Das Sechseläuten könnte bald mehr Weiblichkeit bekommen.
Denn die grösste Zunft der Stadt Zürich denkt über einen Paradigmenwechsel nach: Frauen sollen als Zünfterinnen aufgenommen werden.
Am öffentlichkeitwirksamsten Event der Zürcher Zünfte – dem Sechseläuten – waren Frauen bis anhin vor allem eines: hübsch anzusehen. Strahlend lächelnd, mit Blumen geschmückt und in lange Röcke gewandet, defilieren sie am Sechseläuten-Umzug an den Zuschauerinnen und Zuschauern vorbei – die Ehrendamen beim Sechseläuten.
Und auch als sogenannte «Amazone» – Zünfterstöchter, junge Zünftersfrauen und Freundinnen von reitenden Zünftern –umrunden Frauen hoch zu Ross den Böög. Manche sogar im Damensattel.
Dabei wären Zünfterinnen durchaus traditionell: Denn noch im 18. Jahrhundert konnten Witwen oder Töchter eines verstorbenen Handwerkers in der Zunft Einsitz nehmen, wenn sie den Betrieb des Mannes weiterführten.
Aber: Die Zünfte der Stadt Zürich sind heute grundsätzlich Männer-Vereine. Zünfterinnen sucht man in den 26 Zürcher Zünften vergeblich – und somit gibt es auch keine Zünfterinnen am Sechseläuten.
Nun aber soll sich dies ändern. Denn eine der exklusivsten Zürcher Zünfte will sich emanzipieren: die 700-jährige «Zunft zur Meisen».
Eine Arbeitsgruppe der grössten Zunft hat sich damit beschäftigen, wie man Frauen ins Zunftleben einbinden könne. Geleitet wurde die Gruppe von Konstantin von Schulthess, dem Zunftpfleger – und ehemaligen ärztlichen Direktor des Universitätsspitals und heutigen Finanzchef eines Biotech-Startups. Mittlerweile hat die Arbeitsgruppe ein Konzept vorgelegt. Im Frühling 2022 soll ein erster Entscheid innerhalb der Zunft gefällt werden.
Gegenüber der NZZ äusserte sich von Schulthess einsichtig: «Frauen aus einer Zunft auszuschliessen, ist eigentlich nicht mehr zeitgemäss». Weiter erklärte von Schulthess gegenüber der NZZ, dass der heutige Grundgedanke einer Zunft sei, dass man spannende Gespräche mit interessanten Personen führen könne – und ohne Frauen würde man die Hälfte dieser interessanten Menschen ausschliessen.
Doch auch wenn die Zünfter zur Meisen das vorliegende Konzept annehmen werden, können nicht wahllos Frauen der Zunft beitreten. Genau wie bei den Männern sollen vor allem Töchter von Zünfter aufgenommen werden. Und das auch nicht sofort. Das Konzept sieht nämlich eine Übergangsphase vor, während der Frauen als Gäste an Zunftanlässen teilnehmen könnten – genau wie die Söhne von Zünfter, die Interesse an der Aufnahme in die Zunft zeigen.
Seit 2014 dürfen die Frauen der «Gesellschaft zu Fraumünster» – die sich auf die Tradition der Äbtissinnen des Fraumünsters berufen – an den Sechseläuten-Eröffnungsfeierlichkeiten, am Kinderumzug vom Sonntag und am Zug der Zünfte zum Böögg auf dem Scheiterhaufen teilnehmen. Und zwar als Gäste der Gesellschaft zur Constaffel. Dieses Gastrecht gilt einstweilen bis 2022. Die «Gesellschaft zu Fraumünster» zählt allerdings nicht zu den offiziellen Zünften.
Die «Zunft zur Meisen» bringt mit ihrem Vorgehen neuen Wind in eine alte Debatte. Sogar eine parlamentarische Anfrage ging bereits beim Regierungsrat ein, ob man Zünfte nicht für Frauen öffnen könnte, wobei der Regierungsrat die Anfrage nicht beantworten wollte.
Übrigens: Gegenüber von Radio SRF sagte der Sprecher des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs, Victor Rosser, dass er «keine Meinung» zu Frauen in der Zunft habe. (yam)
Noch schlimmer ist eigentlich nur noch dass das im Vergleich eine "Moderne Einstellung" unter den Zünftern ist. Der Rest ist noch Rückständiger.