Der Countdown läuft: Am 14. April läuft die achte und letzte Staffel «Game of Thrones» an. Ein letztes Mal können uns die Autoren richtig schön mit unerwarteten Toden schockieren (R.I.P., Ned, Robb und Catelyn Stark). Und obwohl die letzten Episoden allesamt Filmlänge haben sollen, dürfte es eine echte Herausforderung werden, sämtliche Handlungsstränge zufriedenstellend und würdig abzuschliessen. Denn, wenn wir mal ehrlich sind, «Game of Thrones» ist eine der detailreichsten Serien aller Zeiten. Gerade während der ersten Episoden braucht man fast Block und Stift, um mithalten zu können.
Die Drehbuchautoren sind aber nicht perfekt, und manchmal entgeht sogar ihnen der eine oder andere Logikfehler. Wer bislang genau hingeguckt hat, hat das eine oder andere der folgenden Plot Holes vielleicht selbst bemerkt...
Als rote Priesterin verdreht Melisandre diversen Männern den Kopf. Stannis Baratheon setzt für sie sogar seine eigene Tochter auf den Scheiterhaufen. Dabei ist ihr Äusseres in Wahrheit gar nicht so schön, wie wir in Staffel 6 erfahren: Sobald Melisandre ihre Kette ablegt, verwandelt sie sich in die uralte Frau, die sie eigentlich ist. Was schliessen wir daraus? Dass ihre Schönheit in ihrer magischen Kette ruht. Blöd, dass sie die in Staffel 4 ablegt, um zu baden – sich daraufhin aber nicht verwandelt. Was ist das für ein unzuverlässiger Zauber hier?
In Staffel 6 hat Euron Graufreud jede Menge Grund zur Verärgerung: Sein Neffe Theon und seine Nichte Asha klauen ihm seine besten Schiffe. Empört zwingt er die Bevölkerung der Eiseninseln, ihm 1'000 neue Schiffe zu bauen. Aber woraus eigentlich? Euron hat sich zuvor selbst darüber aufgeregt, dass die Eiseninseln nichts zu bieten hätten ausser Steinen und Vogelschiss. Woher also das ganze Holz für 1'000 Schiffe nehmen, geschweige denn die nötige Manneskraft?!
Un dennoch: Voilà, zu Beginn der 7. Staffel hat Euron sie, seine 1'000 Schiffe. Wow.
Als Jon Schnee im Finale der 5. Staffel stirbt, geht ein Raunen durch die Fernsehwelt: «Game of Thrones» hat vielleicht den Tod von Ned Stark überlebt – aber Jons Ableben? Unmöglich! Na, wenigstens ist in Westeros so ziemlich alles möglich, und was hat Jonny für ein Glück, dass Hexenlady Melisandre in der Nähe ist. Im Nu hat sie ihn von den Toten wiedererweckt, und alle (vor allem wir) sind happy. Aber: Wieso ist Jons Auferstehung so ein magisches Schnäppchen?
Wenn man bedenkt, dass Melisandre Stannis' Tochter Sharin opfern muss, nur um einen Schneesturm unter Kontrolle zu bringen, sollte man meinen, dass die Wiederbelebung eines Toten ein noch grösseres Opfer erfordern würde. Aber nein: Alles, was offenbar nötig ist, um Jon wieder ein wenig Leben einzuhauchen, sind ein paar magische Worte, Berührungen und eine Wäsche. Nicht ganz proportional, diese zauberhaften Bedingungen für göttliche Fügungen.
Unwahrscheinlich schnelle oder einfache Reisen kommen in den jüngsten Staffeln immer häufiger vor, aber ein unmöglicher Zeitsprung war besonders auffällig: Im Finale von Staffel 5 warten Ellaria Sand und ihre Sandschlangen am Pier von Dorne und schauten vielsagend dem davongleitenden Schiff von Prinz Trystan hinterher. Schnitt auf Staffel 6: Plötzlich sind zwei Sandschlangen in völlig anderen Outfits in Prinz Trystans Kabine. Wie sind sie so schnell vom Dock an Bord des bereits weggefahrenen Schiffes gekommen – und das unbemerkt? Es muss Teleportation sein! Oder... eine Unachtsamkeit der Serienmacher.
Am Ende der 5. Staffel wird klar: Weisse Wanderer und ihre Armee der Untoten mögen kein Wasser. Wieso sonst hätten sie Jon und seine Begleiter aus Hartheim, der Stadt der Wildlinge, an Bord von Booten entkommen lassen? Tatsächlich wird sogar erwähnt, dass sie nicht schwimmen können. Und damit zum Handlungsloch in Staffel 7, Episode 7: Wenn sie nicht schwimmen können, wie können sie dem toten Drachen am Grund des Sees dann Ketten umlegen und ihn an Land ziehen?
«Sie können vielleicht nicht schwimmen, aber sinken!», könnte man jetzt entgegnen – und sicher, dann könnten sie natürlich unter Wasser zum Drachen laufen. Aber dann möge mir doch bitte jemand erklären, wieso sie dann nicht einfach unter Wasser um die Mauer herumlaufen? Die endet schliesslich am Meeresufer... Macht keinen Sinn.
In Staffel 6 hat Arya einen miesen Gegner: Die Heimatlose, die ihr im Haus von Schwarz und Weiss das Leben schwer macht. Der Hass zwischen den beiden findet schliesslich seinen Höhepunkt, als die Heimatlose, getarnt als alte Frau, Arya auflauert und ihr mehrmals einen Dolch in den Bauch rammt. Eine Attacke, die einige Organe verletzt haben müsste.
Aber Arya verschwindet im Fluss und entkommt. Und liefert sich nur kurz darauf mit der Heimatlosen eine wilde Verfolgungsjagd durch die Strassen von Braavos. Also, sorry, aber wenn da keine Zauberei im Spiel war, lässt sich nicht erklären, wie Arya überhaupt überlebte.
Das Finale der 6. Staffel endet mit einem Knall: In einer gigantischen Explosion fliegt die Grosse Septe von Baelor in die Luft – Cersei hat aus Rache dafür gesorgt, dass das Seefeuer in den Katakomben hochgeht. Und während das natürlich eine spektakuläre Szene ist, in der – wieder mal – zahlreiche Charaktere verenden, wäre sie eigentlich sehr leicht zu verhindern gewesen.
Seefeuer hat schon vorher verheerende Schäden angerichtet; zum Beispiel Stannis Baratheons Flotte vernichtet, als die sich Königsmund näherte. Das Feuer kam nicht irgendwoher, sondern es stammte aus zahlreichen Lagern unter der Stadt. Aber wieso zur Hölle lagert man hochexplosive Stoffe direkt unter der Hauptstadt eines Königreichs? Vor allem, nachdem vorherige Könige (Aerys Targaryen) genau wegen und mit diesem Seefeuer schon Kriege provoziert hatten – Jahrzehnte, bevor die Septe explodierte?
Wir haben uns hierzulande lange nicht mehr auf Brieftauben verlassen müssen (manche wissen nicht mal mehr, wie man einen Brief per Post verschickt), daher mag es sein, dass wir kein Gefühl dafür haben, wie schnell ein Vogel Nachrichten überbringen kann – aber in der 7. Staffel sorgt ein echter Express-Vogel für Aufregung: Umzingelt von einer Armee aus Untoten sieht sich Jon Schnee gezwungen, per Rabenpost seine Geliebte/Tante Daenerys (urghs) um Hilfe zu bitten.
Die ist zu dem Zeitpunkt in Drachenstein und damit weit, weit entfernt. Und obwohl Jon und Co. zwischendurch nicht kommentieren, wie viel Zeit zwischen dem Rabenabflug und Daenerys' rettender Ankunft vergeht, kann es gefühlt nicht mehr sein als ein Tag – was absolut unmöglich ist, sofern der Rabe nicht gerade mit 500 Stundenkilometern durch die Lüfte ballert.
Es ist eine der verstörendsten Szenen der ersten Staffel (hach, was waren wir damals noch empfindlich), als Khal Drogo dem aufmüpfigen Viserys vor den Augen seiner Schwester Daenerys flüssiges Gold über den Kopf kippt, um ihm endlich seine erwünschte Krone zu schenken. Ein glamouröser, wenn auch extrem schmerzhafter Tod, würden wir wetten – der aber laut den Gesetzen der Chemie so eigentlich gar nicht hätte möglich sein sollen.
Denn: Gold schmilzt erst bei über 1'000 Grad – aber der Kessel, in dem Khal Drogo ein paar goldene Medaillons binnen Sekunden (!) verflüssigte, kann unmöglich solche Temperaturen erreicht haben. Überlegt mal: Um im Kessel Platz für das Gold zu machen, kippte er eine Suppe oder einen Eintopf weg. Schon mal 1'000 Grad heisse Suppe gegessen? Hoffentlich nicht.
Als sich Jorah Mormont in Staffel 5 mit den Grauschuppen infiziert, scheint sein Schicksal besiegelt – schliesslich gilt die Krankheit als weitgehend unheilbar. Und doch gelingt es Sam, Jorah komplett zu heilen. Nur mit einem Skalpell. Ohne jegliche medizinische Ausbildung. O...kay?
Sicher, auch Sharin Baratheon war als Kleinkind an den Grauschuppen erkrankt und geheilt worden – allerdings nur, weil die Krankheit 1. früh festgestellt und behandelt wurde, und 2. waren mehrere professionelle Heiler am Werk. Dass Jorah die so weit fortgeschrittene Krankheit mithilfe der Schnipp-schnapp-Methode eines absolut Unerfahrenen loswerden konnte, wirkt daher doch etwas unwahrscheinlich.
Wo ist eigentlich Geist? Nach Jons kurzzeitigem Tod im Finale der 6. Staffel taucht sein treuer Schattenwolf nicht mehr auf. Viele munkelten bereits, er sei tot – wäre da nicht ein Kommentar von Sansa in Staffel 7, wonach sich Geist weiterhin auf Winterfell befindet. Und das, obwohl Jon jenseits der Mauer quasi versuchte, die Welt zu retten, und einen Schattenwolf da sicher gut hätte gebrauchen können...
Hierfür gibt es jedoch eine simple, technische Erklärung: Geist wäre schlicht zu teuer und aufwendig gewesen. Für die Dreharbeiten werden echte Wölfe verwendet, die mittels Computertechnik ihren Schattenwolf-Look verliehen bekommen – und da allein für die Drachen in Staffel 7 viel Geld draufging, verzichteten die Macher diesmal auf Geist, so der Visual Effects Supervisor Joe Bauer gegenüber der Huffington Post. Aber es gibt gute Neuigkeiten: Geist wird zumindest in Staffel 8 wieder dabei sein – und dann ist Schluss mit seiner unlogischen Abwesenheit.
Arya verbringt lange, lange Wochen (... Monate?) im Haus von Schwarz und Weiss, nachdem sie lange, lange Wochen (... Monate?) mit ihrem seltsamen Freund Jaqen H'ghar durch die Gegend gereist ist. Jaqen stellt sich als mystisches Wesen heraus, als «gesichtsloser Mann», und will Arya dann ebenfalls in seiner Religion unterweisen. Da hat sie auch Bock drauf – zumindest bis ihr die Heimatlose mit ihrem Hass einen Strich durch die Rechnung macht.
Arya entkommt und tötet die Heimatlose. Deren Gesicht bringt sie Jaqen, der ihr daraufhin mitteilt, sie sei jetzt endlich «niemand». Arya lehnt jedoch dankend ab – und geht. Einfach so. Und Jaqen? Dem ist das anscheinend völlig schnuppe, obwohl er sich monatelang abgemüht hat, Arya zu seiner Anhängerin zu machen. Kommt er nochmal wieder? Oder war es das jetzt wirklich für Jaqen H'ghar?
In «Game of Thrones» haben schon einige Kinder das Zeitliche gesegnet – aber kein kindlicher Tod ist so dramatisch wie der von Sharin Baratheon, die zugunsten von Melisandres Magie und wegen ihres königlichen Bluts auf dem Scheiterhaufen brennen muss. Aber... hatte sie überhaupt königliches Blut? Denn wenn es nach jahrhundertelanger Westeros-Geschichte geht, hätte sie gar keine Baratheon sein dürfen – wegen ihrer Haarfarbe.
In Staffel 1 hat Ned Stark vor allem eine Obsession: Die Haarfarbe der vermeintlichen Thronfolger, allen voran Joffrey. Um nachzuweisen, dass der gar nicht wirklich König Robert Baratheons Sohn ist, zieht er ein altes Buch zu Rate, laut dem jeder Baratheon-Spross schwarze Haare haben soll – im Gegensatz zu den blonden Mähnen der Lennisters. Aber wie kann es dann sein, dass Sharin, als Baratheon-Tochter, keine schwarzen oder auch nur dunkelbraunen, sondern dunkelblonde Haare hat? Man sollte meinen, darauf hätte jemand achten sollen – gerade da Ned Stark aufgrund dieser ganzen Haarfarben-Frage letztlich sogar den Kopf verliert...