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Nach Unfall in Bern: SBB weiten Massnahmen an Türen aus

Nach Unfall in Bern: SBB weiten Massnahmen an Türen aus

25.03.2020, 12:0025.03.2020, 13:34
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Die Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) des Bundes fordert: Die SBB sollen an bestimmten Zugtypen den Einklemmschutz bei Türen ändern. (Symbolbild)
Die Türen sind ein Problem.Bild: KEYSTONE

Die SBB sollen zusätzliche Massnahmen ergreifen, damit sich Passagiere nicht mehr die Hand in der Zugtür einklemmen können. Das empfiehlt die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust).

Zum einen soll der bereits laufende Ersatz des Türsystems nicht nur die Einheitswagen IV betreffen; auch Eurocity- und Intercity-Wagen bräuchten ein besseres System. Zum andern sollen bei 150 Türen die kürzlich eingesetzten Gummis schon wieder ersetzt werden: Sie sind zu hart, was das Herausziehen einer eingeklemmten Hand erschwert.

Die SBB will den Sicherheitsempfehlungen nachkommen, wie sie am Mittwoch mitteilte. Der Austausch der Gummiprofile sei bereits im Gang. Zudem werde geprüft, wie sich der Ersatz des Türsystems auf die betroffenen Eurocity- und Intercity-Wagen ausweiten lasse. Bei den Einheitswagen IV wird das System bekanntlich bis 2023 ersetzt.

Das Problem beschäftigt die SBB seit Monaten. Anfang August 2019 war ein Zugbegleiter bei einem Unfall mit einer defekten Wagentür ums Leben gekommen. Die SBB hat die damals vom Bund verfügten Auflagen inzwischen erfüllt und arbeitet nach eigenen Angaben noch an weiteren Massnahmen.

Neben Zug mitgerannt

Am 1. März kam es zu einem weiteren Vorfall im Bahnhof Bern. Kurz nach 1 Uhr früh wollte ein Mann noch in den Intercity nach Interlaken einsteigen. Er versuchte, nach dem Achtungspfiff des Kundenbegleiters eine sich schliessende Türe mit der Hand aufzuhalten.

Doch die Türe öffnete sich nicht mehr. Die Türkontrolllampe zeigte dem Lokführer an, dass alle Einstiegstüren geschlossen seien. Als sich der Zug in Bewegung setzte, rannte der Reisende rund 45 Meter neben dem Zug her, ehe er sich selber befreien konnte. Der Mann erlitt eine Prellung an den Fingern.

Den Zwischenbericht zu diesem Vorfall veröffentlichte die Sust am Mittwoch. Bei der betroffenen Einstiegstür habe der Einklemmschutz nicht vorschriftsgemäss funktioniert. Laut Sust ist das Einklemmen einer Hand bei älteren Wagentypen konstruktionsbedingt bei jedem Schliessvorgang möglich. Deshalb empfiehlt sie ein anderes System.

Pfiff beachten

Die SBB prüft eine geeignete Lösung. Zugleich rief sie Reisende am Mittwoch erneut auf, keinesfalls nach dem Pfiff des Zugbegleiters eine sich schliessende Türe aufzuhalten.

Nachbesserungen braucht es zudem bei den Einklemmschutzgummis. Nach dem Unfall von Baden hatten 150 Türen bei den IC-Steuerwagen und Eurocity-Wagen ein neues Gummiprofil erhalten - auch die Türe, die am 1. März dem Reisenden in Bern zum Verhängnis wurde. Die 150 Türen erhalten nun wieder weichere Gummis.

Von den Sicherheitsempfehlungen der Sust sind insgesamt hunderte von Wagen betroffen. Nach Angaben eines SBB-Sprechers geht es um 493 Einheitswagen IV, 232 Eurocity EC und 90 Steuerwagen IC-Bt4. (aeg/sda)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der Buchstabe I (Zusammenhang wie Duschvorhang)
25.03.2020 15:02registriert Januar 2020
Auch wenn das Sicherheitskonzept anscheinend nicht gewirkt hat...

Wer Seine Hand in eine sich schliessende Zugtür steckt, scheint mir nicht die hellste Kerze zu sein.
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