Die klassische Taxibranche steht unter starkem Konkurrenzdruck von Uber. Der neue Chauffeurdienst konnte sich in den vergangenen Monaten in der Schweiz erfolgreich etablieren, indem er innovative Lösungen präsentierte, die das Taxifahren massiv erleichtern.
Gründe, wieso man mit Uber fahren soll, gibt es viele: Fahrer, die unnötige Umwege fahren, können gemeldet werden. Die Fahrten sind im Vergleich zu den klassischen Taxis viel günstiger. Das jedoch auf Kosten der Uber-Fahrer: Diese fahren meist auf eigenes Risiko und profitieren von einem gesetzlichen Graubereich, der von der Politik ignoriert wird. Zum Schaden der klassischen Taxibranche.
Die Taxibranche verhält sich aber in diesem ganzen Umbruch eher orientierungslos. Sie ignoriert neue Gesetze, die Verbesserungen für Kunden und Fahrer bringen sollten. Die Fahrer streiten untereinander und geben den Kampf für ein besseres Branchen-Image auf. Schuld seien die Stadt, und illoyale Fahrer, die «heimlich für Uber» arbeiten. Dabei liegt die Ursache bei der Branche selbst: Sie hat sich in vielen Punkten nicht der Entwicklung der modernen Zeit gestellt. Dabei sind die Verbesserungsvorschläge ziemlich einfach.
Was Uber macht: Ich bin ein leidenschaftlicher Taxikunde. Insbesondere wenn ich's eilig habe oder am Feiern bin. In solchen Momenten ist Telefonieren ungeeignet. Uber macht es grossartig: Mit seiner App kann man in wenigen Klicks positionsgenau ein Taxi bestellen. Ohne App gibt's auch keine Uberfahrt. Dieser zentrale Ansatz der Organisation vereinfacht die Organisation extrem und spart Kosten.
Massnahme: Die Taxifahrer müssen sich zusammentun. Und zwar alle, die in Zukunft noch mithalten wollen. Die unzähligen Telefonzentralen sind ein Paradebeispiel dafür, dass die Taxibranche sich dem technologischen Fortschritt nicht gestellt hat. Euer neuer Verband braucht eine starke App, nicht sieben unterschiedliche allein für die Stadt Zürich. Die deutsche App «mytaxi» oder «Taxi 7x7» sind gute Ansätze – aber ignorieren die Gewohnheiten der Schweizer und den Trend in Richtung Vereinfachung.
Was Uber macht: Wer mit Uber fährt, weiss genau, wie der Fahrer gefahren ist. Die Abrechnung ist aufgeschlüsselt nach den einzelnen Preiskomponenten. Wenn der Taxifahrer unnötige Umwege macht, gibt's eine Rückerstattung. Zudem kann man die Fahrer, ihren Fahrstil und das Auto bewerten.
Massnahme: Eure App muss genau das können. Und zwar für alle Taxifahrer. Wenn einige Zentralen dies bereits anbieten, ist das schön und gut. Der moderne Schweizer Kunde ist aber ein Bünzli und interessiert sich nicht für die einzelnen Unternehmen. Er will wissen, wie der Taxifahrer gefahren ist und sich beschweren, wenn er das Gefühl hat, dass er über den Tisch gezogen wurde. Eine Bewertungsfunktion muss her. Ich weiss nicht, wie häufig ich mir schon die Taxifahrer-Nummer merken musste, weil der Fahrer mit rassistischen Bemerkungen einen ziemlich schlechten Smalltalk-Stil führte oder kein gepflegtes Äusseres hatte.
Was Uber macht: Die Bezahlung bei Uber funktioniert über gespeicherte Kreditkarten-Daten. Sie haben sich damit dem westlichen Trend gestellt, dass Leute immer weniger mit Bargeld bezahlen wollen.
Massnahme: Die bisher von klassischen Taxifahrern genutzten Apps unterstützen bislang noch keine sogenannte In-App-Bezahlmöglichkeit. Das führt dazu, dass man im Taxi nach der Ankunft weiterhin die Kreditkarte, EC-Karte oder Bargeld zücken muss. Sowas wollen moderne Taxikunden nicht. Der moderne Kunde mag in der Regel kein Bargeld. Eure App muss wie Uber eine einfache und automatische Bezahlmöglichkeit anbieten. Punkten könnt ihr hier mit Swissness: Viele Schweizer können sich immer noch nicht mit Kreditkarten anfreunden. Bietet für diese Kunden eine klassische Bargeldbezahlung an oder integriert die automatische Bezahlung mit der Postcard.
Was Uber macht: Mit der Uber-App kann sich ein Taxifahrer nicht erlauben, seinen Job nicht kundenfreundlich auszuüben. Unfreundlichkeit, schlechtes Benehmen wird mit einer negativen Bewertung abgestraft. Man muss als Fahrer nicht mal die Stadt kennen – das in der App eingebaute Navi lotst den Taxifahrer auf direktem Weg ans Ziel.
Massnahmen: «Wo mussi jetzt? Links?» – «Rechts isch imfall schneller, weisch, Baustell». Solche Sätze wegen fehlender Ortskenntnis höre ich regelmässig, wenn ich mit klassischen Taxis unterwegs bin. Auch mangelnde Sprachkenntnisse (sorry, aber die gesetzlich notwendigen B1-Sprachkenntnisse erlange ich in Dänisch nach drei Wochen Ferien in Kopenhagen), die den Fahrgast dazu zwingen von Züri- oder Bärndütsch ins Hochdeutsche zu wechseln, sind uncool. Eure Fahrer müssen die Sprachen beherrschen, den Kunden als König behandeln und ein Navi verwenden. «Weisch, ich känn de beschd Wäg» ist eine denkbar schlechte Strategie, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.
Was Uber macht: Uber interessiert sich nicht für Politik. Die Firma ignorieren teils lokale Gesetze und wirbt sogar damit. Für sie ist dieses Anarchotum teil der Marketingstrategie: Wir sind die, die das Beste für die Kunden wollen. Mit diesem Verständnis von Politik und Wirtschaft bedroht Uber wichtige Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft, indem es sich kaum um Löhne, Versicherungen oder Steuern kümmert.
Massnahmen: Was Uber macht, ist schlecht und gefährlich für die Gesellschaft. Die klassische Taxibranche muss sich aber der Entwicklung stellen und die Politik als Partner verstehen. Nur wenige Politiker behandeln Taxi-Themen, weil Taxi-Lobbyismus aufwendig in jeder Stadt, in jedem Kanton einzeln gemacht werden muss. Konkret braucht es folgende Massnahmen:
corleone
⚡ ⚡ ⚡☢❗andre ☢ ⚡⚡
politico
Sowas passiert auf vielen Märkten und immer wieder. Erinnert sei an die schweizer Uhrenkrise der 1970er, als die Japaner mit günstigen Quarzuhren kamen. Da wurde auch gejammert. Und nur Hayek hat die Challenge angenommen. Ohne die Krise wäre die Swatch nie erfunden worden...