
Folgen
Der Böögg ist zurück in Zürich! Aufgrund der Corona-Pandemie fand das reguläre Sechseläuten während zwei Jahren nicht statt.
Ganz verschwunden ist die Tradition auch während Corona-Zeiten nicht: Im letzten Jahr kam es aber zu aussergewöhnlichen Bildern: Der Böögg wurde 2021 nicht wie gewohnt auf dem Sechseläutenplatz, sondern auf der Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht im Kanton Uri verbrannt. Umzüge fanden keine statt.
In der Schöllenenschlucht konnte der Böögg aufgrund der abgeschiedenen Lage besser vom Publikum abgeschirmt und sicher verbrannt werden, entschied man damals. Das Ritual wurde somit das einzige Mal in seiner Geschichte nicht in Zürich durchgeführt. Zuschauer durften das Ganze im Fernsehen live verfolgen.
Nach zwei Jahren steht (und fällt) dieses Jahr der Böögg wieder in Zürich. Zur Erinnerung, weil es so lange her ist: Heute Montag ab 15 Uhr ziehen die Zünfte in Richtung Sechseläutenplatz, wo ab 18 Uhr der Böögg verbrannt werden soll.
Hier geht der Umzug durch:

Damit soll es endlich wieder zur Verbrennung des Bööggs in gewohnter Tradition kommen. Allerdings gelang das nicht jedes Jahr ohne Zwischenfall: Immer wieder kam es am Sechseläuten-Montag zu kuriosen, lustigen, aber auch traurigen Szenen. Wir haben euch die interessantesten Begebenheiten herausgesucht:

1993 wollte der Böögg nicht so recht – und stürzte mitsamt Scheiterhaufen zu Boden.Bild: KEYSTONE
Sechseläuten
Das Sechseläuten ist ein Feuerbrauch und Frühlingsfest in Zürich. Das Verbrennen des «Bööggs» symbolisiert die Vertreibung des Winters. Der «Böögg» ist ein mit Holzwolle und Knallkörpern gefüllter künstlicher Schneemann. Auf einem 10 Meter hohen Scheiterhaufen gesetzt, wird er um Schlag 18 Uhr (Sechseläuten) angezündet. Je schneller er verbrennt, desto schneller soll der Sommer beginnen und dementsprechend auch länger und sonniger ausfallen – das behauptet zumindest der Volksmund.
Entführt und sabotiert

Zu früh angezündet und geklaut – auch das kam in der Geschichte des Bööggs schon vor. Bild: KEYSTONE
1921 brannte der Böögg bereits um halb zwei Uhr. Eine Gruppe von Kommunisten hatte einen Knaben angestiftet, das Feuer zu legen. Sie wollten damit gegen die hohe Zahl von Arbeitslosen protestieren. In Windeseile wurde der Ersatzböögg auf der Brandstätte aufgerichtet. Und Punkt sechs Uhr brannte er ein zweites Mal. Als Zeichen des zünftischen Protestes war ihm eine rote Fahne mitgegeben worden, die mit in den Flammen unterging.
Noch schlimmer kam es im Jahr 2006 – damals wurde der Böögg noch bevor er auf den Scheiterhaufen gestellt werden konnte, geklaut. Am Tatort wurde ein Schreiben hinterlegt, die Gruppe «1. Mai – Strasse frei» bekannte sich zur Tat. Am Sechseläuten selbst kam ein Ersatzböögg zum Einsatz, der eigentlich für den Kinderumzug vorgesehen war.
Zack und weg 'is er!
Ein eher lustiger Fauxpas passierte einst Alt-Bundesrat Christoph Blocher. Der fiel nämlich während Gillis-Talkshow vom Podest – und das wurde live im Fernsehen von Tele Züri aufgezeichnet.
Trauriger Todesfall
2015 kam es zu einem tragischen Todesfall: Ein Pferd starb während der Verbrennung des Bööggs. Der Tierschutzbund Zürich kritisierte den Anlass darauf als zu stressig für die Tiere. Die anschliessende Obduktion ergab aber, dass nicht Stress zum Tod des 24 Jahre alten Pferdes geführt hatte, sondern eine Herzrhythmusstörung.

Bild: KEYSTONE
Die Teilnahme eines Pferdes am Zürcher Sechseläuten ist für das Tier aber nicht stressiger als eine Spring- oder Dressurprüfung. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich, die später veröffentlicht wurde.
The «Brätli-Place» to be

Alle kommen nur zum Würste grillieren.Bild: KEYSTONE
Egal was behauptet wird – Tradition hin oder her. Eigentlich strömen die Besucher des Sechseläuten nur zum Böögg, weil sie nach dessen Explosion ihre Würstchen bräteln wollen. Denn auf der Glut des Scheiterhaufens lässt sich's wunderbar grillieren.
Update:
Dieser Artikel wurde bereits 2021 publiziert. Wir haben uns aus aktuellem Anlass entschieden, ihn in überarbeiteter Form nochmals zu bringen.
Keine Frauen

Bild: KEYSTONE
Lange waren Frauen vom Sechseläuten-Umzug ausgeschlossen. Dank eines Kniffs dürfen sie nun aber doch mitlaufen – die Frauenzunft wird zum Dauergast der «Gesellschaft zur Constaffel». Mitmarschieren dürfen die Damen aber nur tagsüber – am Abend sind die Zunft-Aktivitäten weiterhin nur den Männern vorbehalten.
Köppel, der Kameltreiber

Roger Köppel ist wohl das bekannteste Mitglied der Zunft Kämbel: Als Kameltreiber lief er 2016 über die Bahnhofstrasse. bild: keystone
Kuriose Verkleidungen gehören zu den Zünften dazu. Auch, dass sich ab und an Politiker in «Schale» werfen und am Umzug als Ehrengäste mitmarschieren, gehört dazu. Manchmal findet sich aber auch der eine oder andere modische Fehltritt – wie damals, als sich Roger Köppel etwas braune Farbe ins Gesicht schmierte, um als Kameltreiber noch authentischer zu wirken.
Der gefallene Böögg
Dramatische Szenen ereigneten sich im Jahr 1993: Damals wollten weder Böögg noch Scheiterhaufen so richtig. Letzterer fiel nämlich mitsamt Schneemann auf den Platz und brannte dort munter weiter. Der Kopf des Bööggs musste anschliessend von Hand wieder ins Feuer geworfen werden, damit er überhaupt explodierte.
Fliegende Fische

«Rotauge», so heisst der Fisch, der am Sechseläuten in die Menge geworfen wurde. Er galt lange als ungeniessbar, weil er zu viele Gräte hat. bild:wikipedia/kallerna Die Zunft zur Schiffleuten pflegte einen ganz besonderen Brauch. Die Jungzünfter warfen nämlich tote Fische ins Publikum – an der Bahnhofstrasse gerne auch in geöffnete Fenster in den oberen Etagen oder auf Balkone.
Doch das ist nun vorbei, seit 2016 werden keine echten Fische mehr geworfen. Die Zunft reagiert auf Kritik von Tierschützern und Berufssfischern. Der Fischwurf war ein Zeichen für die Ernährung des Volkes in vorreformatorischen Zeiten. Damals wurden die Bewohner nämlich freitags und in der Fastenzeit mit Fischen versorgt.
Kürzeste Brenndauer

Am längsten brannte der Böögg 2016 – und das qualvolle 43 Minuten lang.Bild: KEYSTONE
1956 jagte es dem Böögg den Kopf schon nach weniger als 4 Minuten weg. Das ist die kürzeste Brennzeit seit es die Tradition gibt. Am längsten brannte er 2016 – nach qualvollen 43 Minuten war es dann endlich um den Schneemann geschehen.
Obwohl im Volksmund behauptet wird, dass die Brennzeit des Bööggs einen direkten Einfluss auf die Anzahl Sommertage hat, gibt es statistisch gesehen keinen signifikanten Zusammenhang. Die Prognosen stimmen folglich nicht immer – ausser im Jahr 2003. Damals explodierte das Haupt des Bööggs schon nach 5 Minuten und 42 Sekunden und die Schweiz wurde mit sagenhaften 65 Sommertagen beschenkt.
Der Böögg im Hafen

Eine Luftaufnahme von 1951 – da konnte der Böögg wieder auf der Sechseläuten-Wiese verbrannt werden.Bild: ETH-bibliothek Zürich/Werner Friedli
Während der Anbauschlacht 1944 fand das Sechseläuten im Hafen Enge statt, da auf der Sechseläutenwiese Gemüse angepflanzt wurde. Dabei kippte der «Böögg» in den Zürichsee.
Der Zürcher Hauptbahnhof im Wandel der Zeit
1 / 10
Der Zürcher Hauptbahnhof im Wandel der Zeit
«Morgestraich – vorwärts marsch!»: Basler Fasnacht ist zurück
1 / 11
«Morgestraich – vorwärts marsch!»: Basler Fasnacht ist zurück
quelle: keystone / georgios kefalas
Die Verbrennung des watson-Bööggs
Das könnte dich auch noch interessieren:
Nach einem Spaziergang am Greifensee starben am Wochenende zwei Hunde. Vermutlich wurden sie durch Blaualgen vergiftet. Was du zu den giftigen Algen wissen musst und wo jetzt Vorsicht geboten ist.
Das schöne Wetter am Wochenende lockte viele Schweizerinnen und Schweizer an die Gewässer. So auch an den Greifensee – mit traurigen Folgen: Wie «Züriost» berichtet, starben zwei Hunde im Zürcher Tierspital, weil sie sich mutmasslich mit Blaualgen vergiftet hatten.