Die Bündner Grossmetzgerei Carna Grischa hat ungarisches Poulet als Schweizer Produkt verkauft oder Pferde- statt Rindfleisch geliefert. Und das systematisch über Jahre hinweg. Ruedi Hadorn, Direktor des Schweizer Fleisch-Fachverbandes, hat den Vorfall «schockiert», wie er selbst sagt. «Man kann relativ viel schnell kaputtmachen, aber es ist sehr schwierig, das Vertrauen wieder aufzubauen. Das braucht sehr viel Knochenarbeit.»
Etwas anders sieht es Markus Bolliger. Für den Aargauer Präsidenten des Metzgermeisterverbandes sind die Gastro-Betriebe nicht unschuldig am Vorfall im Bündnerland, wie Tele M1 berichtet: «Das Verhalten wie von der Grossmetzgerei Carna Grischa muss streng bestraft werden, doch die Schuld liegt nicht nur in der Industrie.» Die Firma sei wahrscheinlich auch unter Druck gesetzt worden von der Gastronomie, weil diese Leute sagen, was sie zahlen wollen. «Die Geiz-ist-geil-Mentalität auch in der Fleischbranche ist ganz gefährlich.»
Die Herkunft des Fleisches kontrolliert das Aargauer Lebensmittelinspektorat anhand der Lieferscheine. Doch dort sind Falschangaben möglich. Absolute Sicherheit, ob es sich um Schweizer Fleisch handelt, gäbe nur eine spezielle Isotopenanalyse, welche die Herkunft des Fleisches anhand des Futters bestimmt. Doch das ist aufwändig und wird fast nie gemacht.
Viele Fleisch-Konsumenten haben daher das Vertrauen in die Industrie längst verloren, wie eine Strassenumfrage zeigt: «Heute geht's leider nur ums Geld», sagt ein Passant. Und eine Passantin meint, dass sie ihr Fleisch nur noch beim Bauern kaufe. (fam)