Keine Theater, keine Musicals, keine Konzerte, keine Festivals: Die Coronakrise trifft die Eventbranche hart. Die Kurse börsenkotierter Konzertveranstalter befinden sich im Sturzflug. Die Aktien von Live Nation, dem grössten Veranstaltungskonzern der Welt, hatten im Januar noch einen Wert von 70 Dollar pro Papier. Danach ging es abwärts. Zwischenzeitlich lag der Wert einer Aktie bei unter 30 Dollar.
Sinkende Aktienkurse – die ideale Gelegenheit für Investitionen. Das muss sich die saudische Führungsriege gedacht haben, als sie mit ihrem Staatsfonds 13,3 Millionen Aktien von Live Nation im Wert von über 500 Millionen Dollar kaufte. Der Public Investment Fund (PIF) ist damit mit einem Anteil von 5,7 Prozent neu der drittgrösste Aktionär von Live Nation. Der amerikanische Entertainment-Riese bestätigte das Investment am Montag in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC. Nach Bekanntgabe stieg der Aktienkurs von Live Nation um rund zehn Prozent in die Höhe.
Der Kopf des Staatsfonds PIF ist Mohammed bin Salman, der Kronprinz von Saudi-Arabien. Ihm werden schwere Menschenrechtsverletzungen zur Last gelegt. Unter anderem wird er auch mit der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in Verbindung gebracht. Wie das wohl mit einem Konzertveranstalter einhergeht, der auch in der Schweiz Stars wie Alicia Keys, Sting oder Guns N' Roses auf die Bühne bringt?
Seit einigen Jahren ist Live Nation im Schweizer Showgeschäft tätig. 2017 übernahm das US-Unternehmen das Openair Frauenfeld, eines der grössten Hip-Hop-Festivals Europas. Zudem bespielen sie die grössten Schweizer Stadien mit Konzerten. Ende 2018 kaufte der Konzern die kleine Zürcher Konzertagentur Mainland.
Laut der Handelszeitung ist es unwahrscheinlich, dass die Saudis künftig das Live-Programm von Konzerten oder Festivals in der Schweiz mitbestimmen. Der Chef des Staatsfonds, Yasir Al-Rumayyan, habe gesagt, beim Engagement bei Live Nation handle es sich lediglich um eine passive Beteiligung. Fraglich ist allerdings, wie sich das strenge Regime von Kronprinz Mohammed auf das Image von Live Nation auswirkt.
Tatsache ist, dass die 500-Millionen-Investition in den Konzertveranstalter nicht der erste Streich von bin Salman ist, der in den vergangen Wochen für Wirbel sorgte. Bereits mehrmals griffen die Saudis bei Lockdown-Opfern zu, unter anderem sind sie dabei, den Premier-League-Fussballclub Newcastle United zu schlucken. Der Deal sorgte nicht nur bei Fussballfans für Ärger. Auch Menschenrechtler haben sich in den Streit eingeschalten. Die Premier League ist seit Wochen damit beschäftigt, die Unterlagen des Verkaufs von Newcastle zu prüfen. Bisher wird dazu kein weiterer Kommentar abgegeben. (red)
Oder sind das auch alles nur Scheinheilige?
Mal ganz naiv gefragt.