Mehr als jedes zehnte Paket in der Schweiz wird von DPD geliefert. Während das Volumen im hiesigen Paketmarkt seit dem Ende der Coronapandemie wieder rückläufig ist und die Marktführerin Post im Jahr 2024 mit 180 Millionen gut 3 Prozent weniger Pakete transportierte, schreibt DPD nun einen neuen Rekord. Im vergangenen Jahr erzielte DPD mit 24,8 Millionen zugestellten Paketen hierzulande einen neuen Rekord.
Noch im Jahr 2019 hatte DPD nur 18,7 Millionen Pakete zugestellt. Der Umsatz stieg in derselben Zeitperiode um fast 30 Prozent. Das zeigen Zahlen, die CH Media vorliegen. Details zum Umsatz und Reingewinn kommuniziert DPD Schweiz nicht. Die hiesige Niederlassung arbeite aber profitabel, sagt CEO Tilmann Schultze im Gespräch mit CH Media.
Er will mit DPD weiter wachsen – und dabei den Anteil von Einzelpersonen und kleinen Firmen, die nur wenige Pakete verschicken, weiter ausbauen Demnächst lanciert der Logistiker deshalb eine neue Onlineplattform für diese Zielgruppe. Auf dieser können auch private Versender ihr Paket anmelden, eine Versandetikette drucken und das Paket an einem «Pick-Up-Point» abgeben. Von denen betreibt DPD dank einer im Jahr 2024 gestarteten Zusammenarbeit mit dem Detailhändler Valora bereits über 1000 in der Schweiz.
Laut Schultze befinden sich über 85 Prozent der Schweizer Bevölkerung maximal 10 Minuten von einem solchen Pick-up-Point entfernt. Die Empfänger der Pakete wiederum können ebenfalls auswählen, in welcher Filiale sie ihre Sendung abholen wollen. Dabei kann DPD nicht nur auf das Netzwerk von Valora, sondern dank der Zugehörigkeit zu Geopost, einer Tochter der französischen Post, auch auf 130'000 Pick-up-Points in ganz Europa zurückgreifen.
Der Fokus auf diese Punkte kommt nicht von ungefähr. Kundinnen und Kunden wollen laut Schultze vermehrt Pakete an einen Punkt ausserhalb von zu Hause liefern lassen, sei das an die Arbeit oder in den nächsten Kiosk. Im letzten E-Shopping Barometer, den DPD europaweit erstellen lässt, hätten 87 Prozent der Befragten diese Option gewünscht. Noch zwei Jahre zuvor seien es erst 58 Prozent gewesen. Mittlerweile würden bereits 40 Prozent der Pakete, die DPD liefert, nicht an Privatadressen, sondern an «Out-of-home-Standorte» geliefert.
Den Grund dafür sieht Schultze nicht nur in vermehrten Diebstählen, wenn Pakete in Hauseingänge gelegt werden, sondern auch an der zusehends mobilen Lebensweise von jüngeren Menschen. Zudem sei das Lebensmodell mit einem Partner, der zu Hause bleibe, heute weniger verbreitet. Oft ist niemand mehr zu Hause, wenn der Bote klingelt.
Die Zusammenarbeit mit Valora bietet laut Schultze den Vorteil, dass die Kundinnen und Kunden auf ein Netz von Paket-Stationen in Kiosken und Convenience-Läden zurückgreifen können, die oft spätabends und sonntags geöffnet sind. Dennoch soll es dabei nicht bleiben: Nach der Lancierung der Plattform für Private und Kleinunternehmen werde DPD Pakete gegen eine Gebühr auch bei der Kundschaft zu Hause abholen, verspricht Schultze. Damit wird DPD eine Dienstleistung anbieten, die erst wenige Konkurrenten wie der Post oder DHL im Sortiment haben.
Mittelfristig soll zudem das Geschäft mit Schliessfächern an zentralen Lagen, an denen Pakete abgeholt und versendet werden, eine grössere Rolle spielen. Bisher sei diese Option in der Schweiz auch dank des Milchkästlis in den Briefkästen noch nicht besonders populär, sagt Schultze. Das ändere sich langsam, aber stetig. In Basel führe DPD mit einem Partner einen Test durch, der gut laufe. In ein paar Monaten will Schultze genauere Details kommunizieren.
Ausbauen will der DPD-Schweiz-Chef auch das Angebot an digitalen Lösungen für die Kundinnen und Kunden. Bereits heute existiert eine digitale Plattform, auf der sie ihr Paket verfolgen sowie steuern können. Besonders die individuelle Steuerung der Zustellung sei wichtig.
Versender, also in aller Regel Firmen, sollen in Kürze eine Übersicht über alle Pakete erhalten, bei denen es Hindernisse in der Zustellung gab wie eine falsche Zustelladresse. Mit solchen Lösungen will Schultze nicht nur den Komfort erhöhen, dahinter stecken auch kommerzielle Überlegungen. «Wenn wir ein Paket dreimal zustellen müssen, weil wir den Empfänger nie angetroffen haben, verlieren wir damit Geld», sagt er.
Zudem sei es nicht nachhaltig, Pakete mehrfach austragen zu müssen. Kritisch sieht Schultze aus diesem Grund auch das Geschäftsmodell von Onlinehändlern, die kostenlose Rücksendungen versprechen. «Aus Sicht der Nachhaltigkeit», sagt Schultze, «geht das einfach nicht mehr.»