Fünf Minuten Ruhm ist Politikern gewiss, die bekannt geben, auf eine Bundesratskandidatur zu verzichten – selbst jenen, die nie ernsthaft in Betracht gezogen wurden. Im Jahr 2017 liess eine besondere Verzichtserklärung aufhorchen. Sie wurde von keinem Politiker, sondern von einem Wirtschaftsführer abgegeben. Bankchef Sergio Ermotti teilte mit: «Ich habe eine Aufgabe als CEO der UBS, die ich gerne mache, und ich strebe kein politisches Amt an.» Vorausgegangen waren Gerüchte sowie ein Bericht der «Weltwoche», die auf der Frontseite titelte: «Sergio Ermotti in den Bundesrat!» Gewählt wurde dann ein anderer Tessiner, Ignazio Cassis.
Inzwischen ist Ermotti zum zweiten Mal UBS-Chef. Er gebietet über die einzig verbliebene Schweizer Grossbank. Diese Woche hat er mitgeteilt, dass die UBS die 167-jährige Credit Suisse komplett integriert. Ohne politische Zugeständnisse. Darum schluckt er auch das CS-Inlandgeschäft.
Das ist durchaus nachvollziehbar. Die UBS hat den Kauf der CS nicht gesucht, die morsche Bank wurde ihr von den Bundesbehörden untergejubelt, um eine weltweite Finanzkrise abzuwenden. Ermotti findet, die UBS habe ihre Schuldigkeit getan. Sein Auftritt war eine Machtdemonstration, wenngleich er rhetorisch und ästhetisch darum bemüht war, diesen Eindruck zu dämpfen: keine Krawatte, heller Anzug und Sensibilität für all jene, die den Job verlieren.
In der Tat ist Ermotti viel mächtiger, als es ein Bundesrat sein kann, und seit Alfred Escher hat es wohl auch kaum mehr einen so einflussreichen Wirtschaftsführer gegeben. Der Chef der XXL-UBS entscheidet jetzt …
Allein beim vergleichsweise nebensächlichen Thema Sponsoring zeigt sich die unheimliche Macht eines einzigen Mannes. Ermotti bewirkt mit Daumen hoch oder Daumen runter: ob das Zurich Film Festival in dieser Form weitergeführt werden kann, das von CS-Geld abhängig ist; ob das Zürcher Stadionprojekt am Hardturm realisiert wird oder nicht; ob die Fussball-Nationalteams künftig weiterhin Millionen zur Verfügung haben – just 2025, wenn die bisherige Zusicherung wegfällt, findet hierzulande die Frauen-EM statt.
Folgenreicher als diese Entscheide ist, wie gut die UBS geschäftet. Hier sind nicht nur Veranstaltungen, sondern ist ein ganzes Land der UBS und ihrem Chef ausgeliefert. Das «Too big to fail»-Problem ist hinlänglich diskutiert, aber noch nicht gelöst worden, und man fragt sich je länger, je mehr: Lässt es sich überhaupt lösen? Zweifel sind angebracht, solange man beides will, einen globalen Finanzplatz mit Grossbank und zugleich keine Haftungsrisiken für den Bund.
Was tun also? Beten, dass Sergio Ermotti und seine (noch) 120'000 Angestellten alles richtig machen? Das wird nicht reichen.
Trotz begrenzter Wirkung braucht es regulatorische Anpassungen dort, wo sich Risiken für die Steuerzahler reduzieren lassen. Zudem müssen die Rollen von Nationalbank und Finanzmarktaufsicht überprüft werden, die beim CS-Kollaps nicht geglänzt haben. Und die Konkurrenten der UBS sind gefordert, aus dem Verschwinden der Credit Suisse Kapital zu schlagen und den Wettbewerb zu beleben.
Eines ist klar: Auch wenn Ermotti nun das Land zu Füssen liegt, er maximiert nicht das Allgemeinwohl, sondern das Wohl von Kunden und Aktionären. Sergio Ermotti ist Banker, nicht Bundesrat. (bzbasel.ch)
Als die UBS vor dem Konkurs stand, wurde die UBS mit unseren Steuergelder gerettet, Aus diesem Grund wurde das Gesetz: to big to fail angenommen.
Leider hat weder die Erfahrung noch das Gesetz was gebracht.
UBS und die gesamte Crew ist sehr unsympathisch und auch diese Hochmut wird fallen