Ein Heli bringt eine Ladung Schnee auf den Gipfel des Skigebietes Luchon-Superbagnères. bild: montage watson/france3
Helis fliegen tonnenweise Schnee in Skigebiete – auch in der Schweiz
Um den Skibetrieb trotz der viel zu warmen Temperaturen zu retten, hat ein französisches Ski-Resort kurzerhand 50 Tonnen Schnee eingeflogen. Die umweltschädliche Methode kommt auch in der Schweiz zum Einsatz. Umweltschützer sind empört.
Es sind bizarre Bilder, die uns aus der Skistation Luchon-Superbagnères in den Pyrenäen erreichen. Ein Helikopter fliegt als Unterlast eine Ladung Schnee auf einen Berggipfel. Die Skifahrer schauen mit grossen Augen zu, wie die weisse Pracht angeflogen kommt. Im Hintergrund sind grasgrüne Bergketten zu sehen. Am vergangen Wochenende transportierten die Helis total 50 Tonnen Schnee in das vom Schneemangel geplagte Skigebiet.
Nun hagelt es Kritik gegen die umweltschädliche «Beschneiungs-Strategie» durch Helikopter. «Das ist angesichts der Klimaerwärmung total verrückt. Nichts kann diesen Unsinn rechtfertigen», so ein Mitglied der lokalen Grünen Partei zur Nachrichtenagentur AFP.
Was kaum bekannt ist: Auch in der Schweiz kommen Helis zum Einsatz, um Pisten zu beschneien.
Am 10. Januar 2020 flogen Helis der Air Glaciers Schnee nach Wengen, damit der Slalomhang des Lauberhornrennens trotz des Wärmeeinbruchs richtig präpariert werden konnte. Laut OK-Präsident Urs Näpflin waren circa 100 Flüge nötig, um 200 Kubikmeter Schnee von einem Schneedepot in den untersten Teil der Slalomstrecke zu befördern. Dies entspricht einem Gewicht von rund 100 Tonnen. Also doppelt so viel wie in den Pyrenäen. «Natürlich tönt es wahnsinnig blöd, Schnee mit dem Heli zu transportieren. Aber nur so konnten wir das Slalom- und Kombirennen retten. Der Einsatz war absolut gerechtfertigt», so Näpflin zu watson. Man habe den Entscheid nicht leichtfertig gefällt. Man dürfe die Lauberhornrennen nicht auf die Ökobilanz reduzieren. Der Weltcup-Anlass würde eine sehr hohe Wertschöpfung für die ganze Region generieren.
In Engelberg wurden nach einem Föhnsturm am 24. Dezember 2019 60 Kubikmeter Schnee eingeflogen, um die Talabfahrt zu präparieren. «Der Schnee wurde per Helikopter geliefert, um einen Landschaden zu verhindern», sagt Peter Reinle, stv. CEO bei den Titlis Bergbahnen, zu 20 Minuten. Zwei Föhnstürme hätten den Einsatz nötig gemacht.
Ein Heli (links) fliegt in Engelberg Schnee für die Talabfahrt ein. bild: screenshot 20Minuten
Die 4,2 Kilometer lange Schlittelbahn Muottas Muragl im Engadin kämpfte im Januar 2016 mit akutem Schneemangel. Die Verantwortlichen beauftragten kurzerhand die Heli Bernina, Schnee zu liefern. Ganze 42 Rotationen flogen damals die Piloten. «Das war bislang das einzige Mal in der Firmengeschichte, dass wir Schnee transportiert haben», sagt Adrian Gloor, stv. Betriebsleiter Heli Bernina, zu watson.
Bei Swisshelicopter, einer der grössten Heli-Firmen der Schweiz, sind aktuell keine entsprechenden Einsätze bekannt. «In den 1990er-Jahren hingegen war üblich, Schnee per Helikopter einzufliegen. Denn damals gab es noch keine Beschneiungsanlagen», erinnert sich ein Mitarbeiter.
Bei der Schweizer Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness stimmen die Heli-Schneetransporte nachdenklich. «Es ist wirklich traurig, wenn Helis Skipisten beschneien müssen. Es zeigt, dass der Wintersport wegen der Klimaerwärmung mancherorts keine Zukunft hat», sagt Geschäftsleiterin Maren Kern zu watson.
«Die Schnee-Heliflüge sind nicht sehr ökologisch. Wir wollen es nicht wieder tun.»
Hervé Pounau
Zurück in die Pyrenäen. Gegenüber AFP rechtfertigte der Direktor des örtlichen Departementsrates den 6000 Euro teuren Einsatz.« Wir werden auf lange Sicht mindestens das Zehnfache Rendite dieser Investition erhalten und 80 Arbeitsplätze sichern», so Hervé Pounau. Zugleich räumte er ein, dass das Vorgehen «nicht sehr ökologisch» sei. «Wir haben nicht die Absicht, es wieder zu tun. »
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Die beliebtesten Kommentare
Mate
18.02.2020 18:41registriert April 2015
Dann fällt halt mal ein Rennen ins Wasser. Wenigstens merkt so auch mal die Cüplitrinker, dass Klimawandel auch sie betrifft.
Bin kein Umweltschützer, aber das finde ich eine Riesensauerei. Wenn es zu warm ist, weil wir ja offensichtlich schon genug Dreck in die Umwelt pumpen, müssen wir sicher nicht noch, wegen eines popligen Skirennens, einen drauf geben.
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