Wechsel bei der UBS: Nun rückt die Ermotti-Nachfolge näher – der Schweizer Pass ist Trumpf
Die Meldung hat am Freitag einige Beobachter überrascht, nicht aber UBS-Insider. Interessant ist sie vor allem, weil sie in einem grösseren Zusammenhang steht, doch dazu später mehr.
Worum gehts? UBS-Vizepräsident Lukas Gähwiler tritt im April 2026 an der Generalversammlung nicht mehr zur Wiederwahl an. Er beendet damit nach stolzen 45 Jahren seine Karriere im Finanzsektor. Gähwiler, der erst 60 ist und schon die Lehre in der Branche machte, prägte die Schweizer Bankenlandschaft. Er war bei der St. Galler Kantonalbank, der Credit Suisse und der UBS in Spitzenpositionen tätig.
Ohne ihn gäbe es Twint so nicht
Gähwiler gilt als einer der Väter von Twint, der Bezahlapp. Er machte möglich, dass die App zur Apple-Pay-Konkurrenz für die ganze Schweiz wurde – und dass Banken und Post eine gemeinsame Lösung fanden.
Zuletzt spielte Gähwiler, der einst von der Banker-Legende Oswald Grübel zur UBS geholt wurde, bei der Integration der Credit Suisse in die UBS eine entscheidende Rolle. Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher würdigte ihn in einer Mitteilung als «treibende Kraft hinter dem Erfolg der UBS». Auch CEO Sergio Ermotti betonte Gähwilers Einfluss auf die strategische Neuausrichtung der Bank in der Schweiz.
Als Nachfolger von Gähwiler als Vizepräsident soll Markus Ronner werden, ebenfalls ein Archetyp des Schweizer Bankings. Er ist seit 1981 für die UBS tätig und hat seit der Lehre nie für eine andere Bank gearbeitet. Seine Wahl soll an der GV 2026 erfolgen.
Der Neue ist ebenfalls 60-jährig
Die Beförderung Ronners, wiewohl praktisch gleich alt wie Gähwiler, ist keine Überraschung. Er wurde auf den Posten vorbereitet. Die UBS schickte ihn in die «Arena», als es um die Bankenregulierung geht; in den Augen von Kelleher und Ermotti machte er dort seine Sache gut.
Und Ronner war auch schon, gemeinsam mit Gähwiler, in Bundesbern unterwegs. So besuchten die beiden UBS-Banker etwa Sitzungen der parlamentarischen Wirtschaftskommission. Dort versuchten sie zu erklären, warum die von Finanzministerin Karin Keller-Sutter geplante Bankenregulierung viel zu streng sei und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der einzig verbliebenen Schweizer Grossbank gefährden würde.
Die gleiche Herkunft wie Keller-Sutter
Gähwiler wird auch in den nächsten sechs Monaten bis zu seinem Abgang viel mit Politik und Verbänden zu tun haben. Hinter den Kulissen war er es, nicht Ermotti oder VR-Präsident Kelleher, der den intensivsten Kontakt zu Bundesbern hatte. Gähwilers Eltern stammen aus derselben Stadt wie Karin Keller-Sutters Eltern: Aus Wil SG. Man kennt sich gut. Doch seit dem Regulierungsstreit ist der gute Draht unterbrochen.
Nun muss Ronner zum Rechten schauen. Es geht nicht nur um die Bankenregulierung und darum, im Parlament zu verhindern, dass die Eigenkapitalanforderungen so durchkommen, wie es Keller-Sutter will. Nein, auch um die sogenannten AT1-Anleihen aus dem UBS-CS-Deal, wo das Bundesverwaltungsgericht letzte Woche einen happigen Entscheid getroffen und den Bundesbehörden eine Ohrfeige verpasst hat. Bei der UBS will man vermeiden, am Schluss die (Milliarden-)Rechnung zahlen zu müssen. Das ist ein Job für Ronner.
Kelleher muss sich um CEO-Nachfolge kümmern
Insofern geht Gähwiler in einem für die Bank suboptimalen Moment: Er war der Mann für Bern, und da steht noch einiges an. Aber: Gähwiler wollte schon früher abtreten, und immer kam etwas dazwischen – Corona, die CS-Krise und andere Unvorhersehbarkeiten. Er «musste» bleiben. Jetzt will er sich auf seine Mandate in anderen Branchen konzentrieren (beim Medienhaus Ringier und dem Flugzeughersteller Pilatus). Vielleicht strebt er ein weiteres an.
Gähwiler, Ermotti und Kelleher sind bei der CS-Integration die entscheidenden Figuren. UBS-Insider sagen: Der Abgang der «Musketiere» erfolgt gestaffelt. Gähwiler, 60, geht als Jüngster zuerst, weil er schon lange wollte. Der Tessiner Ermotti, 65, dürfte als nächster folgen. Ausgerechnet der Älteste, der Ire Colm Kelleher, 68, wird wohl noch bleiben. Ihm wird als VR-Präsident die Aufgabe zukommen, einen neuen CEO zu suchen.
Dabei spielt die Nationalität wieder eine wichtigere Rolle als auch schon. Wegen der Regulierung und der politischen Exposition der UBS als einzige Schweizer Grossbank. Es scheint klar: CEO oder VR-Präsident – einer der beiden muss den roten Pass haben. Wenn Ermotti als nächster geht, dürfen sich darum vor allem Papabili Chancen ausrechnen, die Schweizerin oder Schweizer sind. (aargauerzeitung.ch)
