Das Baby schwitzt, hat einen trockenen Mund, Fieber, wirkt apathisch, hat nicht einmal mehr die Kraft, um zu schreien, um den Eltern zu zeigen, dass es Hilfe braucht. Es hat einen Hitzeschlag und müsste eigentlich sofort in medizinische Behandlung. Ansonsten könnte es nicht überleben. Bei der derzeitigen Hitze ist dies die Horrorvorstellung vieler frischgebackener Eltern.
Gemäss Philipp Meyer, Chefarzt Neonatologie am Kantonsspital Aarau, ist diese Angst nicht ganz unbegründet. «Je jünger und damit kleiner, desto gefährlicher ist die Hitze», sagt Meyer.
Dies, weil Babys durch ihre kleinere Körpermasse weniger Reserven haben als Erwachsene. Ihre Körperoberfläche ist hingegen im Verhältnis zum Gewicht grösser. «Damit hat die Aussentemperatur mehr Angriffsfläche», sagt Meyer. Hinzu komme, dass Babys weniger Möglichkeiten hätten, ihre Körpertemperatur selbst aktiv zu regulieren – etwa indem sie schwitzten.
Bei diesen Aussagen überrascht es nicht, dass die Zürcher Hebamme Franziska Summermatter immer wieder Gespräche mit Eltern führt, die Angst haben, dass ihr Baby einen Hitzeschlag bekommt. Summermatter beruhigt sie jedoch immer mit folgenden Worten: «Babys schreien sofort, wenn ihnen unwohl ist. Man müsste sie schon einen halben Tag lang ignorieren, damit es überhaupt so weit kommen kann.»
Damit möchte Summermatter die Gefahr, die von Hitze ausgeht, nicht schmälern, aber eben auch nicht dramatisieren. «Solange die Kleinen immer trinken können, wenn sie sich bemerkbar machen, ist alles gut», sagt Summermatter.
Sie rät, den gesunden Menschenverstand walten zu lassen. Also: Babys auf keinen Fall alleine im Auto lassen – auch nicht kurz –, sie nicht in die pralle Sonne legen, ihnen nicht zu viel anziehen und sie im Zweifelsfall mit einem nassen Lappen kühlen. Auch ein Ventilator kann helfen. Dieser sollte aber nicht direkt auf das Kind gerichtet sein.
«Eltern machen intuitiv meistens schon alles richtig, so dass ein Baby weder dehydriert noch überhitzt», sagt Summermatter. Sie sorgt sich bei diesen Temperaturen darum weniger um Babys, sondern um ältere Menschen. Auch ihre Körper könnten mit der Hitze nicht mehr klarkommen. Georg Staubli, Notfallarzt am Universitäts-Kinderspital Zürich, stimmt ihr zu. Und erklärt: «Ältere Menschen trinken generell zu wenig und hören – nicht so wie Säuglinge – wenig auf ihren Körper.»
Sie holten sich beispielsweise keine Hilfe, legten keine Pause ein oder würden nicht trinken, wenn ihnen im Sommer schwindlig würde. «Unter diesen Umständen können die jetzigen Temperaturen darum wirklich lebensbedrohlich für sie sein», sagt Staubli.
Das Risiko einer Überhitzung besteht gemäss Staubli in unseren Breitengraden erst ab 35 Grad. Bei höherer Luftfeuchtigkeit besteht das Risiko gar bei kühleren Temperaturen. Denn: «Ab einer Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 Prozent können wir nicht mehr schwitzen und uns damit selbst abkühlen», sagt Staubli. Für die letzten heissen Tage legt er darum vor allem auch Erwachsenen ans Herz: Trinkt viel, kühlt euch ab und hört auf euren Körper. Als Baby konnten wir das nämlich alle einmal.