Gut drei Jahre ist es her, seit vier ETH-Absolventen das Start-up Planted gegründet haben, das pflanzliches Fleisch aus Erbsenproteinen produziert. Tonnenweise Fleischstücke und etliche Personaleinstellungen später gehört das Start-up heute zu den grössten Playern im Schweizer Fleischersatz-Markt. Zu finden sind die Produkte von Planted etwa bei Coop und Migros sowie auf den Menükarten von fast 2000 Restaurants.
Das inzwischen 200-köpfige Start-up wächst jetzt noch weiter. Wie es bekannt gibt, hat es soeben eine Finanzierungsrunde in Höhe von 70 Millionen Franken erfolgreich abgeschlossen. Angeführt wurde die Runde von L Catterton, einer global tätigen US-Investmentgesellschaft. Es sei die bisher grösste Finanzierung der Unternehmensgeschichte, so das Start-up. 2021 konnte es 36 Millionen Franken einwerben, 2019 sieben Millionen.
Mit den neuen Mitteln will das Unternehmen vor allem in neue Produkte investieren. Zum bisherigen Sortiment mit pflanzlichem Poulet, Kebab, Schnitzel und Pulled Pork kommen Pouletbrust, Burger-Patties und panierte Pouletstücke (eine Art Chicken Nuggets) dazu. Zuerst werden die Produkte in der Gastronomie eingeführt, danach folgt der Detailhandel.
Wie bisher bestehen die Produkte aus alternativen Proteinen wie Erbsen, Hafer und Sonnenblumen sowie Schweizer Rapsöl und Wasser. Neuartig ist aber die Produktionsmethode respektive die Technologie dahinter, die Planted eigens für diese Produktlinie entwickelt hat.
Dank einem sogenannten Biostrukturierungsverfahren sollen grosse Fleischstücke mit komplexer Struktur dennoch zart und saftig beim Hineinbeissen sein – und tierischem Fleisch in Geschmack und Biss sehr nahe kommen. Die Produkte sind also nicht mit Vegi-Plätzchen aus Quorn oder Soja zu verwechseln, die es auf dem Markt schon länger gibt.
Doch mit 70 Millionen Franken lässt sich noch mehr machen: «Mit dem zusätzlichen Kapital werden wir unser internationales Wachstum weiter beschleunigen und eine zusätzliche Produktionsstätte bauen», sagt Mitgründer Christoph Jenny. Das Werk im Zürcher Kemptthal (auf dem ehemaligen Maggi-Areal) komme bereits an seine Grenzen – pro Stunde könne bei laufenden Maschinen über eine Tonne pflanzliches Fleisch produziert werden. Bald soll es noch mehr werden. Die Firmenleitung hält deshalb nach einem weiteren Produktionsort Ausschau.
Was die Expansion betrifft, so soll die Präsenz in den noch jungen Märkten Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und Grossbritannien verstärkt werden. Beispielsweise gibt es Planted-Produkte schon beim deutschen Grossverteiler Edeka und beim österreichischen Spar zu kaufen. Ab 2023 sollen weitere Märkte wie die Benelux-Länder erschlossen werden.
Die Freude über den Erfolg der Produkte ist gross, wie Christoph Jenny sagt. Am Ziel sei man aber noch nicht: Die derzeitigen Technologien und Lösungen für pflanzliches Fleisch seien erst in der Lage, 1 bis 3 Prozent des Fleischkonsums zu ersetzen. Die Begründung der Konsumenten lautet jeweils: mangelnder Geschmack, unattraktiver Preis. Das Start-up investiert daher viel in die Produktentwicklung. 65 Mitarbeitende werden in der Forschung beschäftigt.
In den letzten Jahren ist pflanzliches Fleisch schon deutlich erschwinglicher geworden. Beispiel: Bei Coop kostet 100 Gramm Planted-Fleisch zwischen 5.95 und 6.95 Franken, ein Burger des US-Konkurrenten Beyond Meat (ebenfalls 100 Gramm) 6.96 Franken. In der Gewinnzone ist Planted noch nicht, die Firma wettet aber darauf, dass ihre Produkte bald zum fixen Speiseplan gehören. Gerade bei einem jungen, urbanen Publikum stehen die Chancen gut.
Derweil wächst der Fleischkonsum in der Schweiz aber noch weiter. 2021 wurden laut der Branchenorganisation Proviande 456'034 Tonnen Fleisch konsumiert. Verglichen mit dem Jahr 2020 bedeutet das einen leichten Anstieg im Pro-Kopf-Konsum um 1.8 Prozent. Gestiegen ist übrigens auch der Pro-Kopf-Konsum von Käse (um 0.4 Prozent).