Die Schlagzeilen von getöteten oder schwer verletzten Frauen überhäufen sich in den vergangenen Monaten. Der Messerangriff in Brittnau (AG) Anfang Juli, die Bluttat in Egerkingen (SO) Mitte Juni oder die Tötung in Martigny (VS) sind nur einige Beispiele. Die Täter dabei sind meistens Männer und oftmals sogar die Ehe- oder Ex-männer der Frauen.
Die Menge an versuchten und vollendeten Tötungen von Frauen in der Schweiz nimmt zu. Die Website stopfemizid.ch, die alle Fälle sammelt, registrierte seit Anfang Jahr bereits 19 vollendete und neun versuchte Tötungen von Frauen. Und wir befinden uns erst im Monat Juli. Als Vergleich: 2024 ereigneten sich in der Schweiz 20 Femizide sowie eine versuchte Tötung.
Wie ist der Anstieg zu erklären?
Nora Markwalder, Strafrechtsprofessorin an der Universität St. Gallen, befasst sich mit der Häufigkeit und der Motivation von Tötungsdelikten in der Schweiz. Die Zahlen seien zwar auffällig hoch, jedoch sei es noch zu früh, um daraus eine generelle Richtung abzuleiten, sagt sie gegenüber der NZZ. Da die Statistik bei Tötungsdelikten immer stark schwanke, können einzelne Vorfälle die jährliche Statistik erheblich verzerren. «Belastbare Aussagen lassen sich erst machen, falls sich solche Fälle während einiger Jahre häufen», so Markwalder.
Was sich hingegen abzeichnet, ist der Anteil der weiblichen Betroffenen an der Gesamtheit der Getöteten: Dieser nimmt seit Jahrzehnten stetig zu. Etwa jede zweite getötete Person in der Schweiz ist heute weiblich. Im vergangene Jahr waren es laut der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 23 weibliche Opfer, von insgesamt 45. Wie eine internationale Studie zeigt, ist die Schweiz das einzige von sechs europäischen Ländern, in dem es über mehrere Jahre mehr weibliche als männliche Opfer gab.
In der Kriminologie gibt es dafür eine Grundregel: Der Anteil weiblicher Tötungsopfer ist höher, wenn die Gesamtrate der Tötungsdelikte niedrig ist. Bei der Schweiz ist die Gesamtrate mit 0,6 bis 0,8 Tötungsdelikten pro 100'000 Einwohner sehr niedrig.
Tötungsdelikte sind in der Schweiz in den vergangenen 175 Jahren stark zurückgegangen – das betrifft aber vor allem Fälle ausserhalb von Partnerschaften. Der Anteil der Tötungsdelikte innerhalb von Partnerschaften beträgt rund 30 Prozent aller Tötungsdelikte.
Tötungsdelikte ausserhalb von Partnerschaften betreffen in etwa drei von vier Fällen männliche Opfer. In Partnerschaften werden dagegen mehr Frauen getötet: Zwischen 1990 und 2014 gab es durchschnittlich in 86,8 Prozent ein weibliches Opfer. Bei Männern als Täter sind die Opfer sogar zu 96 Prozent weiblich.
Gewalt in der Partnerschaft findet häufig im Verborgenen statt. Dazu kommen soziale, emotionale und finanzielle Abhängigkeiten. Viele Menschen halten sich zudem zurück, sich bei privaten Angelegenheiten einzuschalten, weswegen Hinweise erst spät oder gar nie zur Polizei gelangen. (kek)
Bedenklich!
Na sowas, und etwa jede zweite Person in der Schweiz ist ebenfalls weiblich! Zufall? Ich denke nicht.