Schweiz
Wirtschaft

Shrinkflation in der Schweiz: Diese Produkte sind teurer geworden

Shrinkflation – die versteckte Preiserhöhung der Detailhändler

16.04.2024, 11:3216.04.2024, 12:36
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Beim Phänomen Shrinkflation handelt es sich nicht um eine offensichtliche Preiserhöhung, der Preis eines Produktes wird nicht angehoben. Shrinkflation passiert dann, wenn Konsumentinnen und Konsumenten für denselben Preis weniger eines Produktes erhalten.

«Im strafrechtlichen Sinne ist es kein Betrug, es ist jedoch eine hinterlistige Täuschung», sagt Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) in der SRF-Sendung «Kassensturz». Der «Kassensturz» zeigte gemeinsam mit RTS auf, wie dreist Grossverteiler wie Migros oder Coop vorgehen.

Shrinkflation
Bei Shrinkflation handelt es sich um ein Kofferwort aus dem englischen Begriff «shrink» (schrumpfen) und Inflation. Die Inflation wird verborgen, indem Verbraucher für denselben Preis weniger Menge erhalten. Im deutschsprachigen Raum wird auch der Begriff Schrumpflation verwendet.

Eines der Beispiele bezog sich auf den bekannten Kiri-Frischkäse. Die Analyse zeigte, dass die Menge einer Packung von 160 auf 144 Gramm geschrumpft ist. Dies bei gleichbleibendem Preis. Unter dem Strich eine Verteuerung von 11 Prozent.

Wurde teurer: der Kiri-Frischkäse.
Wurde teurer: der Kiri-Frischkäse.Bild: Shutterstock

Ebenfalls 11 Prozent beträgt der Preisaufschlag bei einer Margarine von Becel. Der Inhalt einer Packung wurde bei gleichem Preis um 25 Prozent reduziert. Ein weiterer Fall: Seit eine Tampax-Packung nur noch 20 statt 22 Tampons beinhaltet, müssen die Konsumentinnen 10 Prozent mehr bezahlen.

«Die Leute ärgern sich, weil Detailhändler jeweils sehr aufwändig Preissenkungen bekannt geben, Preiserhöhungen hingegen werden jeweils sehr gut kaschiert, so dass man es kaum merkt», so Stalder von der SKS.

Sara Stalder, Stiftung fuer Konsumentenschutz, spricht am Point de Presse zum ersten Schweizer Kaufkraftgipfel, am Dienstag, 5. September 2023 in Bern. (KEYSTONE/ Marcel Bieri)
Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz.Bild: keystone

Auch bei den Rohstoffen wird teilweise gespart. Cookies von Milka wurden früher beispielsweise mit Sonnenblumenöl produziert, neu wird das günstigere Palmöl verwendet. «Das ist üblich», so Stalder.

Hast du auch schon Shrinkflation festgestellt?

Im «Kassensturz» wird erwähnt, dass in Frankreich gewisse Detailhändler bei entsprechenden Produkten Warnhinweise anbringen würden, mit der Information, man sei daran, die Preise neu zu verhandeln. In der Schweiz ist dieses Vorgehen nicht zu beobachten. Stalder erklärt dies unter anderem mit der viel höheren Teuerung in den umliegenden Ländern, welche die Detailhändler gezwungen habe, etwas zu unternehmen. Die Shrinkflation in der Schweiz sei deutlich kleiner.

Interessant ist das Beispiel eines Bordelaise-Fischfilets von Manor. Für den gleichen Preis gibt es neu nur noch 380 statt 400 Gramm Fisch. Der Detailhändler begründet dies mit einem verbesserten Rezept und auch einer verbesserten Packung, neu sei der Fisch nicht mehr in einer Alu-, sondern einer Kartonschale.

Das verteuerte Fischfilet.
Das verteuerte Fischfilet.bild: screenshot srf

«Relativ gut kaschiert»

Bei Migros und Coop, die den Bordelaise-Fisch ebenfalls anbieten, sei der Preis nach der Mengenreduktion nach unten angepasst worden. Dies zeigt: Günstigere Preise sind möglich. Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz sagt dazu im Hinblick auf weitere Produkte: «Die grossen Detailhändler sind mächtiger, als sie es vorgeben. Sie könnten bessere Preise aushandeln. Das wäre überfällig, gerade um die Hochpreisinsel Schweiz zu bekämpfen.»

Ein offensichtliches Beispiel für Shrinkflation, das zum Schuss in den Ofen wurde, ist dasjenige von Coca-Cola. Vor einigen Jahren waren in einer Cola-Flasche statt 500 Millilitern plötzlich nur noch 450 Milliliter, der Preis blieb gleich. Als die Kritik zu gross wurde, krebste Coca-Cola zurück und erhöhte die Menge wieder auf die üblichen 500 Milliliter.

POZNAN, POLAND - MAR 1, 2018: Plastic bottles of Coca-Cola, a carbonated soft drink manufactured by The Coca-Cola Company headquartered in Atlanta, Georgia, USA
Hat es mit der Shrinkflation übertrieben: Coca-Cola.Bild: Shutterstock

Während sich die Regierung Frankreichs bemüht, der Shrinkflation entgegenzuwirken, schauen Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz in die Röhre. Die Stiftung für Konsumentenschutz sei angewiesen, dass entsprechende Produkte gemeldet werden. «In der Schweiz sind von Shrinkflation betroffene Produkte relativ gut kaschiert.» (rst)

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201 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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egemek
16.04.2024 12:29registriert Mai 2016
Dass man das Doppelte für Bio-Gemüse zahlt, der Bauer aber nur einen Bruchteil des Aufschlags erhält, finde ich nach wie vor die grösste Frechheit bei Migros und Coop.
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sunny side down
16.04.2024 12:07registriert März 2021
Das habe ich beim Katzenfutter Excel in der Migros festgestellt. Vor einem Jahr waren es 100g nun sind es nur noch 85g. Ergo eine deftige Preiserhöhung.
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Rick Hunter
16.04.2024 11:58registriert November 2022
Völlig schamlos ist das Beispiel mit der Zahnpasta: Die Tuben sind jetzt kleiner und halten deswegen viel kürzer.
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