Das Marktforschungsinstitut Intervista führte im Oktober 2023 im Auftrag der Migros Bank zum dritten Mal nach 2019 und 2021 eine repräsentative Umfrage zum Thema Sparen in der Schweiz durch. Diese zeigt, dass knapp 86 Prozent der Schweizer Bevölkerung regelmässig Geld zur Seite legen. Während sich diese Zahl gegenüber den Vorjahren kaum verändert hat, ist laut Umfrage das Bedürfnis nach einer Absicherung für finanzielle Notlagen deutlich angestiegen.
Wie die Sparziele der Schweizer genau aussehen sowie weitere interessante Punkte aus der Umfrage folgen hier:
Der CEO der Migros Bank sieht im Sparen eine kulturelle Dimension der Schweiz und beschreibt die Bedeutung des Sparens wie folgt:
Ein Grossteil der Schweiz spart vor allem zur finanziellen Absicherung und weniger, um eigene Pläne umsetzen zu können. So nennen 55 beziehungsweise 51 Prozent der sparenden Schweizer das Kreieren eines Finanzpolsters oder die Altersvorsorge als eines ihrer drei wichtigsten Sparziele.
Gegenüber der Umfrage von 2021 hat das Sparen für finanzielle Engpässe und andere Notsituationen deutlich zugenommen. So sparen drei Prozent mehr für ein Finanzpolster, bei der Altersvorsorge ist es immerhin ein Prozent mehr. Speziell bei der Nennung als primäres Sparziel konnten aber beide deutlich zulegen. Bei der Altersvorsorge sind es mit 28 Prozent drei Prozent mehr als noch 2021. Beim Kreieren eines Finanzpolsters sind es sogar vier Prozent mehr, mit neu 20 statt 16 Prozent 2021.
Dafür hat das Sparen auf Wohneigentum und für längere Reisen deutlich an Bedeutung verloren. Während 2021 noch 20 Prozent den Erwerb von Wohneigentum als primäres Sparziel angaben, waren es 2023 nur noch 14 Prozent. Da Wohneigentum dafür öfters als sekundäres und tertiäres Ziel angegeben wurde, liegt der Rückgang als Sparziel insgesamt nur bei drei Prozent.
Noch deutlicher ist der Rückgang beim Sparziel «Längere Reisen». Nur noch 18 Prozent der befragten Sparer gaben es als Sparziel an. 2021 lag der Anteil noch bei 29 Prozent.
Je nach Bevölkerungsgruppe sparen Schweizer zudem unterschiedlich, so sparen junge Personen unter 30 sowie Frauen häufiger auf lange Reisen, während Männer häufiger auf ein eigenes Auto sparen.
Gegenüber 2021 reduzierten die Befragten zudem ihre Sparbeträge. Neu legen etwa 61 Prozent der Sparer weniger als 1000 Franken pro Monat auf die Seite. 2021 lag der Anteil noch ein wenig tiefer bei 59 Prozent. Bei den höheren Sparbeträgen zwischen 1001 und 3000 Franken sank hingegen der Anteil der Sparenden um drei Prozentpunkte auf 23 Prozent. Auch in der höchsten Sparbetragskategorie fiel der Anteil von sieben auf sechs Prozent der Sparer.
Markante Unterschiede zeigen sich zwischen Männern und Frauen. So legen 39 Prozent der Männer mehr als 1000 Franken im Monat auf die Seite, während nur 19 Prozent der Frauen dasselbe tun.
2019 gaben 29 Prozent der befragten Schweizer an, dass sie davon ausgingen, dass sich die Schweizer Wirtschaftslage eher verschlechtern werde. Bei der zweiten Migros-Bank-Umfrage 2021 während der Corona-Pandemie sank dieser Wert dann auf 25 Prozent. In der neusten Umfrage stieg der Anteil der Pessimisten nun auf 39 Prozent. Am pessimistischsten schätzen die Westschweizer die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz ein. 45 Prozent der befragten Romands gehen in Zukunft von einer wirtschaftlichen Verschlechterung aus.
Eine schlechte Wirtschaftslage wird ebenfalls als grösste Gefahr für die persönlichen Geldanlagen gesehen. 52 Prozent der Schweizer sehen politische und gesellschaftliche Entwicklungen, die einen negativen Einfluss auf die Börse haben könnten, als grösste Gefahr für ihre Geldanlagen. Das Angstpodest wird durch die Angst vor der Inflation und der Angst durch unvorhersehbare Ereignisse, seine Anlagen verflüssigen zu müssen, komplettiert.
Die Angst vor einer unsicheren weltpolitischen Lage und deren möglicherweise negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft drückt sich laut Migros-Bank-CEO Manuel Kunzelmann ebenfalls in der Auswahl der Geldanlage aus. So sagt er:
Die entscheidenden Faktoren bei der Wahl der Geldanlage sind laut Umfrage ein geringes Risiko, hohe Flexibilität sowie geringe Kosten und Gebühren.
Das Sparkonto verkörpert diese Faktoren in den Augen der Anleger wohl am besten. 80 Prozent der befragten Personen besitzen ein Sparkonto. Damit ist es für fast alle Sparziele ausser der Altersvorsorge und Frühpensionierung die beliebteste Anlagemethode. Auf das Sparkonto folgt als zweitbeliebteste Geldanlage das Privatkonto. In Zukunft gaben die Befragten an, noch stärker das Sparkonto als Anlagemethode zu nutzen. Darauf folgen die Säule 3a sowie das einfache Privatkonto.
Kryptowährungen und andere spekulative Geldanlagen haben laut Umfrage an Attraktivität eingebüsst. Nur noch rund vier Prozent möchten in Zukunft vermehrt auf Bitcoins und andere Kryptowährungen setzen, um zu sparen. 2019 wollten noch zwölf Prozent der Befragten zukünftig Geld in Kryptowährungen anlegen.
Eine grosse Mehrheit der Befragten schätzt ihr eigenes Finanzwissen als überhaupt nicht gut oder eher tief ein (47 und 21 Prozent). Das mangelnde Fachwissen im Bereich Finanzen ist laut Umfrage auch auf ein mangelndes Interesse in der Schweizer Bevölkerung zurückzuführen. Nur knapp 40 Prozent der Befragten zeigten ein gewisses Interesse an Finanzthemen.
Im Bereich Interesse sowie im Bereich Wissen zeigen sich keine markanten Unterschiede zwischen den Altersgruppen, dafür jedoch zwischen den Geschlechtern. Während 60 Prozent der Frauen ihr Fachwissen als «überhaupt nicht gut» bezeichneten, sind es bei den Männern nur 34 Prozent. Das gleiche Bild präsentiert sich auch beim Interesse am Thema: 48 Prozent der Männer interessieren sich nicht für Finanzthemen, bei Frauen liegt der Anteil hingegen bei 72 Prozent und damit eineinhalbmal so hoch.
Das unterschiedliche Interesse und die selbst bewertete Fachkompetenz von Herr und Frau Schweizer schlagen sich auch in der eigenen Vermögensaufteilung auf die unterschiedlichen Geldanlagen nieder. So besitzen Frauen laut Umfrage einen grösseren Teil ihres Vermögens in Form von Sparkonten, Privatkonten oder Bargeld.
Männer halten hingegen deutlich mehr ihres Vermögens in Form von Aktien, Fonds, Wohneigentum, Pensionskasseneinkäufen sowie Lebensversicherungen. In der Säule 3a sowie in Fondssparkonten und Obligationen halten Männer und Frauen ungefähr gleich viel ihres Kapitals.