Die Wasserstände der Schweizer Flüsse und Bäche sind nach nächtlichen Regenfällen am Montagmorgen rasch angestiegen. Auch die Pegel des Zürich- und des Vierwaldstättersees sind gemäss Bund nach einem Rückgang am Vortag am Montag wieder gestiegen. Eine Übersicht.
Der Pegelstand des Bodensees ist in den vergangenen Tagen laufend angestiegen. Seit Montag gilt die dritte von fünf Gefahrenstufen «erhebliche Gefahr». Auch Bäche und Flüsse steigen wieder an.
Erneuter Regen lässt die Pegelstände in den Ostschweizer Gewässern wieder ansteigen. Auf der vom Bund betriebenen Webseite alert.suisse wird am Montagvormittag davor gewarnt, sich im Uferbereich der Sitter und der Goldach aufzuhalten.
Eine solche Warnung werde im Verlaufe des Tages auch für die Thur ausgesprochen, sagte ein Mitarbeiter des Thurgauer Amts für Umwelt auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Pegel der Gewässer würden wieder ansteigen, nachdem sie sich zwischenzeitlich entspannt hätten. Man erwarte aber nicht, dass am Montag die Höchstwerte vom Wochenende erreicht werden. Gerechnet werde mit einer Spitze am Nachmittag.
Während die Fliessgewässer bei Regenpausen relativ rasch wieder weniger Wasser mit sich führen, steigt derzeit der Pegel des Bodensees laufend an. Der See ist an gewissen Stellen kurz davor, über die Ufer zu treten. Einige Gemeinden am Untersee treffen entsprechende Vorkehrungen.
Seit Freitagmittag sind bei der Kantonspolizei Thurgau rund 180 Meldungen wegen des Hochwassers eingegangen, wie ein Sprecher auf Anfrage erklärte.
Wegen des anwachsenden Hochwassers ist der Rhein in Basel für die Schifffahrt gesperrt worden. Das Hochwasser dürfte am Montagabend den Höchststand erreichen, wie aus den Pegelstands-Angaben der Schweizerischen Rheinhäfen hervorgeht.
Gruß vom Rhein bei Basel, den ich so voll noch nie gesehen hab. #hochwasser pic.twitter.com/CiDkKycDW9
— Milla Schön 🐦 (@MillaSchoen) June 1, 2024
Der Rheinpegel überschritt am frühen Montagnachmittag die Hochwassermarke IIa, was eine Sperrung der gesamten Schifffahrt von Rheinfelden bis ins elsässische Kembs zur Folge hatte.
Mit einem Pegelstand von 8,64 Metern dürfte das Hochwasser gemäss Prognosen des Bundesamts für Umwelt am Montagabend, um 20.00 Uhr, seinen Höchststand erreichen und danach langsam wieder abklingen.
Nach dem Dauerregen der vergangenen Tage hat sich die Lage in in Vitznau LU nach einem grossen Hangrutsch am Samstag im Verlaufe des Montags etwas beruhigt.
Obwohl es am Montagmorgen im betroffenen Gebiet in Vitznau zeitweise nochmals stark regnete, sei es zu keinen grossen Rutschungen mehr gekommen, sagte Gemeinderat Erich Waldis auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Lage habe sich stabilisiert, und sie werde sich in den nächsten Tagen hoffentlich weiter beruhigen.
Die Lage werde aber weiterhin überwacht, sagte Waldis. Bei einer Krisensitzung am späteren Montagnachmittag würden weitere Massnahmen besprochen.
Am Samstagmorgen waren Gebiet Hinterbergen Erd- und Gesteinsmassen ins Rutschen geraten. Rund 150'000 Kubikmeter rutschten laut Waldis in die Tiefe. Das entspricht der Ladung von mehr als 1600 Lastwagen mit Anhänger. Im Laufe des Tages hatten sich noch weitere Erdmassen gelöst. Insgesamt dürften laut Waldis rund 300'000 Kubikmeter an Gesteinsmasse in Bewegung gewesen sein.
Bedroht waren in erster Linie acht Bauernhöfe in der Nähe des Rutschgebiets. Diese wurden am Samstag evakuiert. Die Bewohnerinnen und Bewohner konnten in Zwischenzeit aber bereits wieder in ihre Häuser zurückkehren. «Es besteht keine Gefahr mehr», sagte Waldis. Einsatzkräfte bauten Schutzdämme, um den Hangrutsch von Bauernhöfen wegzulenken.
Im Kanton Schwyz ist der Pegelstand des Lauerzersees nach wie vor hoch. An gewissen Stellen trat der See über die Ufer - «aber nicht dramatisch», sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Dies geschehe hin und wieder. Ansonsten blieb der Kanton bislang verschont. In den vergangenen 24 Stunden sei lediglich eine Meldung einer überschwemmten Unterführung eingegangen, sagte der Polizeisprecher.
Der Pegelstand der Reuss steig in der Zuger Gemeinde Hünenberg stark an, so dass der Fluss an mehreren Stellen über die Ufer trat, wie die Zuger Polizei am Montagnachmittag mitteilte. Zahlreiche Geh- und Wanderwege in der Reussebene seien nicht mehr passierbar und aus Sicherheitsgründen gesperrt. Ebenfalls gesperrt seien die alte Reussbrücke sowie die Brücke bei Masschwanden.
Insgesamt gingen bei der Einsatzzentrale der Zuger Polizei am Montagmorgen zwischen 5 und 9 Uhr insgesamt 35 Schadensmeldungen aus dem ganzen Kanton ein. Und zwar wegen überfluteten Keller, Waschküchen und Tiefgaragen. In der Gemeinde Baar mussten die Blickensdorferstrasse und die Neuheimerstrasse wegen umgestürzten Bäumen und kleineren Murgängen gesperrt werden. Verletzte Personen gab es keine.
Zwar haben die starken Regenfälle der vergangenen Tage den Pegelstand des Vierwaldstättersees und der Reuss steigen lassen, wie die Stadt am Montag mitteilte. Am Samstag erreichte der See mit 434,08 Meter seinen bisherigen Höchststand in dieser Niederschlagsperiode. Seitdem sei der Wasserstand wieder kontinuierlich zurückgegangen.
Der Gemeindeführungsstab der Stadt Luzern tausche sich regelmässig mit der Feuerwehr und der städtischen Siedlungsentwässerung aus, heisst es weiter. Vorbereitungen für ein allfälliges Hochwasser würden durch den Gemeindeführungsstab ab einem Pegelstand von 434,25 Meter getroffen.
Zwar zeigten die Wetterprognosen für die nächsten Tage, dass der Wasserstand nochmals ansteigen könne. Die Stadt Luzern geht jedoch davon aus, dass keine Hochwasserschutzmassnahmen ergriffen werden müssen.
Bislang musste der Xylophonweg zwischen Reussinsel und Reusszopf am Samstag vorübergehend gesperrt werden, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Auch in den nächsten Tagen könne es zu weiteren punktuellen Schliessungen kommen, da das Wasser in diesem Bereich übers Ufer treten könne.
In anderen Gebieten des Kantons Luzern ist es laut Simon Kopp, Mediensprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft, zu kurzzeitigen Strassensperrungen und kleineren Hangrutschen gekommen. Insgesamt 45 Meldungen seien im Laufe des Montags eingegangen, bestätigte Feuerwehrinspektor, Marco Blättler, auf Anfrage der Keystone-SDA.
Besonders betroffen gewesen seien die Gemeinden im Oberseetal, darunter Eschenbach und Inwil. Von dort seien die meisten Meldungen eingegangen. Die Feuerwehren kämen der Arbeit aber gut hinterher, so Blättler. Es handle sich vermehrt um kleinere Einsätze.
Die starken Regenfälle der vergangenen Tage haben im Kanton Zürich über 60 Liegenschaften beschädigt: Die Zürcher Gebäudeversicherung rechnet derzeit mit einer Schadensumme von rund zwei Millionen Franken.
Die meisten Schäden sind wegen Überschwemmungen entstanden, wie es in einer Mitteilung der Sicherheitsdirektion vom Montag heisst. Die Zahl der Meldungen und die Höhe der Schadensumme könnte sich allenfalls noch erhöhen; die erste Bilanz wurde am Montagvormittag um 10 Uhr gezogen.
Einen Grosseinsatz leisteten in den vergangenen Tagen die zahlreichen Feuerwehren im Kanton Sie rückten gemäss Mitteilung seit Freitagmorgen weit über 450 Mal aus.
Wie die Sicherheitsdirektion mitteilt, waren die Einsatzkräfte insbesondere in den Bezirken Affoltern, Dietikon, Zürich, Horgen, Meilen, Uster, Winterthur, Pfäffikon und Hinwil gefordert. Aber auch in den drei weitere Bezirken hätten die Feuerwehren wegen des Hochwasserschutzes in hoher Einsatzbereitschaft gestanden.
(dab/sda)