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Kosten von zig Milliarden: Das passiert, wenn die Bilateralen I wegfallen

Bundesrat Didier Burkhalter informierte heute darüber, was passieren würde, wenn die Bilateralen I wegfallen würden. 
Bundesrat Didier Burkhalter informierte heute darüber, was passieren würde, wenn die Bilateralen I wegfallen würden. 
Bild: RUBEN SPRICH/REUTERS

Kosten von zig Milliarden: Das passiert, wenn die Bilateralen I wegfallen

Weniger Arbeitsplätze, neue Handelsbarrieren und ein Einbruch beim Bruttoinlandsprodukt: Ein Wegfall der Bilateralen I hätte laut zwei Studien bedeutende negative Auswirkungen für die Schweizer Volkswirtschaft.
04.12.2015, 14:0804.12.2015, 16:11
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Der Bundesrat nahm die Studien der unabhängigen Forschungsinstitute BAK Basel und Ecoplan am Freitag zur Kenntnis, wie er mitteilte. Am gleichen Tag präsentierte die Regierung ihren Lösungsvorschlag in Sachen der Zuwanderung aus der EU.

Die Studien untersuchten, was passieren würde, wenn die Schweiz mit Brüssel betreffend Personenfreizügigkeit zu keiner Einigung käme und in der Folge die gesamten Bilateralen I ab 2018 durch die Guillotine-Klausel ausser Kraft gesetzt würden.

Ein Jahreseinkommen weniger

Kurz gesagt: Die Folgen wären riesig. Bis 2035 würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zusammengerechnet um 460 bis 630 Milliarden Franken tiefer ausfallen. Dies entspricht einem heutigen «Jahreseinkommen» der Schweizer Volkswirtschaft. Jährlich ginge die Wirtschaftsleistung eines mittelgrossen Kantons wie St. Gallen oder des gesamten Schweizer Bausektors verloren.

In Prozent ausgedrückt läge das BIP in zwanzig Jahren um 4.9 (Ecoplan) respektive um 7.1 Prozent (BAK Basel) tiefer als im Szenario mit den Bilateralen I. Die unterschiedlichen Werte kommen zustande, weil Ecoplan die Forschungsabkommen nicht mit eingerechnet hat.

Das BIP würde bis 2035 um fünf bis sieben Prozent sinken. 
Das BIP würde bis 2035 um fünf bis sieben Prozent sinken. 
bild: seco

Das BIP pro Kopf läge 2035 ohne Bilaterale I um 1.5 Prozent (Ecoplan) beziehungsweise 3.9 Prozent (BAK Basel) tiefer als im heutigen Szenario.

Arbeitsmarkt würde umgekrempelt

Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), das die Studien in Auftrag gegeben hat, hätte der Wegfall der verschiedenen Verträge mit der EU auch grosse Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. «Die Kontingentierung der Zuwanderung würde das Arbeitsangebot verringern und die Kosten der Arbeitskräfterekrutierung erhöhen.»

Der Wegfall der weiteren Marktzugangsabkommen würde laut dem Bund auch zu neuen Handelsbarrieren führen und den Marktzugang einschränken - mit negativen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft. Bei einem Wegfall des Forschungsabkommens müsse mit einer verringerten Forschungseffizienz in der Schweiz gerechnet werden.

Geografische Aufteilung der Schweizer Exporte
Nominal, in Mrd. CHF.
Geografische Aufteilung der Schweizer Exporte Nominal, in Mrd. CHF.
bild: seco

Insgesamt führte das Wegfall-Szenario zu einer verminderten Standortattraktivität der Schweiz. Das SECO schreibt, dass die wirtschaftlichen Konsequenzen eines Wegfalls der Bilateralen I die ausgewiesenen Resultate der Schätzungen sogar noch übersteigen könnten.

Ein Viertel weniger Zuwanderung

Die Forschungsinstitute rechneten in ihren Studien mit einer jährlichen Abnahme der Nettozuwanderung um 25 Prozent. Damit sei von der prognostizierten Zuwanderung der Teil weggerechnet worden, welcher gemäss Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich in den vergangenen Jahren dem Freizügigkeitsabkommen zugeschrieben werden kann.

Eine wichtige Annahme der Untersuchungen besteht darin, dass nach dem Wegfall der gesamten Bilateralen I keine weiteren Reaktionen der Schweizer Politik und der EU berücksichtigt werden. (sda)

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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phreko
04.12.2015 17:15registriert Februar 2014
Gefällt den Rechten, dann gibt es noch mehr Verlierer die sie Wählen, da ja immer dir Ausländer schuld sind...
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zombie woof
04.12.2015 18:00registriert März 2015
Blocher hat seine Jünger derart gedrillt dass sie ihm alles glauben was er erzählt. Beim Wegfall der Bilateralen I wird es ein böses Erwachen für alle geben, nur bei den den Blocheristen wirds ein wenig längern dauern, bis sie merken wie sie reingelegt wurden und sie in keinster Weise irgendeinen Vorteil haben werden. Aber manchmal muss es weh tun bis man begreift.
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Die Super-Schweizer
04.12.2015 18:12registriert Dezember 2014
Das Schönste wird sein, dass nach Wegfall der Bilateralen natürlich auch die PFZ für Schweizer wegfällt. Da kommen wohl ein paar Tausend Rentner von der Costa Brava und aus dem Schwarzwald zurück. Für die immer ärmer werdenden Schweizer wird es wohl kaum mehr Möglichkeiten geben, legal in der EU zu arbeiten. Da die Blocherbewegung ja Bildungsausgaben kürzt und die Agrarsozialhilfe für unsere Schein-Bauern erhöht, wird die CH auch bald keine qualifizierten Auswanderer mehr haben...
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