Immer mehr Menschen in der Schweiz haben mehr als einen Job. Das zeigen neue Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS), die dem «SonntagsBlick» vorliegen. Demnach arbeiteten im 1. Quartal 2019 393'000 Leute in der Schweiz für zwei oder mehr Arbeitgeber. Das sind 8,7 Prozent aller Erwerbstätigen – so viele wie noch nie. Waren es 1991 noch rund vier Prozent, sind es heute mehr als doppelt so viele.
Frauen sind deutlich häufiger mehrfacherwerbstätig als Männer. Mehr als jede zehnte weibliche Berufstätige hat zwei oder mehr Jobs, von den Männern gerade mal jeder Zwanzigste. Auf keinem Arbeitsmarkt in Europa ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern dermassen eklatant. Oft sind es wirtschaftliche oder familiäre Zwänge, die Menschen in solche Arbeitssituationen zwingen. Am weitesten verbreitet ist Mehrfacharbeit unter Hilfskräften ohne Ausbildung, namentlich in der Reinigungsbranche oder auf dem Bau.
Von denen haben 17,5 Prozent mehr als einen Job, bei den Frauen sogar 24 Prozent. Die Gewerkschaften sprechen von «prekären Arbeitsverhältnissen.» Meist verdienen die Betroffenen mit nur einem Einkommen zu wenig zum Leben, sagt Gabriel Fischer von Travailsuisse: «Ein Job alleine reicht ihnen nicht.» Laut Philipp Zimmermann von der Gewerkschaft Unia stehen vor allem Frauen mit Kindern unter besonders starkem Druck, eine angemessene Beschäftigung zu finden: «Oft geht das nur, indem sie in mehreren kleinen Pensen arbeiten.»
Beim Arbeitgeberverband hingegen wehrt man sich gegen eine Gleichsetzung von Mehrfacherwerbstätigkeit mit prekären Arbeitsverhältnissen. Dessen Chefökonom Simon Wey sagt gegenüber dem «SonntagsBlick», viele Arbeitskräfte hätten ganz bewusst mehrere Jobs, um sich beispielsweise ein zweites Standbein aufzubauen oder grössere Abwechslung im Berufsalltag zu haben. (ohe)
Ich zog es auch deshalb vor mehrere Arbeitsstellen zu haben, weil ich so nie ganz arbeitslos wurde. So belastete es mich viel viel weniger eine Arbeitsstelle zu verlieren.
Oft ist man auch Lückenbüsser an einem Ort. Wenn sich die Auftragslage wieder "normalisierte", war ich die Arbeit wieder los.