Schweizer Verwaltungen zitieren ihre Mitarbeiter noch immer ins Büro
Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, hin und wieder von zu Hause aus arbeiten zu können, spielen eine grosse Rolle bei der Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Fachhochschule Nordwestschweiz und die Initianten des Home Office Day haben mit dem so genannten FlexWork-Phasenmodell einen Versuch angestellt, den Status quo der Schweizer Unternehmenslandschaft in Bezug auf Arbeitsflexibilität festzuhalten.
Phase 2: Flexible Arbeit als Ausnahme
Phase 3: Umbruch und schleichende Ablösung
Phase 4: Flexible Arbeit weitgehend etabliert
Phase 5: Netzwerkunternehmen (= Arbeitsflexibilität als Norm)
Privatwirtschaft versus öffentliche Verwaltung
Die Ergebnisse liefern einen deutlichen Unterschied zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Verwaltung: Für 90 Prozent der Unternehmen in der Branchengruppe «wissensintensive Dienstleistungen» ist Arbeitsflexibilität ein Thema – sie befinden sich also in einer der Phasen 2 bis 5. Entsprechend ist nur für jedes zehnte befragte Unternehmen flexibles Arbeiten kein Thema.
Genauer aufgeschlüsselt sieht es in der Branche folgendermassen aus: Für ein knappes Viertel stellt Arbeitsflexibilität eine Ausnahmeerscheinung dar (Phase 2), 35 Prozent befinden sich im Umbruch (Phase 3) und bei 16 Prozent der Unternehmen ist flexible Arbeit weitgehend etabliert (Phase 4). Weitere zwei Prozent können als so genannte Netzwerkunternehmen eingestuft werden (Phase 5).
Unter «öffentliche Verwaltung» werden beispielsweise Gemeindeverwaltungen, Kantonale Ämter und Bundesämter, Sozialversicherung und das Militär verstanden. 408'000 Personen waren im Jahr 2011 in diesem Bereich tätig.
In der öffentlichen Verwaltung dagegen scheint Arbeitsflexibilität grösstenteils noch ein Fremdwort zu sein. Für 14 Prozent der Verwaltungen ist diese gar kein Thema (Phase 1), bei weiteren 63 Prozent – und damit einer klaren Mehrheit – ist diese eine Ausnahmeerscheinung (Phase 2). Gerade mal 16 Prozent befinden sich im Umbruch (Phase 3). Verwaltungen, die der Phase 4 oder 5 zugeordnet werden könnten, sind nur ganz selten beziehungsweise gar nicht vorhanden.
Ein Blick in die Zukunft
Bei der Befragung sollten die teilnehmenden Unternehmen nicht nur ihren aktuellen Zustand beschreiben, sondern auch den gewünschten Zustand in den nächsten ein bis drei Jahren äussern. Dabei ergaben sich folgende Ergebnisse: Ein Drittel der privaten Unternehmen und die Hälfte der Verwaltungen möchte sich in dem genannten Zeitfenster um ein bis zwei Phasen steigern. Umgekehrt bedeutet dies, dass ein Grossteil der Unternehmen kein Interesse hat, sich im Bereich Arbeitsflexibilität weiterzuentwickeln.
Welche Auswirkungen das Einlegen von Home-Office-Tagen auf die Schweizer Infrastruktur haben könnte, zeigt die Einschätzung von Bernhard Meier von der SBB: «Rund die Hälfte unserer Kunden sind während 25 Prozent der Betriebszeit unterwegs.» Dass der Anteil der Unternehmen, die sich noch in Phase 1 oder 2 bewegen, so hoch ist, mache sich während der Stosszeiten bemerkbar. Flexible Arbeitsmodelle könnten die Infrastruktur entlasten, so Meier.
Wichtig zu erwähnen ist die Tatsache, dass sich die Einschätzungen jeweils nur auf den Anteil der Beschäftigten bezogen, die von der Arbeitsaufgabe her theoretisch flexibel arbeiten könnten. Beschäftigte, bei denen allein die Aufgabe das Arbeiten von zu Hause unmöglich macht, wurden entsprechend nicht betrachtet.
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