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Bombardier: SBB-Pannenzug jetzt «verlässlicher und komfortabler»

Bombardier zum SBB-Pannenzug: «Haben 75% der Störungen behoben»

06.11.2019, 10:0106.11.2019, 14:37
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400 Meter lang, 1300 Passagiere, 4 Jahre Verspätung: Der neue Intercity der SBB ist da

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400 Meter lang, 1300 Passagiere, 4 Jahre Verspätung: Der neue Intercity der SBB ist da
Die SBB präsentierten im Mai 2017 ihren neuen Intercity-Zug erstmals den Medien. Der Zug mit dem Namen «Twindexx Swiss Express» wird von der Firma Bombardier hergestellt. Hier steht er im Bahnhof Interlaken bereit für die Abfahrt.



quelle: keystone / anthony anex
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Der Pannenzug ist gemäss Hersteller Bombardier kein Pannenzug mehr: Der FV-Dosto sei deutlich komfortabler und verlässlicher geworden. Ingenieure fahren heute keine mehr mit.

Er sei sich bewusst, dass dieser Zug ein emotionales Thema sei, sagte Stéphane Wettstein, Geschäftsführer von Bombardier Schweiz, am Mittwoch vor den Medien in Zürich. Beide Partner, also Bombardier und die SBB, hätten ihr Lehrgeld bezahlt.

In den vergangenen Wochen und Monaten war Bombardier daran, die zahlreichen Mängel des Zuges zu beheben. Mittlerweile sei viel erreicht. Ingenieure, die im Notfall eingreifen können, fahren auf keinen Linien mehr mit.

«Die Pünktlichkeit ist heute sehr hoch», sagte Wettstein. Seit dem Fahrplanwechsel 2018 hätten zudem rund 75 Prozent der technischen Störungsursachen eliminiert werden können.

In Sachen Komfort habe vor allem die Installation einer neuen Software viel geholfen. Seit September diesen Jahres seien die Züge damit unterwegs. «So konnten wir die Schwankungen, die vor allem im Obergeschoss auftraten, deutlich reduzieren.»

«Nutzen Sie das Unterdeck»

Heute seien die Schwankungen vergleichbar mit jenen in einem Doppelstockzug des Typs IC2000. «Fahrkomfort ist ein persönliches Gefühl. Aber das hier ist Physik», sagte Wettstein weiter. Diese Verbesserung sei messbar. «Ein kleiner Tipp für alle, die immer noch unzufrieden sind: Nutzen Sie das Unterdeck. Das ist stabiler.»

Generell sei er der Meinung, dass der FV-Dosto erst beurteilt werden solle, wenn er in einem stabilen Betrieb sei. Man dürfe nicht vergessen, dass dieser Zug «komplexer, innovativer und zukunftsweisender» sei als andere Modelle.

Ein Beispiel dafür ist gemäss Wettstein der druckdichte Wagenkasten. Er ermöglicht es, dass die Passagiere beim Einfahren in einen Tunnel keinen Ohrendruck bekommen. Es sei ganz normal, dass man bestimmte Funktionen optimieren müsse. Schliesslich solle das Produkt die nächsten 30 Jahre in Betrieb sein.

SBB will weitere Verbesserungen

Insgesamt übergaben Bombardier bis jetzt 25 Dosto-Züge an die SBB, wobei noch nicht alle in Betrieb sind. Ein Teil wird für Personalschulungen benötigt, zudem werden an einzelnen Zügen laufend Verbesserungen vorgenommen. Bis im Sommer 2021 soll die ganze Flotte von 62 Zügen ausgeliefert werden.

Wegen der Kritik in den vergangenen Monaten geht Bombardier nun in die Informations-Offensive. Das Unternehmen schaltete eigens eine Website zum FV-Dosto auf. Unter swissdosto.ch finden Interessierte Informationen zur Einführung und zum Betrieb des Zuges.

Aus Sicht der SBB sind die gemeinsam erzielten Fortschritte erfreulich: «Wir arbeiten weiterhin gemeinsam an der Inbetriebnahme jedes einzelnen neuen Zuges», hiess es bei der Medienstelle auf Anfrage. Die Zuverlässigkeit müsse weiter gesteigert werden, so dass die SBB den Zug ohne Einschränkungen einsetzen könnten. (aeg/sda)

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49 Kommentare
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Meyer Andrej
06.11.2019 10:13registriert August 2019
Alles super und perfekt. Für jede kleinere Softwareänderung darf das Lokpersonal in Freizeit einen virtuellen Kurs besuchen, welcher mit einer Erfolgskontrolle abgeschlossen wird. Dazu kommen noch andere Kürsli, alles in der Freizeit. Früher gab es Instruktionstage, heute dürfen wir das zu hause erledigen.
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MacB
06.11.2019 11:48registriert Oktober 2015
«Fahrkomfort ist ein persönliches Gefühl. Aber das hier ist Physik» und "nutzen Sie das Unterdeck"

Geht's noch? Dann baut doch nicht solche Sch...züge.
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CHSpeedy
06.11.2019 11:36registriert Juni 2017
Ich liebe diese "agilen" Entwicklungen; Bau mal schnell einen Doppelstockzug und falls es rüttelt und schüttelt bauen wir noch ein paar Sensoren, Motoren und Elektronik ein, am Ende eine Software draufgeklatscht... Zack, fertig ist der innovative Zug 🤦🏻‍♂️ Ok, hat halt ein bisschen länger gedauert 🤷🏻‍♂️
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