Und dann war es passiert. Der Euro fiel am Freitag unter die Marke von 1.04 Franken. So schwach war die europäische Einheitswährung seit sieben Jahren nicht mehr. Und doch sagen Experten, das sei okay so. Die Schweizerische Nationalbank könne es sich erlauben, nichts zu tun. Also nicht zu intervenieren, um den Euro zu stützen.
Das überrascht zunächst. Denn man muss zurückgehen bis ins 2015, um einen tieferen Euro-Schlusskurs zu finden. Damals hatte die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs zum Euro aufgehoben. Der Euro fiel auf die Parität zum Franken. Es bildeten sich Schlangen vor den Banken. Alle wollten sie günstig Euros kaufen. Der Boom des Einkaufstourismus nahm seinen Lauf. Exportindustrie, Tourismus und Detailhandel ächzen unter dem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.
Heute, sieben Jahre später, steckt die Schweiz inmitten der Coronakrise. Die Fallzahlen steigen scheinbar unaufhaltsam. Den Spitälern droht die Überlastung. Das Personal appelliert an die Bevölkerung. Der Bundesrat muss wieder Restriktionen vorschreiben, welche die Wirtschaft schwächen könnten. Deutschland hat die Schweiz zum Hochrisikogebiet erklärt.
Und zu allem Übel schwächelt nun auch noch der Euro, der Franken wertet auf. Damit werden schweizerische Dienstleistungen und Produkte teurer, die im harten Wettbewerb mit ausländischen Konkurrenten stehen: in der Industrie, im Tourismus, in der grenznahe Gastronomie oder im Detailhandel.
Warum hat die Schweizerische Nationalbank dennoch bislang der Wirtschaft nicht geholfen?
Weil diese auch ohne die Hilfe gut zurecht komme, sagt Maxime Botteron, Ökonom bei der Grossbank Credit Suisse. Dafür gibt es vor allem einen wichtigen Grund: Die Inflation ist aktuell in der Eurozone viel höher ist als in der Schweiz. Und das wiederum bedeutet nichts anderes, als dass die Produkte und Dienstleistungen in der Eurozone gerade schneller teuer werden als in der Schweiz.
Somit erhält beispielsweise die Industrie in der Eurozone preislich einen Nachteil, die Schweizer Industrie hingegen einen Vorteil. Das Gleiche gilt für den Tourismus. Das Leben in der Eurozone wird für ausländische Touristen tendenziell teurer. Das Leben in der Schweiz zwar auch, aber weniger als in der Eurozone, womit die Schweiz preislich attraktiver wird.
Es gibt also zwei Effekte. Der schwächere Euro hilft der Industrie in der Eurozone im Wettbewerb mit ihren Schweizer Konkurrenten. Doch die höhere Inflation in der Eurozone schadet ihr. Werden beide Effekte miteinander verrechnet, hat sich unter dem Strich nicht viel getan – auch nicht mit dem jüngsten Schwächeanfall des Euros. Ökonom Botteron sagt dazu: «Die beiden Effekte halten sich in etwa die Waage. Insgesamt kann die Schweizer Wirtschaft gut damit leben.»
Die Inflation war in der Eurozone zuletzt tatsächlich viel höher als in der Schweiz. In der Eurozone lagen die Preise im November um 4.9 Prozent höher als im Vorjahr. Das war die höchste Inflationsrate seit es den Euro gibt, berichtet das statistische Amt der Europäischen Union, Eurostat. In Deutschland waren es gar 6 Prozent. In der Schweiz gingen die Preise nur um 1.5 Prozent in die Höhe, also vier Mal weniger. Botteron sagt dazu:
Kommt dazu, dass sich die Wirtschaft erstaunlich schnell vom Coronaschock erholt hat. Bislang hat daran die neue Variante Omikron nichts geändert. So ist das Schweizerische Bruttoinlandprodukt schon wieder grösser als vor der Krise. Gerade die Industrie profitiert von einer grossen ausländischen Nachfrage. Und in der Eurozone liegt die Arbeitslosenzahl unter dem Vorkrisenniveau. Konjunkturindikatoren deuten laut Analysten auf eine «hohe Wachstumsdynamik». (aargauerzeitung.ch)
USA: „Ihr sind Währungsmanipulatoren 😡“[1]
Ein Grossstaat/Währungsunion (USA/EU) hat einen Wertverlust der Währung >10%.
USA: „Nicht der Rede wert 😇🙈“
[1] https://www.watson.ch/schweiz/wirtschaft/297222980-usa-stufen-schweiz-als-waehrungsmanipulator-ein