Schweiz
Wirtschaft

Der Vermieter der Zürcher «Gammelhäuser» steht heute vor Gericht

ARCHIVBILD ZUM AUFKAUF DER GAMMELHAEUSER AN DER NEUFRANKENGASSE UND MAGNUSSTRASSE DURCH DIE STADT ZUERICH, AM FREITAG, 3. FEBRUAR 2017 - Polizeieinsatz vor zwei Haeusern an der Zuercher Neufrankengass ...
Polizeieinsatz im Januar 2017 an der Neufrankengasse. Die als «Gammelhäuser» in die Schlagzeilen geratenen Liegenschaften waren da noch immer bewohnt. Bild: KEYSTONE

Der Vermieter der Zürcher «Gammelhäuser» steht heute vor Gericht

01.07.2020, 06:4601.07.2020, 06:47
Mehr «Schweiz»

Weil er heruntergekommene Mini-Wohnungen für mehr als 1000 Franken pro Monat an Randständige vermietete, muss sich am Mittwoch ein 53-jähriger Immobilienbesitzer und Unternehmensberater vor Gericht verantworten. Ihm drohen eine bedingte Freiheitsstrafe und hohe finanzielle Forderungen.

Die drei Liegenschaften im Langstrassenquartier sorgten 2015 schweizweit für Schlagzeilen und erhielten den Übernamen «Gammelhäuser».

Für die kleine, spärlich ausgestattete Einzimmerwohnungen in schlechtem Zustand verlangte der 53-jährige Schweizer über 1000 Franken Monatsmiete. Zu den Mietern gehörten sozial Schwache und Randständige. In etlichen Fällen wurde die Miete vom Sozialamt bezahlt. Die Monatsmieten bewegten sich im Bereich des Maximums, welches das Sozialamt zu zahlen bereit ist.

Gewerbsmässiger Wucher lautet der schwerwiegendste Vorwurf, der dem mittlerweile 53-jährigen Schweizer vorgeworfen wird.

Hohe Rückforderungen

Für den Unternehmensberater beantragt die Staatsanwaltschaft eine bedingte Freiheitsstrafe von 24 Monaten. Hinzu kommen diverse finanzielle Forderungen, so etwa Schadenersatz für die geprellten Mieterinnen und Mieter, Untersuchungs- und Verfahrenskosten sowie die Einziehung von zu Unrecht erzielten Gewinnen.

Gedeckt werden sollen die Ansprüche durch fast 1.3 Millionen Franken des Beschuldigten, die 2015 beschlagnahmt wurden. Der Anteil der überhöhten Mieteinnahmen beläuft sich laut Staatsanwaltschaft auf rund 750'000 Franken für den Zeitraum von August 2012 bis Oktober 2015.

Mieter zu Zahlungen genötigt

Die meist bar einkassierten Mieten wurden mit teils unzimperlichen Methoden eingefordert, was dem Beschuldigten zusätzlich den Vorwurf der Nötigung einbrachte. Eine gängige Methode war laut Anklageschrift, säumigen Mieterinnnen und Mietern den Austausch des Türschlosses anzudrohen, falls die Forderung nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt beglichen werde.

Der Liegenschaftenbesitzer ist nicht der einzige Beschuldigte in dem Verfahren. Ebenfalls angeklagt sind eine frühere Verwalterin sowie ein früherer Hauswart. Für sie fordert die Staatsanwaltschaft ebenfalls Freiheitsstrafen auf Bewährung.

Die Stadt Zürich hat die «Gammelhäuser» 2017 erworben und mittlerweile umfassend saniert.

(dsc/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Razzia wegen Mietwucher
1 / 18
Razzia wegen Mietwucher
In den drei Mietshäusern an der Neufrankengasse und der Magnusstrasse deckten die Behörden am 20. Oktober 2015 zum Teil desolate Zustände auf. (Bild: watson/Roman Rey)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Zuviel am Handy? Dr. Watson weiss, woran du leidest
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
insert_brain_here
01.07.2020 09:08registriert Oktober 2019
Das, liebe SVP-Wähler, ist Betrug am Sozialwesen der hart bestraft gehört, nicht die alleinerziehende Mutter die nebenbei noch schwarz putzen geht damit die Kinder auch mal etwas Schönes haben dürfen.
Die Praxis sich überzogene Mieten für verwahrloste Wohnungen vom Sozialamt bezahlen zu lassen ist zudem weit verbreitet, der Typ hier hat einfach so masslos übertrieben, dass der Fall in die Medien gelangte.
14710
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dragonlord
01.07.2020 08:46registriert Juli 2016
Bitte hart und fair bestrafen. Solch üble Menschen dürfen nicht unbestraft durchs Leben gehen. Sie scheren sich einen Dreck um andere Menschen und die Gesellschaft und sehen nur den eigenen Profit.
1312
Melden
Zum Kommentar
avatar
She-Ra
01.07.2020 11:56registriert Juni 2019
Als Immobilienbewirtschafterin schäme ich mich für solche "Berufskollegen"! Das geht gar nicht!
233
Melden
Zum Kommentar
12
Bundesgericht kippt Entscheid des Schaffhauser Kantonsrats

Niederlage für die bürgerliche Mehrheit im Schaffhauser Kantonsrat: Das Bundesgericht hat einen Parlamentsbeschluss zur Transparenz in der Politikfinanzierung aufgehoben, weil er die Rechte der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger verletzt.

Zur Story