Im Auftrag der Immobilienanlagestiftung Pensimo erhob GFS.BERN die Wohnstudie 2024. Die Studie umfasst die Befragung von 1008 Einwohner:innen der Schweiz zu ihrem Wohnverhältnis und eröffnet einen Einblick auf die Faktoren der Qualität der Wohnsituation in der Schweiz.
Die Schweizer Bevölkerung ist grösstenteils zufrieden mit ihrem derzeitigen Wohnverhältnis. Über 70 Prozent der Befragten geben an, mit ihrer Wohnsituation «sehr zufrieden» zu sein. Unzufrieden oder sehr unzufrieden sind nur gerade sechs Prozent der Bevölkerung.
Mit dem Alter steigt auch die Zufriedenheit mit der Wohnsituation. Zudem sind Eigentümer:innen ebenfalls glücklicher über ihr Zuhause als Mietende. Leicht abfallend ist die Zufriedenheit in den Städten verglichen mit Agglomeration, Kleinstädten und Dörfern. Dies ist damit zu erklären, dass mehr Menschen in den Städten zur Miete leben als auf dem Land.
Durchschnittlich leben die Schweizer:innen seit rund 15 Jahren an ihrem momentanen Wohnort. Die Wohndauer steigt ebenfalls mit dem Alter der Bewohnenden. Spezifisch in der Agglomeration bleiben Menschen überdurchschnittlich lange in ihrem Zuhause.
Rund die Hälfte der Schweizer Bevölkerung möchte langfristig an ihrem aktuellen Wohnort bleiben. Doch gibt auch ein grosser Teil der Befragten, total 45 Prozent, an, sich entweder vorstellen zu können, umzuziehen oder bereits einen Umzug plant.
Im europaweiten Vergleich ist die Schweiz weiterhin ein Land der Mieter:innen. 57,8 Prozent der Schweizer:innen, leben in Mietverhältnissen. Diese Quote ist fast doppelt so hoch wie der europäische Durchschnitt von 30,1 Prozent. Speziell in der Italienischen Schweiz leben aber mehr Menschen im Eigentum als zur Miete.
Auch bei den Wohnsituationen unterscheiden sich die Sprachregionen leicht. In den italienschsprachigen Regionen wohnen weniger Menschen alleine als im schweizweiten Durchschnitt. Die meisten wohnen mit ihren Partner:innen zusammen – also in einem Zweipersonen-Haushalt. Jede vierte Person wohnt alleine oder mit der Familie. Ein kleiner Anteil wohnt mit den Eltern oder in einer Wohngemeinschaft, nur rund fünf Prozent.
Freundlich und unverbindlich – so sieht ein Grossteil, nämlich 42 Prozent der Schweizer:innen, ihre Beziehung zur Nachbarschaft. Insgesamt wird eher ein distanziertes Verhältnis zur Nachbarschaft gepflegt.
Stadt, Land, Agglo – viele würden gerne auf dem Land wohnen, doch wegen der Schweizer Topografie kommt ein grosser Teil der Fläche gar nicht als Siedlungsraum infrage. Daher bleibt dieser Wunsch eben oftmals nur ein Wunsch.
Bei der Wohnortsuche gibt es eine glasklare Priorität: der Mietzins. Für fast die Hälfte der Befragten hat dieser Faktor erste Priorität. Doch auch Naherholungsgebiete sowie die Anbindung an den öffentlichen Verkehr sind hoch im Kurs. Auf Kulturangebote wird anscheinend bei der Suche aber verzichtet. Nur gerade von einem Prozent der Befragten werden Kino, Theater und Co. als höchste Priorität eingestuft.
Spannend ist dabei der Unterschied der Bedürfnisse während der Suche eines Wohnorts und während des dort Wohnens. Bei der Suche liegt der Preis des Objekts klar im Vordergrund. Doch ändert sich dies, sobald wir über bestehende Wohnverhältnisse sprechen.
Die Nähe zu Naherholungsgebieten und Grünflächen sowie der nächsten Tramhaltestelle werden als Stärken vieler Wohnsituationen aufgelistet. Auffällig: auch der Wohnungspreis ist auf der Liste der Stärken zu finden, doch nur noch sehr knapp.
Die Kosten kehren als wichtiger Faktor bei den Schwächen der eigenen Wohnsituation zurück. Doch sind sie nicht der Spitzenreiter, denn die Befragten sehen das grösste Verbesserungspotenzial in der Energieeffizienz und der Umweltfreundlichkeit.
Der Miet- respektive Hypothekarzins ist zwar der mit Abstand wichtigste Aspekt beim Entscheid über den Wohnstandort, allerdings zählen die Mietpreise nicht zu den zentralen Aspekten, welchen Schweizer:innen beim Wohnen wichtig sind.
Die jüngeren Menschen schätzen einen kürzeren Weg zur Arbeit und machen dabei gerne Abstriche, wenn es um die Ruhe in und ums Haus geht. Für ältere Menschen wird die gute ÖV-Anbindung dafür zum fast universellen Bedürfnis. Dies nicht zuletzt, weil die persönliche Mobilität im Alter stark abnimmt.
Das grösste Vertrauen der Befragten geniessen die Genossenschaften sowie der Mietverband. Dies korreliert mit der hohen Anzahl der Mietenden in der Schweiz. Sehr skeptisch hingegen werden Immobilienfirmen, Versicherungen und Banken betrachtet.
Wie viel Vertrauen einzelnen Institutionen und Akteuren entgegengebracht wird, hängt stark vom Eigentumsverhältnis ab. Während Mieter:innen Grossinvestoren wie Banken, Pensionskassen und Versicherungen negativ betrachten, wird diesen von den Eigentümer:innen viel Vertrauen entgegengebracht.
Durchs Band viel Vertrauen geniessen die Genossenschaften, Handwerker:innen und die Behörden wie Stadt, Kanton und Bund. Diese sind mit einem mittleren Wert von über 6 Punkten bei Mietenden sowie Eigentümer:innen sehr beliebt.
Primär wünschen sich die befragten Schweizer:innen von ihren eigenen Verwaltungen drei Dinge: gute Instandhaltung, tiefe Kosten und das Anliegen, schnell behandelt werden. Weniger Wert wird auf die Konfliktbewältigung mit Nachbarn gelegt.
Bei den Erwartungen an die Immobilienfirmen lässt sich ein Aspekt klar hervorheben – bezahlbarer Wohnraum. Weitere wichtige Aspekte bei der Entwicklung von Immobilien sind die Nachhaltigkeit sowie die Qualität und Sicherheit.
Wie bereits in den Grafiken oben ersichtlich sind Mieter:innen Grossinvestoren gegenüber skeptisch eingestellt. So sind rund 74 Prozent mit der Aussage einverstanden, dass Grossinvestoren nur für die Reichen bauen und sich nicht um das Leben im Quartier kümmern. Zudem sorgt sich fast die Hälfte der Mieter:innen darum, sich in ihrem aktuellen Wohnumfeld bald keinen Wohnraum mehr leisten zu können.
Kommt einfach davon, dass Umziehen stark ins Geld geht. Bestandsmieten sind aktuell einiges tiefer als Marktmieten. Daher lohnt es sich nicht, umzuziehen, ausser man ist gezwungen.