (@schmuelein) April 23, 2023
Vivienne Huber selbst machen diese Hasskommentare nicht viel aus. «Gott sei Dank habe ich ein dickes Fell», sagt sie auf Anfrage. Ihre Kritikerinnen und Kritiker können laut Huber schreiben, was sie wollen. Sie wolle inhaltlich überzeugen. Wer damit nicht einverstanden sei, attackiere, vor allem bei Frauen, direkt das Äussere: «Ich schminke mich gerne und bin tätowiert. Das passt manchen einfach nicht», erklärt sie. Zuspruch erhält sie aus ihrer eigenen Partei, aber auch von den politischen Gegnern.
Am Nachmittag hat sich Huber dann auch noch bei Twitter an ihre Followerinnen und Follower sowie an die Kommentierenden gerichtet. Sie schrieb, dass die Entgleisungen ihr gegenüber «himmeltraurig» seien.
Als Lösung schlägt Huber deshalb Anstand und Respekt vor. Für diesen Tweet gab es mehr Zuspruch. Mehrere Personen kommentierten, dass sich die junge SVP-Politikerin nicht unterkriegen lassen solle. Andere hingegen kritisierten, dass man Anstand und Respekt nicht bei der SVP lerne.
Auch aus der Politik werden die Hasskommentare kritisiert. So schreibt zum Beispiel Florin Schütz, Mitarbeiter des Zentralsekretariats der SP, auf Twitter: «Die Kommentarspalte ist ja mal die absolute Hölle... Ihr könnt einer Person übrigens mit ca. 26'387 Argumenten schildern, wieso eine Kandidatur für eine rechtsradikale Partei bescheuert ist. Bodyshaming und Sexismus gehören nicht dazu. WTF.»
Die Kommentarspalte ja mal die absolute Hölle...
— Florin Schütz (@florinschuetz) April 24, 2023
Ihr könnt einer Person übrigens mit ca. 26'387 Argumenten schildern, wieso eine Kandidatur für eine rechtsradikale Partei bescheuert ist. Bodyshaming und Sexismus gehören nicht dazu. WTF. https://t.co/mA8xKokoFI
SP-Nationalrätin Tamara Funiciello hat sich auch zu Wort gemeldet. Sie sagt gegenüber «20Minuten», dass fast alle Frauen, die sich in der Öffentlichkeit äussern, Opfer von sexistischen Kommentaren werden. «Als Politikerin kann man es niemandem recht machen. Ist man schön, gilt man als inkompetent, ist man hässlich, ist man frustriert», sagt sie.
Um solche Kommentare in Zukunft nicht mehr lesen zu müssen, brauche es mehr Frauen in der Politik. «Wenn man das ändert, werden sie auch anders wahrgenommen», erklärt Funiciello. (chmedia/fan)
Betreffend Botox, Lippen, falsche Wimpern, für mich unverständlich und mir tun irgendwie solche Leute leid, die sich nur so in die Öffentlichkeit trauen. Kenne zwei in meinem Umfeld, die sich jeden Tag für Arbeit/Schule Wimpern aufkleben und aufwendiges Makeup, mir wär das viel zu umständlich … aber letztlich sollte man auch bei solchen Personen hinter die Fassade blicken.