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Zürich: Historische Siedlungen vor Abriss – Heimatschutz läuft Sturm

neue seebahnhof-siedlung der abz und bep, zürich
So sollen die neuen Wohnungen an der Seebahnstrasse aussehen.Bild: screenshot seebahnhoefe.ch

Opfert Zürich Geschichte für Wohnraum? Heimatschutz schlägt Alarm

11.04.2025, 13:3211.04.2025, 17:07
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Der Stadtzürcher Gemeinderat hat am Mittwoch den privaten Gestaltungsplan für das Projekt Seebahnhöfe im Zürcher Kreis 4 mit 100 zu 11 Stimmen angenommen. Abgelehnt wurde der Wohnungsbau von der Alternativen Liste (AL) und Teilen der Grünen-Fraktion.

Die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ) und die Baugenossenschaft des eidgenössischen Personals (BEP) planen, ihre alten Siedlungen Kanzlei und Seebahn im Bullingerquartier zu ersetzen und in einem Neubau 350 Wohnungen für rund 1000 Bewohner zu realisieren – eine Aufstockung von ursprünglich 260 Wohnungen für 500 Bewohner.

An diesem Vorhaben stossen sich, neben der AL, auch der Zürcher Heimatschutz und die IG «Seebahnhöfe retten». Das Hauptanliegen: Die Siedlungen aus den 1930er-Jahren seien historisch wertvoll und deshalb erhaltenswert.

«Das Rote Zürich ausradieren»

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, sieht der Heimatschutz die Siedlungen als einzigartige Zeugnisse der Zwischenkriegszeit an. Evelyne Noth, Präsidentin des Stadtzürcher Heimatschutzes, sieht den Abriss deshalb als «ungeheuerlich» an. Die Stadt sei auf bestem Weg, ihre eigene Geschichte aus der Zeit des Roten Zürichs auszuradieren, erklärt Noth.

Seebahnstrasse, zürich
Teile der alten Siedlungen an der Seebahnstrasse. Bild: screenshot google maps

2016 wurden die Bauten durch einen Stadtratsbeschluss aus dem kommunalen Inventar der schützenswerten Bauten entlassen. 2018 blieb der Rekurs des Stadtzürcher Heimatschutzes gegen diese Entscheidung erfolglos.

Erneuter Rekurs oder gar Referendum?

Aufgrund der seit 2018 veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen erwägt der Heimatschutz einen erneuten Rekurs. So fehlt gemäss Heimatschutz-Präsidentin Noth ein Gutachten der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege (EDK), welches der Zürcher Stadtrat eigentlich in Auftrag hätte geben müssen. Im Rahmen der Ausstellung des Gutachtens wäre gemäss Noth geprüft worden, ob die Siedlungen im heutigen Zustand erhalten werden müssen oder nicht.

Auch aus dem Quartier selbst gibt es Kritik. So haben im Quartier ansässige Gegner des Neubauprojekts die IG «Seebahnhöfe retten» gegründet. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» erklärt die IG, dass sie zurzeit die Ergreifung des Referendums prüfen. Man bedauere, dass so leichtfertig Baudenkmäler «preisgegeben» werden, ohne dass alternative Lösungen ernsthaft geprüft werden. (ear)

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113 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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International anerkannter Experte für ALLES
11.04.2025 13:52registriert Juli 2021
Heimschutz? Die verhindern aktiv Solaranlagen und zerstören damit nachhaltig die Heimat.

Ausserdem ist nicht jeder Altbau automatisch schützenswert.

3D-Scan. Abreissen. Wer das nochmals sehen will: VR-Brille auf -> viel Spass.
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Die perfekte Welle
11.04.2025 13:47registriert August 2020
Was für eine Zwängerei des Heimatschutzes mal wieder. 2x verlohren und immer noch nicht genug? Muss Zürich jetzt auch in ein Museum verwandelt werden?
Und wir sprechen hier übrigens von Baugenossenschaften und einem ästhetisch gelungenes Projekt. Also kein Investitionshai der einen Betonblock hinstellen will. Wie kann die Linke gegen sowas sein?
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Dante&Lupus
11.04.2025 14:03registriert August 2024
Versteh auch nicht,weshalb ausgerechnet bei dieser Siedlung,die alles andere wie attractive ist,sich um ein Referendum bemühen will.Diese Siedlung ist auch nicht auf dem neusten technischen stand.Die neue Überbauung wär auch eine Aufwertung.
Wir brauchen Wohnraum,was zählt denn nun mehr?
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