Schweiz
Umwelt

Greenpeace Schweiz will Werbung für Fleisch, Milch und Eier verbieten

Greenpeace will Werbung für Fleisch, Milch und Eier in der Schweiz verbieten

Werbung für tierische Produkte sei «manipulativ» und widerspreche den Nachhaltigkeitszielen, kritisiert Greenpeace. Die Umweltorganisation will diese darum in der Schweiz verbieten. Ausnahmen soll es nur für Hofläden geben.
18.05.2022, 02:4218.05.2022, 06:41
Peter Walthard / ch media
Mehr «Schweiz»

Mit fast 40 Millionen Franken jährlich fördert das Bundesamt für Landwirtschaft Organisationen wie Swissmilk oder Proviande. Mit dieser sogenannten Absatzförderung für Milch oder Fleisch aus der Schweiz versuchen diese Branchenorganisationen, den Umsatz der stark auf Viehwirtschaft ausgerichteten einheimischen Bauern anzukurbeln.

Tierische Produkte wie Käse schaden laut der Umweltorganisation dem Planeten - auch dann, wenn sie aus der Schweiz kommen.
Tierische Produkte wie Käse schaden laut der Umweltorganisation dem Planeten - auch dann, wenn sie aus der Schweiz kommen.Bild: Keystone

Umweltschützern ist diese Absatzförderung schon länger ein Dorn im Auge. «Tierprodukte als Lebensmittel belasten die Umwelt stärker als pflanzliche Lebensmittel», schreibt dazu Greenpeace Schweiz in einer am Mittwoch lancierten Petition. In dieser verlangt die Organisation nicht nur ein Ende der Absatzförderung für tierische Produkte, sondern gleich ein generelles Werbeverbot - auch für den gesamten Detailhandel.

Selbst «an öffentlichen Veranstaltungen, Orten, in Nachrichtenmagazinen und anderen Broschüren» will Greenpeace den Milch- und Fleischproduzenten Sponsoring künftig verbieten. Betroffen wäre auch «Lobbyarbeit an Schulen», namentlich Unterrichtsmaterial wie Znüniboxen, welche Branchenorganisationen wie Swissmilk den Kindern zur Verfügung stellen.

Ein swissmilk Aufkleber klebt auf einem Laptop eines SVP-Nationalrats, waehrend der Fruehlingssession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 8. Maerz 2022, im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Peter Kl ...
Auch Werbung für Schweizer Milch finden Greenpeace keine gute Sache.Bild: keystone

Greenpeace wirft der Branche «manipulative Werbung» vor

Greenpeace begründet die ultimative Forderung damit, dass die Werbung für Fleisch, Milch und Eier manipulativ sei. Die Umweltorganisation untermauert den Vorwurf durch eine gleichentags veröffentlichte Studie. Für diese wurden 600 Werbungen untersucht, die zwischen 2018 und 2019 von Grossverteilern und Produzentenorganisationen geschaltet wurden.

Diese operierten mit Bildern von heiler Natur, traditioneller Landwirtschaft und Schweizer Traditionen, kommt die Auftragsstudie zum Schluss. Angesichts der Realitäten der hiesigen Tierhaltung sei dies irreführend, kritisiert Greenpeace. Ganz besonders stösst sich die Umweltorganisation daran, dass dabei Grossverteiler mit einem ökologischen Image operieren.

Die Werbung gehe direkt auf ökologische oder tierschützerische Bedenken ein und verdrehe sie zur Aussage: «Wer Schweizer Milch oder Fleisch konsumiert, schützt die Natur», wird Alexandra Gavilano in der Mitteilung zitiert. Doch, so die Greenpeace-Ernährungsexpertin weiter: «In Wahrheit schadet der Konsum dieser Produkte dem Planeten.»

Ausnahmen gäbe es nur für Hofläden und Dorfmetzger

Ausnahmen vom Werbeverbot für tierische Produkte soll es nur für «Produzierende mit Direktverkauf» geben, erläutert Greenpeace-Sprecherin Michelle Sandmeier gegenüber CH Media. Hofläden könnten ihre Produkte also weiterhin bewerben. Auch der Dorfmetzger wäre nicht betroffen. «Das Verbot soll dort greifen, wo die Marktmacht ist», sagt Sandmeier - also bei grossen Detailhändlern wie Migros, Coop, Denner, Aldi oder Lidl.

Ein Metzger legt am Dienstag, 31. Juli 2007, in seinem Laden in Stuttgart ein Stueck Fleisch in die Verkaufstheke. Die Verbraucher muessen sich nach Ansicht von Bauernpraesident Gerd Sonnleitner an st ...
Dorfmetzger sollen ihr Fleisch weiterhin bewerben dürfen.Bild: AP

Neu ist die Forderung nicht. 2021 reichte die Zürcher Nationalrätin Meret Schneider (Grüne) beispielsweise ein Postulat zu «Werbung und Aktionen auf Produkte, welche den Ziele der Ernährungsstrategie des Bundes zuwiderlaufen» ein. Im Blick hatte sie dabei vor allem Werbung für Fleisch aus Übersee.

Und 2019 hatte die Veganervereinigung SwissVeg in einem Brief an die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats gefordert, dass keine öffentlichen Gelder mehr in die Fleischwerbung fliessen dürfen. Der damalige Basler SP-Nationalrat Beat Jans brachte das Thema bereits 2015 mit einer Interpellation auf das politische Parkett. Er regte darin an, dass es staatlich subventionierte Fleischwerbung nur noch für ökologisch vorbildliche Produktion geben dürfe. Allerdings erfolglos.

Fleischproduzenten wehren sich schon länger Angriffe von Links-Grün

Die neue Petition von Greenpeace bestätigt Befürchtungen namentlich der Fleischproduzenten: Sie sehen sich zunehmend im Fadenkreuz der Klimabewegung. «Manche sprechen über Fleisch, als wären es Zigaretten», sagte etwa Mike Egger, SVP-Nationalrat und gelernter Fleischfachmann. 2019 als Reaktion auf eine Forderung der Grünen nach Massnahmen zur Senkung des Konsums von Fleisch. Dies werde der Schweizer Landwirtschaft nicht gerecht. «Massentierhaltung wie in der EU gibt es bei uns nicht», erklärte Egger.

Der Branchenverband Proviande weist ausserdem seit längerem darauf hin, dass er für einen gemässigten Konsum stehe: «Auch wir unterstützen die Empfehlungen der Lebensmittelpyramide, und damit einen gemässigten Konsum von Fleisch», hiess es etwa von Regula Kennel, Leiterin Unternehmensentwicklung bei Proviande. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So lustig und unterhaltsam kann Werbung sein
1 / 49
So lustig und unterhaltsam kann Werbung sein
Weil Eltern manchmal nicht sehen, was sie sehen sollten.
quelle: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Bewegtbild Bewerbungsfail
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
265 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
*Diesisteinzensurportal*
18.05.2022 06:18registriert Oktober 2018
...und noch etwas: Hört endlich auf die Bevölkerung mit Petitionen und Initiativen zu gängeln, welche schon vom ersten Tag an zum Scheitern verurteilt sind! Investiert eure Energie und Geld zum Beispiel in die Förderung von Anti Food Waste Programmen wie "toogoodtogo", da könnt ihr etwas bewirken, auch bei Leuten deren Unterstützung ihr sonst gar nie hättet. Stattdessen geht ihr den Menschen auf den Zeiger. Naja, solange genug Spendengelder da sind kann man ja in seiner Idealismusblase gut leben.
25944
Melden
Zum Kommentar
avatar
SBRUN
18.05.2022 06:14registriert September 2019
Da würde ich vorher noch die Werbung mit Kinder a la "min Pappi chan us stei Silber mache...." und Vergleichbares verbieten. Kinder solch idiotische Texte sprechen zu lassen finde ich nämlich widerlich. Das Argument "manipulative Werbung" ist auch schwer zu verstehen, den Werbung manipuliert grundsätzlich. Und zum Schluss, das Frühstücksei bleibt, und wenn Vertreter von Greenpeace sich an mein Kochfeld ketten oder heute noch beliebter kleben.
15130
Melden
Zum Kommentar
avatar
Glenn Quagmire
18.05.2022 06:30registriert Juli 2015
Ich bin für ein Verbot von Verbotsforderungen.
5715
Melden
Zum Kommentar
265
Grosses Klimaprojekt: Diese Firma erfreut SVP-Bundesrat Rösti – und den Klimastreik
Die Firma Flumroc schmilzt Steine zu Fasern künftig mit einem Elektro-Ofen. Das spart Unmengen CO₂.

Im Grundsatz ähnelt die Herstellung von Steinwolle jener von Zuckerwatte. Eine flüssige Masse wird mittels Rotoren zu Fasern geschleudert, und es entsteht ein vliesartiges Gewebe. Mit dem Unterschied, dass Steine etwa zehnmal so heiss werden müssen wie Zucker, um zu Wolle versponnen zu werden: Bei 1500 Grad Celsius heizen die Öfen der Ostschweizer Firma Flumroc Gestein aus den Bündner Bergen zu Lava. Steinwolle ist ein beliebter Stoff zur Wärmedämmung von Häusern und wird auch wegen seiner Brandschutzeigenschaften geschätzt.

Zur Story