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Wetter Schweiz und Polarwirbel: Kommt es noch zum späten Wintereinbruch?

Etwas Schnee am Wochenende – und ein (kurzfristiger) Einbruch des Polarwirbels

05.02.2025, 13:1505.02.2025, 16:22
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Hast du gestern auch unerwartet einige Sonnenstrahlen geniessen können? Der Grund war das kräftige Hochdruckgebiet, das aber offenbar noch kräftiger wirkte als vorhergesehen. Durch den hohen Luftdruck, der von den oberen auf die unteren Luftschichten drückte, konnte sich der Nebel auch im Flachland auflösen.

Somit wurde der Neid auf alle, die derzeit in den Bergen weilen dürfen, doch noch etwas gedämpft ... Und dasselbe gilt übrigens auch für heute Mittwoch: Wo sich der graue Deckel noch nicht aufgelöst hat, sollte das noch bis am Nachmittag geschehen.

Blick auf die frisch verschneite Bergwelt des Taminatals bei tiefen Temperaturen, aufgenommen am Samstag, 11. Januar 2025, auf dem Berg Stelli bei Untervaz. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Die sogenannte Inversionslage – unten grau, oben blau – begleitete die Schweiz durch den bisherigen Winter. Bild: keystone

Schnee in den Alpen

Wie geht es weiter? Das nächste Hochdruckgebiet, das die Schweiz am Rande beeinflussen dürfte, ist schon im Anmarsch. Es wird allerdings nicht mehr so stark wirken wie das aktuelle Hochdruckgebiet.

Derzeit befindet es sich noch über dem Atlantik. Und es schiebt eine kleine Kaltfront vor sich her, die uns bald erreichen dürfte. Die Front bringt der Schweiz mehr Feuchtigkeit, die am Donnerstag auf der Alpennordseite zu einem Wolkendeckel bei höchstens zwei Grad und womöglich ganz geringen Niederschlägen führen wird. Am Freitag wird es dann wechselnd bewölkt, es bleibt aber trocken.

Anders dann am Wochenende: Wer nächste Woche in die Skiferien darf, kann sich womöglich über etwas Neuschnee freuen. Gemäss Prognosen von Meteo Schweiz und SRF Meteo dürfte es am Samstag, Sonntag und Montag stellenweise zu Schneefall kommen – der aber aufgrund der starken Wechselhaftigkeit noch schwer vorhersehbar ist.

Was macht eigentlich der Polarwirbel?

Bislang konnte den sogenannten Polarwirbel, das grosse Höhentief über dem Nordpol, noch nichts beeindrucken – er blieb in diesem Winter meist stabil. Das verhinderte, dass extrem kalte Polarluft zu uns in die Schweiz schwappen konnte. Zwar hatten wir, wie MeteoNews schreibt, immer wieder auch ziemlich kalte Perioden im Flachland, worunter sich auch Eistage (mit Maximaltemperaturen unter 0 Grad) befanden. Allerdings: «Grössere importierte Kälte gab es bisher wie zumeist in den letzten Jahren nicht.» Solche «importierte» Kälte hätte ihren Ursprung ganz im Norden – und käme durch einen instabilen Polarwirbel zu uns.

Der Polarwirbel
In den Wintermonaten entsteht jedes Jahr über den Polen abwechslungsweise ein sogenanntes Höhentief. Das bedeutet, es kommt in grossen Höhen zu extrem kalter Luft. Dem liegt zugrunde, dass in den Wintermonaten an den Polen das Sonnenlicht die hohen Breiten nicht mehr erreicht. Der Austausch der Luftmassen findet dadurch nur noch begrenzt statt.

In der Folge kann sich ein mächtiger, im Normalfall abgeschlossener Kaltluftkörper bilden. Abgeschlossen wird die Luft nämlich durch einen starken Jetstream, den Polarjetstream. Wie sich nun das Wetter in den verschiedenen Breitengraden gestaltet, hängt massgeblich von der Stärke und der Richtung dieses Starkwindbands ab: Ist die Lage wie im Bild links, dann besteht eine starke Westwindströmung bei uns. Das bringt keine extrem tiefen Temperaturen zu uns, dafür gelegentlich Sturmtiefs, die sich im Atlantik aufgebaut haben. Mit anderen Worten: Eine solche Lage mit starkem Jetstream und «eingeklemmter» Kaltluft über dem Nordpol äussert sich bei uns in Form eines eher milden, dafür niederschlagsreichen Winters.

Beginnt umgekehrt der Polarjetstream instabil zu werden, können Teile des Kaltluftkörpers abgedrängt werden. Dabei gelangt besonders kalte Luft aus dem Norden bis weit in den Süden hinein. (lak)
Ein Vergleich zwischen einem stabilen und einem gestörten Polarwirbel.
Das Bild zeigt den Vergleich zwischen einem stabilen (links) und einem «gestörten», oder welligen, Polarwirbel.Bild: NOAA

Nun mehren sich die Berichte, wonach Bewegung in die normalerweise gut geschlossene Luftmasse kommt. So schreibt auch Meteo News in seinem Blog: «Im Laufe der nächsten Tage kommt es über Sibirien und dem Nordpazifik zu einer deutlichen Erwärmung.» Das würde bedeuten, dass sich der Polarwirbel instabiler zeigt und damit kalte Luft gegen Süden – möglicherweise auch zu uns – entweichen könnte.

Folgendes Bild zeigt, dass da etwas dran ist:

Der mittlere zonale Wind auf 10-hPa-Niveau

Prognostizierter Index des mittleren zonalen Windes auf dem 10 hPa Niveau. Positiv bei Westwind, negativ bei Ostwind; Quelle: ECMWF
Prognostizierter Index des mittleren zonalen Windes auf 10-hPa-Niveau. Positiv bei Westwind, negativ bei Ostwind.Bild: ECMWF

Das Bild zeigt die Prognose für ein sogenanntes «Polarwirbel-Ereignis» Mitte Februar. Ersichtlich ist das anhand der stark abfallenden Winde in einer gewissen Höhe über dem Nordpol. Schwacher werdende Winde bedeuten dort, dass die kalte Luft, die sonst im Winter durch ein Starkwindband zusammengehalten wird, nach Süden entweichen kann.

Einige Meteorologen und Modelle rechnen dabei sogar mit einem sogenannten Polarwirbel-Split, bei dem sich zwei unabhängige Wirbel bilden, die weit nach unten ausscheren.

Kommt damit möglicherweise doch noch sehr kalte Luft zu uns? Hier gibt es gleich mehrere «Aber». Zum einen deutet zurzeit alles darauf hin, dass sich die Winde kurz danach wieder verstärken und sich der Polarwirbel damit schnell wieder fangen wird. Und: Nicht jeder Split führt automatisch zu kalten Temperaturen bei uns. Diese könnten nämlich gerade so gut nach Nordamerika oder Sibirien ausweichen.

Ein später Wintereinbruch scheint zwar nicht ganz ausgeschlossen – und gemäss den Prognosen schwächen sich bis Ende Februar die Winde auch wieder etwas ab – aber doch eher unwahrscheinlich. So rechnet Meteo News auch für Anfang März nicht mit einem richtigen, sogenannten «Major Stratospheric Warming», bei dem sich die kalte Polarluft nach unten verschiebt.

Damit hätten wir erneut einen Winter, der aufgrund der fehlenden uns zugeführten Kälte deutlich zu mild ausfiel. (lak)

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