Im Tessin sorgt die Entlassung von 18 Mitarbeitern beim Tessiner Fernsehen RSI seit Tagen für Schlagzeilen. Gewerkschaften kritisierten die Methoden der Direktion scharf. Am Montag traf SRG-Generaldirektor Roger de Weck die RSI-Belegschaft in Lugano Besso.
Der Besuch de Wecks sei bereits seit einiger Zeit geplant gewesen, teilte die RSI am Montagabend in einem Communiqué mit. Der Generaldirektor der SRG SSR nutzte die Visite aber auch, um zu den aktuellen Geschehnissen bei der RSI Stellung zu nehmen.
Die Gewerkschaft Syndicom hatte in der vergangenen Woche die «mangelnde Transparenz» bei der Entlassung der teilweise langjährigen Mitarbeitenden kritisiert.
Sie sollen sofort dazu aufgefordert worden sein, ihren Schreibtisch zu räumen - zugleich seien E-Mail-Konten und Parkkarten gesperrt worden, teilte die Gewerkschaft Impressum ebenfalls in der vergangenen Woche mit. Langjährige Mitarbeitende seien wie «Delinquenten» behandelt worden, so die Mediengewerkschaft.
RSI-Direktor Maurizio Canetta wies in einem fünfminütigen Video, das auf der RSI-Seite publiziert wurde, die Anschuldigungen zurück. Sie seien Unwahrheiten, die er entschieden zurückweise, so Canetta. In der RSI-Sendung «Modem» räumte er dann Ende vergangener Woche allerdings auch Fehler bei der Kommunikation der Entlassungen ein.
Am Montag kündigte Roger de Weck zusammen mit RSI-Direktor Canetta an, das Unbehagen der Tessiner Belegschaft genau analysieren zu wollen, so dass der Dialog und die Unternehmenskultur wieder gestärkt werden könne.
De Weck rechtfertigte zudem die Sparmassnahmen von 40 Millionen Franken bei der SRG SSR, die den fehlenden Einnahmen aus der Mehrwertsteuer und dem höheren Gebührenanteil von Regionalsendern geschuldet seien. Zugleich lobte der Generaldirektor die RSI als «produktivste» Unternehmenseinheit, die zudem prozentual den höchsten Zuspruch des Publikums erhalte.
In der italienischen Schweiz ist die RSI nach dem Kanton der grösste Arbeitgeber - über 1000 Personen sind bei ihr beschäftigt. Gemessen an der Bevölkerungszahl ist die italienische Schweiz heute ein grosser Profiteur des Finanzausgleichs nach Sprachgemeinschaft im Service public.
Zwei Fernsehsender, drei Radiostationen und eine umfassende Internetplattform - mit der RSI verfügt die italienischsprachige Schweiz über eine der höchsten Mediendichten in ganz Europa. (sda)