Durch die Ambulantisierung der Akutmedizin gerieten die klassischen Spitalzusatzversicherungen unter Druck. Denn mit günstigeren Flex-Versicherungen entschieden zum Beispiel die Versicherten von Fall zu Fall für oder gegen ein Upgrade in die halbprivate oder private Abteilung und sparten so über die Jahre mehrere zehntausend Franken, sagt Comparis-Krankenkassenexperten Felix Schneuwly in einer Medienmitteilung vom Dienstag.
Den Krankenkassen drohen die lukrativen Zusatzversicherungen zu entgleiten. Bisher erzielten sie damit eine halbe Milliarde Franken Gewinn. Ohne innovative Zusatzversicherungen für ambulante Operationen und Pflege droht der Markt zu kollabieren.
Schneuwly vermisst dynamische Krankenversicherer, die zusammen mit innovativen medizinischen Leistungserbringern mit attraktiven Zusatzversicherungsprodukten frühzeitig auf die Verlagerung reagiert hätten. Wer beispielsweise für eine ambulante Operation den Komfort einer Halbprivat- oder Privatversicherung wolle, finde kaum entsprechende Zusatzversicherungen.
Zusätzliches Potenzial sieht Schneuwly beim Thema Pflegeversicherungsprodukte, die heute in der Schweiz ein absolutes Nischendasein fristeten. Die Produkte seien teuer und wenig auf die Bedürfnisse der Versicherten zugeschnitten. Dabei gebe es gerade in diesem Bereich grosses Potenzial für hochrentable, innovative Produkte.
Nach Einschätzung von Schneuwly sind dringend Innovationen bei den Versicherern gefordert, sonst würden sich die rosigen Zeiten rasch dem Ende zuneigen.
Der Online-Versicherungsdienst Comparis hat am Dienstag in Bern eine Studie zum Markt der Krankenzusatzversicherungen veröffentlicht. Demnach zahlen Schweizerinnen und Schweizer weltweit am meisten aus der eigenen Tasche an Gesundheitskosten.
Zwischen 2008 und 2016 seien die Prämieneinnahmen bei den Zusatzversicherungen um 865 Millionen Franken auf 6.6 Milliarden Franken angewachsen. Die Schadenzahlungen hätten demgegenüber nur um 353 Millionen Franken auf 4.7 Milliarden Franken zugenommen. Das ergebe für die Branche ein sattes Plus von 512 Millionen Franken. (whr/sda)