Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine im Februar des vergangenen Jahres schnellten die Preise für Benzin und Diesel auch in der Schweiz in Rekordhöhe. Im Juni kostete der Liter Bleifrei 95 gemäss TCS zwischenzeitlich im Schnitt 2.31 Franken, Diesel 2.40 Franken.
Die Automobilisten stöhnten unter der Preislast - und meldeten sich beim Preisüberwacher Stefan Meierhans. Ihr Verdacht: Die Tankstellen nutzten die Preiserhöhungen wegen des gestiegenen Rohölpreises, um ihre Gewinnmarge zu erhöhen. Der Preisüberwacher beschloss daher, die Preise im Treibstoffmarkt näher zu untersuchen. Auch andere Wettbewerbsbehörden im benachbarten Ausland leiteten Marktuntersuchungen ein.
Nun liegen die Resultate von Meierhans vor, wie er am Donnerstag mitteilt. Sein vorläufiges Fazit: Die erhöhten Treibstoffpreise lassen sich «nicht vollumfänglich» mit den gestiegenen Rohölpreisen erklären. Die Zunahme der Margen der Raffinerien erklären laut dem Preisüberwacher «mindestens» einen Teil der Entkoppelung der Endkundenpreise von den Rohölpreisen.
Bei den Tankstellen stellte er jedoch - anders als von vielen Automobilisten vermutet - keine systematischen Margenerhöhungen fest. In Bezug auf vier grössere Tankstellenketten, die Meierhans ihre Daten überliessen, war die Bruttomarge mit jener im ersten Halbjahr 2019 vergleichbar.
Allerdings konnte Meierhans den Detailhandel nicht umfassend analysieren. Denn seine Anfragen an die Tankstellenbetreiber blieben oft unbeantwortet. Ob die gestiegenen Treibstoffpreise mit einer höheren Marge auf Stufe Einzelhandel zusammenhängen, kann er daher nicht abschliessend klären.
Vor allem aber fand der Preisüberwacher «gewisse Hinweise» auf asymmetrische Preisdynamiken, die sich negativ auf das Portemonnaie der Konsumentinnen und Konsumenten auswirken könnten. Konkret wurden die Erhöhungen der Rohölpreise «sofort» auf die Automobilisten überwälzt. Die Preissenkungen gaben die Tankstellen jedoch «nur zögerlich» weiter. Mit Blick auf die Wohlfahrt der Automobilisten sei ein solcher Preismechanismus kritisch zu beurteilen: Sie können nicht im gewünschten Ausmass von Preissenkungen profitieren.
Das Phänomen wird im englischsprachigen Raum auch «Rockets and Feathers» genannt. Die Preise steigen bei Erhöhungen der Inputpreise rasch wie Raketen («Rockets») und fallen bei gesunkenen Inputpreisen gemächlich wie Federn («Feathers»). Im Jahr 2008 kam die österreichische Wettbewerbsbehörde ebenfalls zum Schluss, dass diese Taktik an Tankstellen verbreitet angewendet wird. Demnach hatten Tankstellen bei einem Liter Super die höheren Preise an der Börse bereits «am 1. beziehungsweise am 2. nachfolgenden Tag weitergeben, während die Preissenkung erst am 4. Tag erfolgte».
Die Schlüsselfrage ist für Preisüberwacher Stefan Meierhans, ob die asymmetrische Preisbildung für die Tankstellenbetreiber mit höheren Gewinnen verbunden ist. Anhand der Daten einer ausgewählten Tankstellenkette sei zumindest eine Tendenz steigender Margen bei sinkenden Einkaufspreisen erkennbar, heisst es weiter.
In ärmeren Ländern können solch skandalöse Zustände schnell zu Revolutionen und Bürgerkrieg führen. Bei uns nehmen wir das nur noch beiläufig zur Kenntnis, denn egal, ob Tanken, Wohnen, Essen, ÖV, Gastro, Freizeit, oder was auch immer; die Firmen kennen beim Preis nur den Weg nach oben, weil irgendeine Krise findet sich immer, aber ich habe es kaum je erlebt, dass Dinge oder Dienstleistungen mal billiger wurden, selbst wenn diese Krisen lange vorbei waren.