Das Kunsthaus Zürich hat am Mittwoch nach fünfjähriger Bauzeit den neuen Chipperfield-Anbau eröffnet. Zu reden gab dabei auch die Sammlung Bührle.
«Er ist ein Schritt ins 21. Jahrhundert», sagte Kunsthausdirektor Christoph Becker über den Anbau. Durch ihn sei das Kunsthaus offener und weiträumiger geworden. «Wir dürfen uns über ein gelungenes Werk freuen», konstatierte Conrad Ulrich, Interimspräsident der Zürcher Kunstgesellschaft.
Auch Stadtpräsidentin Corine Mauch freute sich: «Es ist fantastisch geworden.» Das Gebäude verleihe Zürich mehr Ausstrahlung. Dazu stelle es – etwa neben der Tonhalle Zürich – einen weiteren Meilenstein für die Stadt dar und fungiere als Eingangstor zur Kultur- und Bildungsmeile an der Rämistrasse. Allerdings stehe noch viel Arbeit an, der Bau müsse belebt und ein Publikum nachhaltig gewonnen werden.
Architekt David Chipperfield sagte, er und sein Team seien bei der Umsetzung des Projekts nervös gewesen. «Zürich ist eine aussergewöhnliche Stadt, dazu beizutragen, war eine Herausforderung.»
Durch den Erweiterungsbau ist das Zürcher Kunstmuseum nun das grösste der Schweiz, wie das das Kunsthaus am Mittwoch mitteilte. Die öffentliche Fläche wurde mehr als verdoppelt, neu stehen für Kunst zusätzlich 5000 Quadratmeter zur Verfügung.
Die Baukosten in Höhe von 206 Millionen Franken wurden je hälftig von Privaten sowie Stadt und Kanton Zürich finanziert. Das Kunsthaus rechnet mit 375'000 Besuchenden pro Jahr.
Der Erweiterungsbau hat bereits lange vor der Eröffnung Wellen geschlagen – allerdings nicht wegen seiner Architektur, sondern aufgrund seines Inhalts: Das Kunsthaus will dort unter anderem Werke aus der Sammlung Bührle zeigen, die unter dem Verdacht steht, auch Raubkunst zu beinhalten.
Emil Georg Bührle war durch Waffengeschäfte während und nach dem Zweiten Weltkrieg zum damals reichsten Mann der Schweiz geworden. Im November 2020 attestierte eine Studie der Universität Zürich seinen Waffenexporten – an beide Kriegsparteien – und dem Aufbau seiner Kunstsammlung eine enge Verflechtung.
Das Kunsthaus wolle die Werke aus der Sammlung Bührle im historischen Kontext vermitteln, wie es am Mittwoch hiess. Dabei würden auch Fragen zur Herkunft bestimmter Werke behandelt. Bührle sei «zweifellos die schwierigste Sammlung», sagte Kunsthausdirektor Becker. Die Auseinandersetzung mit ihr habe aber dezidiert und vorbildlich stattgefunden.
Die «IG Transparenz für die Aufarbeitung und Vermittlung des Kunsthaus-Bührle-Komplexes» zweifelte allerdings an, ob diese mit der aus ihrer Sicht nötigen Qualität geschieht. Der Direktor des Kunsthauses habe bisher einen «sehr unkritischen Umgang» mit der Sammlung Bührle gepflegt, teilte die IG Ende September mit. (yam/sda)