Die neuen Besitzer haben einiges vor mit dem Globus – die Neuausrichtung wird jedoch auch Opfer fordern. Bild: KEYSTONE
Die neuen Globus-Eigentümer wollen den Globus zum Luxus-Retailer machen und nehmen viel Geld in die Hand. Doch sie setzen auf die grossen Städte und schliessen Dutzende Filialen in Kleinstädten.
Am vergangenen Montag wechselte der Globus offiziell den Besitzer: Die österreichische Signa-Gruppe und die thailändische Central Group sind zu je 50 Prozent Eigentümer.
Für die Migros, die ehemalige Globus-Eigentümerin, war die Kaufhauskette ein Sorgenkind: Der orange Riese musste jährlich Verluste im zweistelligen Millionenbereich hinnehmen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Der Verkaufspreis soll eine Milliarde Franken betragen. Die neuen Besitzer haben nicht im Sinn, solch hohe Verlustgeschäfte zu schreiben und werden ihr neues Konzept rasch umsetzen müssen.
Der österreichische Milliardär René Benko ist mit seiner Signa-Gruppe neuer Teil-Eigentümer des Globus. Bild: dpa-Zentralbild
Laut Insidern sollen einige Lichter gelöscht werden: Zwei Dutzend Filialen sollen mindestens geschlossen werden. Insbesondere die ehemaligen Schild-Filialen sollen bangen müssen.
Erst vor zwei Jahren wandelte Globus die Läden der Eigenmarke «Schild» in «Globus-Fashion»-Filialen um. Doch die Idee war nicht durchdacht – es fehlte ein überzeugendes Konzept – und führte schliesslich zu einer Verwässerung der Marke Globus.
Von Schliessungen betroffen dürfen vor allem die Standorte in mittelgrossen Städten sein. Laut «NZZ am Sonntag» sollen beispielsweise Aarau oder Thun ihre Globus-Filialen verlieren. Die neuen Besitzer setzen auf die Kaufhäuser in grossen Städten wie Zürich, Basel, Bern, St. Gallen oder Genf.
Der CEO des österreichisch-thailändischen Joint Ventures, Vittorio Radice, zur Entscheidung, welche Standorte eine Zukunft haben werden:
Was schon feststeht: Die Neuausrichtung der Globus-Warenhauskette wird einige Mitarbeiter treffen. Wie viele Jobs gestrichen werden ist nicht bekannt. Die neuen Besitzer hoffen jedoch, dass ein Teil der Arbeitsplätze in die grossen Standorte rübergerettet werden können.
Das Joint Venture hat eine klare Vorstellung, wie sich die Globus-Warenhäuser in Zukunft präsentieren sollen. Man will sich weg von der gehobenen Mittelklasse zu einer absoluten Luxus-Adresse bewegen. Als Vorbild dient der italienische Retailer La Rinascente, der mit dem deutschen KaDeWe auch zum Signa-Central-Group-Bündnis gehört.
La Rinascente oder auch das KaDeWe sollen mit ihrem Mix aus Gastronomie und Luxus-Retail das Erlebnis in den Vordergrund rücken. «Shopping als Akt der Verführung», wie es die «NZZ am Sonntag» nennt. Und es funktioniert: La Rinascente soll dank dieses Konzeptes hochprofitabel sein.
Wichtig für dieses Top-Luxus-Konzept sind exklusive Marken. Das Ziel für den Globus: Sämtliche Brands aus den ersten 40 Seiten der Vogue anbieten zu können – sprich von Chanel bis Louis Vuitton über Off-White und Supreme. Eigenmarken wie Navyboot werden vermutlich gestrichen.
Können Bald Artikel der Marke Louis Vuitton im Globus gekauft werden? Bild: AP
Doch der Zugang zu diesen Marken ist nicht so einfach, weil Labels in diesem Segment selbst entscheiden, wer sie verkaufen darf und wer nicht. Bisher hatte Globus keine Chance, doch mit den neuen Besitzern könnte sich das ändern. Bereits jetzt wurden Gespräche mit diesen Marken geführt und es soll auch schon Zusagen für eine Zusammenarbeit geben. 150 Millionen Franken wollen die Luxus-Labels angeblich in den Globus investieren.
Weitere 150 Millionen müssen die Signa-Gruppe und die Central Group in die Hand nehmen. So viel sollen die Umbauarbeiten kosten. Zu diesen insgesamt 300 Millionen Franken an Investitionen kommt nochmals eine grössere Summe, da die Basler Filiale von Grund auf erneuert werden muss.
Was unter der Migros gut funktioniert hatte, war die Lebensmittel-Abteilung des Globus. Diese wollen die neuen Besitzer weiterführen, schliesslich gilt das Food-Geschäft des Globus als eines der besten weltweit. Doch in Zukunft soll die Abteilung besser mit dem Retail verbunden werden.
Die Lebensmittelabteilung des Globus ist weltweit bekannt. Bild: KEYSTONE
Auch das Verpflegungsangebot soll ausgebaut werden. Man sucht bereits interessante Partner für die Zusammenarbeit. Vom Café bis zum Steak-Haus, Hauptsache hip und trendy. Die Verpflegungsabteilung soll auch nach Schliessung des Retailbereiches noch geöffnet sein.
Dauern sollen die Restrukturierungen und Umbauarbeiten rund 18 Monate. Länger geht nicht, da laut Plan bereits ab dem zweiten oder dritten Jahr schwarze Zahlen geschrieben werden sollen.
Doch was bedeutet die Schliessung von Globus-Filialen in mittelgrossen Städten für deren Standort? An vielen Orten geht damit eine der exklusivsten Adressen zu und es droht eine weitere Verödung der Zentren solcher Städte. Stefan Jost vom Verein «Zentrum Aarau» dazu: «Das Wichtigste ist, dass wir ihn in Aarau behalten können. Es wäre eine Katastrophe für die Innenstadt, wenn dieses grosse Haus leer stehen würde».
Dafür freut man sich in den grösseren Städten sehr über die neuen Eigentümer: «Die neuen Globus-Eigentümer verstehen, was moderner Luxus bedeutet. Das wertet eine Stadt auf», sagt Mathias Böhm von Pro Innerstadt in Basel gegenüber der «NZZ am Sonntag». Solche Luxus-Tempel locken zudem viele Touristen in die Städte, was wiederum den weiteren ansässigen Geschäften die Frequenz erhöht.
(mim)