Im Oberengadin ist am Donnerstag eine Testanlage in Betrieb genommen worden, die das Abschmelzen des Morteratschgletschers verlangsamen soll. Dabei kommt auch eine Technik aus dem Himalaya-Gebiet zum Einsatz.
Mit der ersten Schneiseil- und Ice-Stupa-Testanlage sei ein weiterer Meilenstein in der Gletscherpflege gesetzt worden, heisst es in der Mitteilung des Gletscherprojekts «MortAlive».
Dank der Schweizer Innovation soll schon bald das Abschmelzen der Gletscher um etwa 50 Jahre verlangsamt werden. «Solange Schnee auf dem Eis liegt, ist es geschützt», erklärt Projektleiter Felix Keller, Glaziologe und Experte für Schnee und Permafrost. Schnee reflektiere die einfallende Sonneneinstrahlung und isoliere vor warmen Sommertemperaturen.
Der mögliche Schutz der Gletscher basiert auf der Idee des Schmelzwasser-Recyclings. Dabei wird das im Sommer anfallende Schmelzwasser hoch oben gesammelt, um es im Winter in Form von Schnee zu recyclen und dem Gletscher zurück zu geben.
Herkömmliche Beschneiungsanlagen mit Lanzen könnten aufgrund des sich bewegenden Untergrund am Gletscher nicht eingesetzt werden. Die Hochschule Luzern habe in Zusammenarbeit mit Spezialisten ein Schneiseil mit fünf Düsen entwickelt.
Nun führt eine Forschungsgruppe verschiedene Tests an der Talstation Diavolezza durch. Neben dem Schneiseil ist auch eine sogenannte Ice Stupa im Einsatz. Die künstlich geschaffenen Eiskegel zur Speicherung von Schmelzwasser wurden laut Mitteilung im Himalaya-Gebiet in Indien erfunden und kommen dort zur Bewässerung im trockenen Frühjahr zum Einsatz.
Läuft alles nach Plan, könnte schon nächsten Winter eine weitere Anlage auf dem Corvatsch installiert werden. (sda)