Schweiz
Wallis

Air Zermatt droht mit Rückzug von Löscharbeiten

Air Zermatt droht mit Rückzug – während der Feuerwehr die Schuhsohlen wegschmelzen

19.07.2023, 11:0519.07.2023, 20:51

Im Oberwallis brennt nicht nur der Wald, auch die Gemüter sind erhitzt. So hatte die Helikopterfirma Air Zermatt damit gedroht, sich vom Einsatz zurückzuziehen, da der Einsatz von Armeehelikoptern das Subsidiaritätsprinzip verletze, wie Verwaltungsratspräsident Philipp Perren dem «Walliser Bote» berichtete.

ARCHIV - ZUR VERGABE DES MANDATS ZUR BERGRETTUNG IM WALLIS ZWISCHEN DER AIR ZERMATT, DER AIR-GLACIERS UND DER REGA STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - A helicopter from the &quot ...
Helikopter der Air Zermatt.Bild: keystone

Perren erklärte, dass vor einem Armeeeinsatz die zivilen Mittel ausgeschöpft sein müssten. Die Armee werde nur angefordert, weil sie gratis sei, warf Perren den Behörden vor. Einsatzleiter Mario Schaller sagte dazu, dass die Zusammenarbeit funktioniere. Helikopter seien bis jetzt nicht abgezogen worden.

Nach Angaben von Armeesprecher Stefan Hofer stand am Montag ein Super Puma im Oberwallis im Einsatz. Am Dienstag war die Luftwaffe mit zwei Helikoptern vor Ort. Einer flog Löscheinsätze, der andere hielt sich in Bereitschaft.

epa10753307 A Super Puma helicopter refills its bucket with water over Gibidum dam to extinguish forest fire above the communes of Bitsch and Ried-Moerel, in Naters, Switzerland, 18 July 2023. A fores ...
Ein Super Puma füllt seinen Wassersack am Stausee am 18. Juli 2023.Bild: keystone

Zur Frage des Subsidiaritätsprinzips und der Kritik seitens des privaten Helikopterunternehmens sagte Hofer, ein Armeeeinsatz erfolge in der Regel einzig auf Ersuchen und unter Leitung der zivilen Behörden:

«Die Armee ist immer da, wenn man sie braucht.»
Helikopter von Heli Bernina aus dem Bündnerland am Einsatzort.
Helikopter von Heli Bernina aus dem Bündnerland am Einsatzort.watson

Stellungnahme von Air Zermatt

In einer Stellungnahme vom Mittwoch, die die Air Zermatt auf der eigenen Website veröffentlichte, schreibt das Heli-Unternehmen zu der Aussage, dass man auf Armee-Helikopter verzichten möchte:

«Diese Vorwürfe stimmen nicht.»

Die Stellungnahme besteht aus einem Interview mit Gerold Biner, CEO und Pilot der Air Zermatt. Auf die Frage, ob es zutreffe, dass Air Zermatt aus Geldgier auf den Einsatz von Armee-Helikoptern verzichte, erklärt er:

«Seit Montagabend stehen wir unermüdlich im Einsatz, um einen der grössten Waldbrände der letzten Jahre zu bekämpfen. Unser vorrangiges Ziel ist es, den Brand so schnell wie möglich zu löschen und dabei das Leben von Menschen und ihr Eigentum zu schützen. In dieser Phase spielt Geld keine Rolle, denn unser Hauptfokus liegt auf der Sicherheit und dem Schutz der betroffenen Gemeinden und deren Bewohner.»

Zudem habe Air Zermatt einen Fonds eingerichtet, um die betroffenen Gemeinden zu unterstützen.

Im Weiteren erläutert Biner, dass eine der Aufgaben der Air Zermatt beim aktuellen Brand darin bestanden habe, «dem Krisenstab die optimalen Luftmittel für die Brandbekämpfung aufzuzeigen». Aufgrund der topografischen Lage und der Rauchentwicklung habe der Einsatzkoordinator für Lufttransporte in Absprache mit dem Feuerwehrkommandanten dann entschieden, dass maximal drei Grosshelikopter und zwei weitere Helikopter eingesetzt werden könnten.

Die Air Zermatt habe den Auftrag des Einsatzleiters der Feuerwehr bekommen, die entsprechenden Helikopter zu bestellen. Der Entscheid sei dabei nicht nur zugunsten der effektivsten Helikopter, sondern auch «für Piloten mit einem enormen Erfahrungsschatz» gefallen.

Doch ab Dienstagmorgen habe der Einsatzkoordinator für Lufttransporte «unter permanentem Druck von verschiedenen Seiten» gestanden, endlich auch die Super Pumas der Armee einzusetzen. Dabei sei klar gewesen, «dass die Helikopter der Armee subsidiär zur Verfügung standen und zum Einsatz kommen würden, wenn einer der bisher eingesetzten Grosshelikopter ausfallen sollte oder die Situation im Waldbrandgebiet einen zusätzlichen Helikopter erfordern würde».

Die Sicherheit vor Ort habe es zu diesem Zeitpunkt denn auch nicht möglich gemacht, einen weiteren Grosshelikopter in die Luft zu schicken. Sobald sich die Situation verändert habe, am Dienstagmittag, «wurden die Super Pumas der Armee umgehend eingesetzt», so Biner.

Die Lage am Mittwoch

Im Waldbrandgebiet bei Bitsch im Oberwallis ist das Feuer am Mittwoch noch nicht unter Kontrolle.

Schaller erklärte am Mittwoch vor den Medien, im Gelände sei es für die Feuerwehrleute schwierig. Wegen der Asche sei es rutschig. Der Boden sei so heiss, dass ihnen teilweise die Schuhsohlen wegschmolzen. Die Lage sei indessen stabil, obwohl der grossflächige Brand in dem steilen Gebiet nicht unter Kontrolle sei.

Der Wald brennt auf einer Fläche von etwa 100 Fussballfeldern. Das Gewitter in der Nacht brachte kaum Entspannung. Die Brandursache war am Mittwoch unklar, wie Franz Mayr vom Führungsstab der Gemeinde Bitsch sagte.

(yam/sda)

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Waldbrand im Wallis
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Waldbrand im Wallis
Ein Helikopter wirft Wasser auf den Rauch eines verbrannten Waldes oberhalb der Gemeinden Bitsch und Ried-Moerel, in Ried-Moerel, Schweiz, Dienstag, 18. Juli 2023.
quelle: keystone / jean-christophe bott
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175 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bokl
19.07.2023 11:22registriert Februar 2014
Sich während eines Katastropheneinsatzes über Gratis-Hilfe des Militärs beschweren, ohne danach komplett unten durch zu sein, kannst du auch nur im Wallis.
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Jason96
19.07.2023 11:19registriert Januar 2015
Meine Güte, die Welt brennt aber für die Verwaltungsräte ist es am wichtigstens das nicht irgendwelche Konkurrenzprinzipien verletzt werden. Der Gute sollte mal seine Prioritäten besser ausrichten.
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Chnaller
19.07.2023 11:19registriert Januar 2021
Die Armee ist gekommen, weil die Air Zermatt mit ihren 2 Hubschrauberchen so viel ausrichten konnte wie ein Furz im Wind.
Dass es dabei um Geld geht ist eine absolute Frechheit. Oberstes Ziel ist es doch, Mensch, Tier und Umwelt zu retten.
Ich bin Walliser und heute schäme ich mich für die Herrn Perren. Finde es schade, dass er den sonst so guten Ruf der Air Zermatt mit solchen Aktionen beschmutzt.
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