Schweiz
UserInput

Die Kandidaten für den Nationalrat, die in einem anderen Kanton wohnen

Teaser Kantone
Nationalrat: Wer kandidiert nicht in seinem Wohnkanton? Bild: keystone/shutterstock/watson/lre

Sie kandidieren für den Nationalrat, aber wohnen nicht im Kanton – auch eine Milliardärin

Von den über 5000 Kandidierenden für den Nationalrat gibt es einige, die nicht im Kanton wohnen, in dem sie kandidieren. Chancen auf eine Wahl haben aber die Wenigsten.
24.09.2023, 05:59
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Das Amt als Nationalrätin oder Nationalrat ist begehrt. Da die Sitze nach der Bevölkerungszahl der Kantone vergeben werden, hat man in grösseren Kantonen eine bessere Wahlchance.

Am meisten Sitze stehen in der kommenden Legislatur dem Kanton Zürich zur Verfügung. Insgesamt sind es 36 Mandate, eines mehr als in der aktuellen Legislatur. Als Nächstes folgen der Kanton Bern mit 24 Sitzen und der Kanton Waadt mit 19 Sitzen.

watson hat die Liste der Kandidierenden für den Nationalrat genauer betrachtet und festgestellt, wer sich in einem anderen Kanton zur Wahl aufstellen lässt als im Wohnkanton. Zu verdanken ist dies übrigens watson-User pauli1910.

pauli1910
Leser-Kommentar von pauli1910
17.09.2023 09:14
Wie viele lassen sich nicht in ihren wohnkantonen aufstellen? Zum beispiel wohnen in zh kandidieren in gr Wie viele sind parteilos?
Zu: «Nur zehn Schweizer» – Kurioses aus der Kandidatenliste für den Nationalrat

33 Fake-Zürcher

Im Kanton Zürich gibt es die meisten Nationalratskandidaten, die selbst nicht im Kanton Zürich wohnen. Total sind es 33 Personen, die sich zur Wahl aufstellen lassen. Reelle Chancen, bald Nationalrat oder Nationalrätin zu sein, hat aber niemand.

Den besten Listenplatz von allen «Fake-Zürchern» hat die Studentin Patricia Maissen von den Grünen. Die in Trübbach, St. Gallen, wohnhafte Maissen ist auf dem Platz 32 der Liste 10 zu finden. Zum Vergleich: Aktuell haben die Zürcher Grünen fünf Sitze im Nationalrat, darunter auch Präsident Balthasar Glättli.

9 Fake-Berner

In Bern gibt neun Kandidierende, die nicht im Kanton wohnen, aber dort gewählt werden wollen. Sie kommen überwiegend aus Nachbarkantonen und sogar aus dem Engadin. Doch auch sie haben einen schweren Stand, die Wahl zu schaffen.

Den besten Listenplatz hat wieder ein Grüne-Politiker. Der Doktorand Jonas Aegerter wohnt in Neuchâtel und ist auf Platz 22 der Liste 7 zu finden.

9 Fake-Luzerner

Dem Kanton Luzern stehen in der kommenden Legislatur 9 Sitze im Nationalrat zur Verfügung. Gleichzeitig wollen 9 Kandidierende, die nicht im Kanton Luzern wohnen, dort in den Nationalrat gewählt werden. Doch auch im Innerschweizer Kanton sieht es so aus, als wären diese Personen eher Listenfüller als Kandidierende mit ernsthaften Wahlchancen.

Den besten Listenplatz hat GLP-Jungpolitikerin Anna-Lena Beck. Die in Oberdorf im Kanton Nidwalden lebende Studentin ist auf Platz 4 der Liste 9 zu finden.

82 Kandidierende aus anderen Kantonen

Grauer Bereich: In diesen Kantonen gibt es keine Kandidierenden, die nicht im Kanton wohnen.

Schweizweit lassen sich 82 Personen nicht in ihrem Wohnkanton für eine Wahl in den Nationalrat aufstellen. Die meisten von ihnen sind klare Listenfüller, da sie so schlecht platziert sind, dass eine Wahl unwahrscheinlich scheint. Nur zwei von ihnen schaffen es auf die Liste 1 ihrer Kantonalpartei.

Zum einen ist das Maurizia Franscini. Sie ist leitende Ärztin in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie an der Universität Zürich. In der grössten Schweizer Stadt ist sie auch wohnhaft. Doch Franscini kandidiert im Tessin für die Grünen auf Platz 3 der Liste 1. Zum Vergleich: Aktuell stemmen die Tessiner Grünen mit Greta Gysin bereits eine Nationalrätin. Aktuell hat der Kanton acht Sitze in der grossen Kammer.

Nationalraetin Magdalena Martullo-Blocher am Wahlauftakt Anlass der SVP Schweiz in der Swiss Life Arena, am Samstag, 26. August 2023 in Zuerich. (KEYSTONE/Michael Buholzer)
Die einzige Bisherige aller ausserkantonalen Kandidierenden: Magdalena Martullo-Blocher.Bild: keystone

Von allen Kandidierenden gibt es nur eine Person, die besser platziert ist, als Maurizia Franscini. Sie ist gleichzeitig die einzige Person auf der Liste, die bereits im Nationalrat sitzt: SVP-Politikerin Magdalena Martullo-Blocher, die Chefin der Ems-Chemie und Tochter von Alt-Bundesrat Christoph Blocher.

Martullo-Blocher sitzt bereits seit 2015 für den Kanton Graubünden im Nationalrat, obwohl sie an der Zürcher Goldküste, in Meilen, wohnhaft ist. Die SVP Politikerin belegt die Poleposition ihrer Kantonalpartei: Sie ist auf Platz 1 der Liste 1 zu finden. Die Unternehmerin, die laut «Forbes» über ein Vermögen von 5,7 Milliarden Schweizer Franken verfügt, hat damit die besten Chancen, die Wiederwahl problemlos zu schaffen.

Eine Anfrage von watson, ob sie trotz eines anderen Wohnkantons die Bedürfnisse der Bündnerinnen und Bündner vertreten könne, lässt Martullo-Blocher durch ihren persönlichen Mitarbeiter beantworten:

«Frau Nationalrätin Martullo-Blocher verspürt keine Nachteile: 2019 erzielte sie von allen Bündner Nationalrätinnen und Nationalräten sogar das beste Wahlresultat. Als Kandidatin muss man natürlich die lokalen Begebenheiten und Anliegen genau kennen und über entsprechende Beziehungen im Kanton verfügen. Als Unternehmerin der EMS-Chemie ist Frau Martullo-Blocher bereits seit 23 Jahren im Kanton Graubünden tätig und verfügt deshalb auch über die entsprechenden Kenntnisse und Kontakte.»
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Susanne Vincenz am Jazz-Festival in Lichtensteig
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
67 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tschowanni
22.09.2023 20:09registriert Oktober 2015
Um sich die Zukunft von Lobbys sichern zu lassen, ist es Scheiss egal aus welchem Kanton, in welchem Kanton man sich aufstellen lässt. Nannte man früher Korruption, die Schweiz hat einen wohlklingenden Namen dafür eingeführt. Nennt sich Lobbyismus, ist aber genau dasselbe.
17315
Melden
Zum Kommentar
avatar
Thor Mjölnir
22.09.2023 23:25registriert August 2022
Was macht eigentlich Magdalena Martullo-Blocher im Rat, ausser die Tochter zu sein. Ich bin wahrlich nicht der Politexperte, im TV sehe ich sie meistens nur, wenn sie nicht einverstanden ist. Kommen mir da Zweifel, oder ist das die Kunst des Politisierens?
608
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pummelfee
22.09.2023 20:07registriert Mai 2020
Es gibt sogar Auslandschweizer Auf den Listen. Wie die an den Sitzungen teilnehmen würden, wenn sie denn gewählt wären, ist mir dennoch schleierhaft. Aus DE, F oder I wäre ja noch eines, aber Indonesien…
619
Melden
Zum Kommentar
67
Hälfte der KMU hat Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen

Schweizer KMU haben Mühe, offene Stellen zu besetzen. Sie versuchen deshalb, Mitarbeitende mit grösseren Zugeständnissen bei den Arbeitszeiten und auch beim Lohn zu überzeugen.

Zur Story