Schweiz
Wirtschaft

Wegen Mehrkosten: Bauern fordern höhere Milch- und Getreide-Preise

Wegen Mehrkosten von 900 Mio. Franken: Bauern fordern höhere Milch- und Getreide-Preise

10.08.2022, 15:37
Mehr «Schweiz»

Landwirtinnen und -wirte sind wegen gestiegener Preise mit Mehrkosten von rund 900 Millionen Franken konfrontiert. Auf 300 Millionen Franken davon bleiben sie sitzen. Ihre Verbände verlangen darum höhere Preise für Milch und Getreide.

Demnach soll der Preis für 100 Kilo Brotgetreide um acht Franken steigen, der Milchpreis um fünf Rappen pro Kilo. Hinter der Forderung stehen der Schweizer Bauernverband (SBV), die Schweizer Milchproduzenten (SMP) und der Schweizer Getreideproduzentenverband, wie sie am Mittwoch in einem gemeinsamen Communiqué schreiben.

Sie machen geltend, dass alle Industriezweige unter höheren Produktionskosten leiden, so auch die Landwirtschaft. Die drei Verbände veranschaulichen das Problem am Brot- und Getreidepreis. Der Anbau eines Hektars (10'000 Quadratmeter) Brotgetreide ist wegen der gestiegenen Energie-, Dünger- und Maschinenkosten 500 Franken teurer geworden. Um das zu decken, wäre die Preiserhöhung um acht Franken für 100 Kilo Weizen nötig.

4.20 Franken mehr fürs Brot

Das würde den Verkaufspreis eines Kilos Brot um 8 Rappen erhöhen. Aktuell liegt der Brotpreis gemäss den Verbänden bei etwa 7.60 Franken pro Kilo. Mit der relativ geringen Preiserhöhung von knapp zwei Prozent würden die Produzenten einen fairen Preis erhalten.

Brot
Eine Erhöhung des Getreidepreises wird auch den Brotpreis ansteigen lassen.shutterstock

Der durchschnittliche Schweizer Haushalt mit 2.2 Personen kauft im Jahr 52.9 Kilo Brot. Im Portemonnaie dieses Haushalts würde sich die Preiserhöhung mit Mehrkosten von 4.20 Franken im Jahr niederschlagen, rechnen die Verbände vor.

Der Bauernverband erwartet von den Getreidebranche und den nachgelagerten Detailhändlern eine Nachbesserung für die diesjährige Ernte. Bäuerinnen und Bauern seien auf eine angemessene Entschädigung angewiesen und müssten ihre Mehrkosten auch weitergeben dürfen.

Du kannst auch selber Brot backen. Hoffentlich gelingt es besser als diese hier:

1 / 26
Diese 23 Leute können mit ihren Backkünsten definitiv nicht angeben
quelle: instagram/north_london_allotment
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Die Erhöhung der Brotpreise von anfangs Jahr wegen der vermeintlich höheren Getreidepreise würde das bei weitem ermöglichen, schreibt der SBV.

Fünf Rappen mehr für Milch

Die Milchproduzenten hatten bereits im März den Richtpreis pro Kilo Milch um fünf Rappen erhöht. Grund war damals die sinkende Inlandproduktion bei gleichzeitiger guter Preisentwicklung auf den internationalen Märkten.

Nicht zuletzt durch den Krieg in der Ukraine stiegen die Produktionskosten den Angaben zufolge seither und waren im Mai fast zehn Prozent höher als im Vorjahr. Gleichzeitig bleibt Milch international weiter sehr gefragt, und die internationalen Preise sind weiter gestiegen. Aus diesen Gründen verlangen der Bauernverband und die Milchbauern fünf Rappen mehr pro Kilo Milch, das sie in der Molkerei abliefern.

A-, B- und C-Milch

Gemäss dem letzten vorhandenen Milchpreismonitoring der SMP vom Mai lag der Produzentenpreis für A-Milch im Schnitt bei 70.62 Rappen pro Kilo, jener für B-Milch bei 57.30 Rappen. A-Milch wird für gestützte und geschützte Produkte verwendet, die eine hohe Wertschöpfung haben. Darunter fällt auch der grösste Teil des Exportkäses.

B-Milch wird zu Produkten ohne Grenzschutz und mit höherem Konkurrenzdruck verarbeitet, etwa zu Quark oder Milchmischgetränken. C-Milch fällt wegen der geringeren Produktion derzeit nicht an. Sie ist direkt für den freien Export in Nicht-EU-Länder zum - entsprechend geringen - Weltmarktpreis vorgesehen, etwa in Form von Milchpulver. (saw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Brotbacken im 200-Seelen-Dorf Salouf
1 / 7
Brotbacken im 200-Seelen-Dorf Salouf
Zuerst schiebt Gianna 20 Holzscheite in den Steinofen, um ihn einzuheizen.
quelle: watson
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Diese Frau zerdrückt Brot mit ihrem Gesicht – und verdient damit Geld
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
37 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Gandalf-der-Blaue
10.08.2022 16:06registriert Januar 2014
Wenn ich das richtig lese, bedeutet dies: Es geht nicht um Kriegsgewinnlerei, sondern darum, die höheren Produktionskosten der Bauern zu decken. Denn von den beschlossenen Preiserhöhungen bei Brot und Milch kommt nur ein Bruchteil bei den Bauern an. Darum: Bevor hier wieder das Geschrei von wegen Subventionsjägern und Steuerschmarotzern losgeht: Die Geschichte hat nicht zum Ziel, dass die Bauern mehr verdienen, sondern, dass sie die gestiegenen Kosten auf ihren Produkten weitergeben können. Fair enough, wie ich finde.
4411
Melden
Zum Kommentar
avatar
Marjorie
10.08.2022 17:19registriert Mai 2021
Milch und Brot ist ja schon teurer geworden, warum ist davon nichts beim Bauern angekommen? Dass der Bauer mit den höheren Kosten nicht mehr wirtschaftlich ist, ist klar, das muss ausgeglichen werden, ABER es muss beim Bauern ankommen und nicht beim Händler oder Zwischenhändler.
345
Melden
Zum Kommentar
avatar
TommyGun
10.08.2022 16:22registriert Oktober 2020
Angesichts der ganzen Produkte die durch den Ukrainekrieg alle knapp & teuer werden, könnte man glatt meinen das vor dem Krieg die Ukraine eine absolute Wirtschaftssupermacht war. Klar gestiegene Energiekosten, Getreide fehlt usw. Aber es ist ja nicht so, dass nur das aufgeschlagen wird; man hat das Gefühl das an jedem einzelnen Teil der Wertschöpfungskette derzeit mal 10% pauschal aus Gründen draufgeschlagen werden und sich das alles im Endverbraucherpreis dann multipliziert niederschlägt.
264
Melden
Zum Kommentar
37
Von 1 bis 16 Franken pro 100 Gramm – so krass variieren die Osterhasen-Preise
Fast drei Osterhasen verputzen Herr und Frau Schweizer im Durchschnitt pro Jahr. Wie viel sie dafür berappen, variiert gewaltig. Denn der Luxus-Osterhase vom Chocolatier ist fast 16 Mal teurer als die Billigstvariante aus dem Discounter.

Auch in diesem Jahr werden an Ostern wieder haufenweise Osterhasen aus Schokolade verdrückt. Nach Schätzungen von Chocosuisse, dem Verband der Schweizer Schokoladenfabrikanten, werden in der Schweiz pro Jahr allein für den Inlandmarkt rund 20 Millionen Osterhasen produziert – das sind fast drei Osterhasen pro Kopf. Rund 7 Prozent des jährlichen Schokoladenabsatzes in der Schweiz gehen auf das Konto der Osterfeiertage.

Zur Story