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Stadt Zürich hält am Abdecken von Mohren-Inschriften fest

Stadt Zürich hält am Abdecken von Mohren-Inschriften fest

22.11.2023, 21:0422.11.2023, 21:05
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ARCHIV --- Ueber dem Eingang des Hauses an der Niederdorfstrasse 29 in Zuerich steht die Inschrift "Zum Mohrentanz", fotografiert am 14. April 2021 in Zuerich. Der Zuercher und der Stadtzuer ...
Bild: keystone

Die Stadt Zürich soll die Häuserbezeichnungen «Zum Mohrenkopf» und «Zum Mohrentanz» in der Altstadt wie geplant abdecken: Der Gemeinderat hat am Mittwochabend ein Postulat von SVP und FDP mit 59 Nein- zu 53 Jastimmen abgelehnt, das stattdessen eine Kontextualisierung des «M-Wortes» mit Hilfe von Infotafeln verlangt hatte.

SVP und FDP forderten in ihrem Postulat auch, dass die Stadt auf weitere rechtliche Schritte verzichtet. Denn das Baurekursgericht hatte einen Rekurs des Zürcher Heimatschutzes gegen die Abdeckung der beiden Hausinschriften in der Altstadt gutgeheissen.

Es fehle an einer vertieften historischen Auseinandersetzung mit den denkmalpflegerischen Interessen, hiess es im Urteil. Und mit Informationen seien eine Erklärung einer rassistischen Konnotation der Begriffe und eine Distanzierung von rassistischen Geisteshaltungen möglich. Der Stadtrat zog dieses Urteil weiter.

Dies zeuge von wenig Einsicht und von fehlendem Willen, die Vielfalt der historischen Bauten integral zu erhalten, kritisierten SVP und FDP in ihrem Postulat.

Mit dem Canceln der Geschichte ändere sich doch die Haltung der Einzelnen nicht, dies lasse sich nur über den Diskurs erreichen, meinte etwa Yasmine Bourgeois (FDP) in der Debatte. Informationen brächten mehr als Verhüllungen, ergänzte Ann-Catherine Nabholz (GLP). «Eine Kontextualisierung fordert uns dazu auf, dass wir uns kritisch mit der Vergangenheit auseinandersetzen.»

«Form von Gewalt im öffentlichen Raum»

Mit dem Postulat werde das Problem von rassistischen Haltungen weiterhin klein geredet, sagte hingegen Anna-Béatrice Schmaltz (Grüne). «Die M-Inschriften sind eine Form von Gewalt - jede Person hat das Recht, ohne Beleidigungen durch die Stadt zu gehen.» Moritz Bögli (AL) führte aus, dass die Inschriften gar keine Zeitzeugen seien: «Sie sind nicht historisch, sie sind keine 100 Jahre alt.»

Stadtrat André Odermatt (SP) wies darauf hin, dass die Stadt der Empfehlung von Rassismuskommissionen folge. Diese sprächen sich zwar grundsätzlich für eine Kontextualisierung aus - dies reiche aber nicht, wenn Darstellungen oder Hausnamen einen offensichtlich rassistischen, abwertenden Bezug hätten.

«Rassismus darf im Stadtbild keinen Platz haben», sagte Odermatt, der - wie alle Gegner des Vorstosses - während der Debatte nur vom «M-Wort» sprach. Der Stadtrat lehne das Postulate deshalb klar ab. Eine knappe Mehrheit des Gemeinderats folgte ihm mit den Stimmen von SP, Grünen und AL. (sda)

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94 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Marl Boro
22.11.2023 21:41registriert November 2016
«Rassismus darf im Stadtbild keinen Platz haben», sagte Odermatt... Wie krank ist das denn. Fehlt es an Problemen, um die Zeit politisch anderweitig sinnvoll zu verbringen ! Ich hatte nie und nimmer im Zusammenhang mit "Mohren" eine negative Assotiation. Im Gegenteil eher kulinarisch positiv behaftet.
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Marko_
22.11.2023 21:48registriert Januar 2023
Warum soll man alles aus der Vergangenheit, was evtl. negativ behaftet sein könnte, unter den Teppich kehren und verstecken? Es ist da, es war mal anders, es ist Teil der Geschichte. Nicht dass man ernsthaft Negatives gut finden oder in dem Vordergrund stellen soll. Aber hätte keiner angefangen zu wirbeln, würde es fast keinem Auffallen.
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up4you
22.11.2023 22:14registriert März 2023
Es scheint mir, dass die Rassismuskommission die geschichtliche Vergangenheit Zürichs ignoriert oder schlimmer noch verdrängt oder löschen möchte. Absolut der falsche Weg..
Eine jeweilige Erläuterung bei den jeweiligen Orten in vier Sprachen wäre der richtige Weg und würde aufklären und nicht die Vergangenheit löschen...
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