Starke Niederschläge sorgten an zahlreichen Orten in der Schweiz für Hochwasser und Beeinträchtigungen im Verkehr. Eine Übersicht:
Die Autobahn A2 ist seit Sonntag 01.16 Uhr in beiden Fahrtrichtungen wieder offen. Die Polizei hatte am Samstag kurz nach Mitternacht die A2 zwischen Beckenried NW und Erstfeld UR nach heftigen Regenfällen komplett gesperrt, da die Reuss über die Ufer zu gehen drohte.
Zwischen Seedorf und Attinghausen leitete die Polizei Reusswasser ab, wodurch die A2 zwischen den beiden Urner Orten Seedorf und Attinghausen unter Wasser stand. Im unteren Urner Reusstal sind zwei Abschnitte der Autobahn als Rückhaltebecken für Hochwasser ausgelegt. Ab einer bestimmten Abflussmenge der Reuss wird das Wasser auf die A2 geleitet, um das Siedlungsgebiet zu schützen.
Am Samstag hatten Polizei, Hilfskräfte sowie private Bau- und Transportunternehmen die Autobahn auf den überschwemmten Abschnitten geräumt. So konnte bereits um 20.30 Uhr die Fahrspur Nord wieder in Betrieb genommen werden. Nach einer Kontrollfahrt öffnete die Polizei dann am frühen Sonntagmorgen auch die zweite Fahrspur.
Es konnten bereits erste Erkenntnisse aus dem heutigen Reusshochwasser gewonnen werden. Die in den vergangenen Jahren getätigten Investitionen in den Hochwasserschutz haben sich sehr bewährt. Zudem waren die frühzeitige Auslösung der Schutzmassnahmen und der geübte Einbau von Schutzelementen durch die verschiedenen Feuerwehren massgeblich dafür verantwortlich, dass es zu keinen Personenschäden und zu keinen nennenswerten Schäden an Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen gekommen ist. Ebenso halten sich die Flurschäden, gemäss einem ersten Augenschein, in Grenzen.
Die Hochwassersituation habe sich entspannt, begründete das Bundesamt für Strassen (Astra) am Samstagabend die Wiedereröffnung. Der Starkregen habe aufgehört. Es regne nur noch leicht, hiess es auf Anfrage auch bei der Kantonspolizei Uri.
Die Gotthardpasstrasse bleibt noch laut Astra bis heute Sonntag um 08.00 Uhr gesperrt. Vom Sturm betroffene Waldgebiete müssen ausgeholzt und die Baustellen-Signalisation wieder instand gestellt werden. Das ist aus Sicherheitsgründen nötig. Diese Arbeiten werden in dieser Nacht ausgeführt.
Auf der A1 ist es im Kanton Aargau am Samstagvormittag gleich zu drei Unfällen gekommen. Unfallursache war in allen drei Fällen Aquaplaning. Verletzt wurde niemand, aber es entstand hoher Sachschaden, wie die Kapo Aargau mitteilte.
Der erste Unfall ereignete sich um 8.15 Uhr auf der A1 bei Wettingen. Ein in Richtung Zürich fahrender 34-jähriger Automobilist verlor bei strömendem Regen die Herrschaft über seinen Sportwagen. Vom ersten Überholstreifen schleuderte das Fahrzeug nach rechts und stiess dort mit einem anderen Auto zusammen. An beiden Autos entstand beträchtlicher Schaden.
Um 8.40 Uhr kam es dann auf dem gleichen Abschnitt, jedoch in Fahrtrichtung Bern, zu einem Selbstunfall. Dabei geriet ebenfalls ein leistungsstarkes Auto bei Killwangen ins Schleudern und prallte gegen die Mittelleitplanke. Der 20-jährige Lenker blieb unverletzt. Sein Auto wurde beschädigt.
Bei grossem Blechschaden blieb es auch bei einem Unfall, der sich kurz nach 9 Uhr ereignete, und der durchaus schlimmere Folgen hätte haben können. Von der A2 kommend fuhr ein 24-Jähriger bei Oftringen auf die A1 in Richtung Zürich. Dabei passte er die Geschwindigkeit in der engen Kurve der Überleitung nicht den Verhältnissen an. Dadurch brach das Heck des Wagens aus. Dieser schleuderte durch den Grünstreifen und danach quer auf die A1. Dort kam es zum heftigen Zusammenstoss mit einem Lieferwagen. Durch herumfliegende Teile wurde auch ein Wagen auf der Gegenfahrbahn getroffen. Die Kantonspolizei Aargau nahm dem Neulenker den Führerausweis auf Probe vorläufig ab.
In der Innerschweiz sind rund 1500 Menschen von der Aussenwelt abgeschnitten. Betroffen sind die Gemeinden Betschwanden, Rüti und Linthal GL. Im nahegelegenen Diesbach GL mussten 13 Personen evakuiert werden, wie die Kantonspolizei Glarus in einem Communiqué schreibt. Die Kantonsstrasse musste gesperrt werden, die SBB stellte den Betrieb auf der Strecke Schwanden – Linthal ein.
Im Ort Diesbach war die Lage besonders kritisch, wie der Kanton Glarus am Samstagmittag meldete. Der Diesbach habe nicht nur viel Wasser geführt, sondern auch Geschiebe mitgerissen. Zu befürchten war, dass er sein Flussbett verlassen und bewohnte Gebiete oder die Strasse überschwemmen könnte. Um 9 Uhr wurden 10 Gebäude mit insgesamt 13 Bewohnern evakuiert. Momentan versuchen die Einsatzkräfte, Schlamm- und Steinablagerungen mittels Ausbaggerungen zu verhindern. Es stehen über 100 Personen und mehrere Bagger im Einsatz.
Diesbach (Kt Glarus) heute Morgen! pic.twitter.com/fzJUqxapqX
— HANS-PETER SUESS (@HansPeterSuess) October 3, 2020
Hier hat es seit Freitag-Mitternacht bis Samstagmorgen am meisten geregnet:
Die Übersicht zeigt, wo es bis Samstagmorgen (6 Uhr) in den letzten 24 Stunden am meisten geregnet hat:
Da ist ordentlich was zusammengekommen in den letzten 24 Stunden. Und es kommt noch mehr. https://t.co/qX1imZVUtp @meteoschweiz @bafuCH #Sturm #starkregen #hochwasser pic.twitter.com/n0HtlGFRFS
— Markus Müller (@Mueller_M63) October 3, 2020
Der starke Regen in der Innerschweiz lässt Bäche über die Ufer treten. So musste die Autobahn A2 zwischen Beckenried NW und Erstfeld UR am frühen Samstagmorgen wegen Hochwasser gesperrt werden, wie die Kantonspolizeien in Uri und in Nidwalden auf Anfrage mitteilten.
In Seedorf sei um Mitternacht der Hochwasseralarm der Reuss ausgelöst worden. Seither seien mehrere Feuerwehren des Kantons Uri damit beschäftigt, Bauten vor dem Hochwasser zu schützen, Sturm- und Wasserschäden zu beheben und Sperren in Betrieb zu nehmen.
Die Polizei sperrte die Autobahn A2 zwischen Beckenried und Erstfeld in beiden Fahrtrichtungen, da die Fahrbahn zwischen Seedorf und Attinghausen im Kanton Uri unter Wasser steht. Zwischen Gurtnellen und Wassen ist die Kantonsstrasse im Bereich Pfaffensprung gesperrt.
Die Sperrung der A2 bleibt auf unbekannte Zeit bestehen. Der Transitverkehr, insbesondere der Schwerverkehr, wird in beiden Richtungen über die A13 San-Bernadino-Route umgeleitet, teilte die Kantonspolizei Uri am frühen Samstagmorgen in einem Communiqué mit.
Die Autobahnraststätte an der Gotthardroute und das Schwerverkehrszentrum in Erstfeld hätten evakuiert werden müssen, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Es regne weiterhin sehr stark.
Die Kantonsstrassen zwischen Flüelen und Erstfeld im Kanton Uri sind überlastet, nachdem die Autobahn A2 in der Nacht auf Samstag wegen Hochwasser gesperrt wurde. Um Dammbrüche zu vermeiden, war Wasser von der Reuss auf die Autobahn geleitet worden.
Die Sperrung der Autobahn auf der Nord-Süd-Achse wirke sich auf die Kantonsstrassen aus. Betroffen seien die Hauptstrassen zwischen Flüelen und Erstfeld, auf die der gesamte Verkehr ausgewichen sei. Es komme zu Verkehrsbehinderungen. Die Sperrung dauert mindestens bis am Nachmittag.
Das Hochwasser der Melezza aus dem #Centovalli und Isorno #Onsernone bei Intragna. Hier inoffizielle Messung 24 Std. 250 mm. #Unwetter #Tessin pic.twitter.com/ig0MOgn5ce
— Andreas Hostettler (@wintimet) October 3, 2020
Auch im Tessin schüttet es derzeit wie aus Kübeln. Laut SRF Meteo hat es in den vergangen 24 Stunden zum Teil mehr geregnet als sonst im ganzen Monat Oktober. So sind in Mosogno 305 Millimeter Regen gefallen. Auch sonst gab es im Tessin und in angrenzenden Gebieten teilweise deutlich über 100 Millimeter Niederschlag.
Starker Regen und heftiger Wind haben im Tessin Spuren hinterlassen. Vor allem im Raum Locarno gab es in der Nacht auf Samstag Unwetterschäden. Erst am Samstagvormittag liess der Regen allmählich nach.
Rund 40 Mal mussten Feuerwehrleute ausrücken, namentlich in der Region Locarno. Mehrere Stromausfälle wurden gemeldet, wie die Kantonspolizei am Samstag mitteilte. In den Grossräumen Locarno, Lugano und Bellinzona waren einige Nebenstrassen wegen umgestürzter Bäume blockiert.
Der Fluss Ticino trat an mehreren Stellen über die Ufer. In der Magadino-Ebene mussten Kühe von ihren Weiden in Flussnähe geholt und in Sicherheit gebracht werden. Die Maggia führte so viel Wasser wie noch nie, bis zu 2337 Kubikmeter in der Sekunde.
Auf der Cimetta oberhalb von Locarno wurden Böen von bis zu 144,7 Kilometern pro Stunde gemessen. Auf dem 2171 Meter hohen Gipfel Matro oberhalb der Leventina waren es sogar 181,1 Kilometer pro Stunde. Das war nach Angaben von Meteoschweiz der zweithöchste je von einem Scirocco-Sturm erreichte Wert. Laut dem Wetterdienst war die intensivste Phase der Niederschläge im Tessin am Nachmittag vorüber.
Auch im Bahnverkehr gab es am frühen Samstagmorgen Unannehmlichkeiten, wie der Bahnverkehrsinformation entnommen werden konnte. Wegen Hochwassers war etwa der Verkehr zwischen Meiringen und Interlaken Ost im Kanton Bern unterbrochen. Wie lange die Störung dauern sollte, war unklar. Wegen Hochwasser-Gefahr war zudem die Strecke zwischen Münster VS und Andermatt UR auf unbestimmte Zeit unterbrochen.
Wegen Hochwassers war zwischenzeitlich auch die Strecke zwischen Brig VS und Domodossola (IT) unterbrochen. Nachdem diese Warnung aufgehoben und der Verkehr wieder freigegeben werden konnte, kam es im Bahnhof Brig aber wegen einer Fahrleitungsstörung zu Unterbrüchen.
In Appenzell Innerrhoden kamen starke Winde dazu. Deswegen war etwa die Strecke zwischen Weissbad und Wasserauen voraussichtlich bis 9 Uhr unterbrochen. (meg/sda)