300 Personen protestieren in Zürich gegen Wohnungskrise – ohne Bewilligung
In der Stadt Zürich haben sich am Samstagnachmittag bei strömendem Regen mehrere hundert Personen zur einer unbewilligten Wohndemo versammelt. Sie protestierten gegen «Luxussanierungen, Abrissbirnen und steigende Mieten».
Start der unbewilligten, aber von der Polizei tolerierten Demonstration war auf dem Röntgenplatz in der Nähe der wegen Leerkündigungen bekannt gewordenen «Sugus-Häuser».
Bei Regen und herbstlichen Temperaturen zogen die Demonstrierenden während rund zwei Stunden durch die Stadt – entlang der Langstrasse, vorbei an der Bäckeranlage, weiter zur Kalkbreite und schliesslich auf den Helvetiaplatz, wo sich die Demo auflöste. Die Polizei war präsent, griff während der Demonstration aber nicht ein.
Die Teilnehmenden skandierten Slogans wie «Wo-Wo-Wohnige», «Wohnraum für alle, sonst gibts Krawalle», auf Transparenten forderten sie «Gesellschaftliche Teilhabe statt Verdrängungen» oder «Frieden den Hütten, Krieg den Palästen». Auf einem Regenschirm prangte: «Immokonzerne enteignen.»
Zwischendurch stoppte der Demonstrationszug, beispielsweise vor dem abgerissenen Gebäude an der Langstrasse, wo einst Zürichs legendärer Club «Zukunft» war und nun ein Neubau mit Wohnungen entsteht. Oder vor dem KPMG-Gebäude. Dieses wurde mit Wasserballonen beworfen.
Bewusst auf Bewilligung verzichtet
Aufgerufen zur Demo hatten das «Wohndemo-Bündnis» und linksalternative Kreise. Sie beantragten bewusst keine Bewilligung. «Immohaie fragen uns auch nicht, wenn sie unsere Miete erhöhen oder unser Zuhause abreissen», schrieben sie auf der Wohndemo-Internetseite. Und: «Wir wollen darauf hinweisen, dass wir ein grundsätzliches Recht für Demonstrationen haben.»
In den sozialen Medien hiess es, die Demo solle «bunt, laut und kreativ» werden, eine Konfrontation werde nicht gesucht. Dennoch wurden Ausschreitungen befürchtet – auch wegen der eskalierten Pro-Palästina-Demo in Bern und eines «ungebetenen Besuchs» von vermummten Aktivisten in Büros des Hauseigentümerverbands in Zürich vergangene Woche.
Es ist die zweite grosse Wohndemo in Zürich in diesem Jahr. Im Frühling zogen mehrere tausend Personen durch die Stadt, es kam vereinzelt zu Sachbeschädigungen. Damals lag eine Bewilligung vor. (sda)
