Während wir hierzulande an Silvester um Mitternacht das Feuerwerk bestaunen und anstossen, zudem aus gegossenem Blei die Zukunft zu lesen versuchen oder uns das Horoskop vorlesen lassen, springt man in Dänemark lieber mit einem Papphütchen auf dem Kopf und einem Glas Sekt in der Hand vom Stuhl. Kuriose Bräuche rund um den Jahreswechsel gibt es aber auch in vielen anderen Ländern.
Auf der Iberischen Halbinsel stehen an Silvester die zwölf «Weintrauben des Glücks» im Mittelpunkt, die «uvas de la suerte».
Wenn pünktlich um Mitternacht das neue Jahr eingeläutet wird, hören die Spanier ganz genau hin: Zu jedem Glockenschlag gilt es nämlich, eine dieser zwölf Weintrauben zu essen – und zwar auf die Sekunde genau. Wer das schafft, der darf sich etwas wünschen.
Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Unzählige Spanier verschlucken sich jedes Jahr an ihrem Glück. So kommt es, dass die zwölf Glockenschläge des Casa-de-Correos-Uhrenturms in Madrid, die seit 1962 sogar live im Fernsehen übertragen werden, nicht mehr im Sekundentakt ertönen, sondern nur noch alle drei Sekunden.
Damit haben selbst Spanier mit Schluckbeschwerden eine reelle Chance auf die komplette Anzahl von zwölf Wünschen.
In Portugal kennt man diesen Brauch übrigens auch. Allerdings spart man sich dort die zeitliche Verzögerung und nimmt dafür lieber gleich Rosinen, die sich leichter schlucken lassen. Man könnte sagen: Die Portugiesen picken sich die Rosinen aus ihrem Glück heraus.
In den Niederlanden taucht man zu Neujahr erst einmal ab. Das «Nieuwjaarsduik», also das «Neujahrstauchen», erfreut sich im ganzen Land stetig wachsender Beliebtheit.
Allein in Scheveningen treffen sich jährlich gut 10 000 Niederländer am 1. Januar zum traditionellen Bad in der kalten Nordsee. Geselliger kann man das alte Jahr wohl nicht abwaschen.
In Brasilien feiert man Silvester gerne am Strand – kein Wunder bei den warmen Temperaturen. Viele Brasilianer kommen ganz in Weiss, der Lieblingsfarbe der Meeresgöttin Yemayá, und lassen ihr zuliebe Blumen im Meer schwimmen.
Wer sich etwas wünschen möchte, geht auch gerne mal ins Wasser – in voller Bekleidung versteht sich – und springt über sieben kleine Wellen. Für jede Welle hat man einen Wunsch frei.
Eine tolle Sache, aber nicht für jedermann geeignet. Für Nichtschwimmer gibt es einen Plan B: Wer sich für das nächste Jahr vor allem mehr Geld wünscht, kann auch eine gelbe Kerze in den Sand stecken.
Für mehr Glück in der Liebe muss die Kerze rot sein, und wem vor allem am Weltfrieden gelegen ist, der wählt eine weisse Kerze.
In Japan bleibt man zum Jahreswechsel an den alten Traditionen kleben – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Die «Mochi» genannten Reisbällchen, die Glück bringen sollen, sind derart klebrig, dass sie etlichen Japanern im Halse stecken bleiben.
Vor allem Senioren und Kinder verschlucken sich derart oft daran, dass die Gesundheitsbehörden inzwischen dringend davor warnen, sie in einem Stück zu verzehren.
Ja, es gibt sogar regelrechte Erste-Hilfe-Tipps für einen «Mochi»-Notfall: Der Betroffene muss zuerst auf den Bauch gelegt werden.
Danach sollte ein Helfer fünfmal mit der Hand zwischen die Schulterblätter des «Mochi»-Patienten schlagen. Mit ein bisschen Glück kommt das Glücks-Reisbällchen dann wieder zum Vorschein.
Was wäre Italien ohne Amore? Eben! Jeder, der sich für das nächste Jahr mehr Glück in der Liebe wünscht, feiert in roter Unterwäsche ins neue Jahr hinein.
Damit die Herren der Schöpfung nicht in roten Strapsen umherlaufen müssen, gehen natürlich auch rote Boxershorts.
Zwei Bedingung sollten allerdings alle Verliebten erfüllen:
Erstens muss die rote Unterwäsche nigelnagelneu sein und darf erst in der Silvesternacht das erste Mal getragen werden.
Zweitens: Am Neujahrsmorgen muss sie dann auch schon wieder weggeworfen werden, waschen und aufheben ist tabu.
Dessous-Hersteller hätten sich keinen schöneren Brauch ausdenken können.
In Argentinien schneit es immer zum Jahreswechsel. Aufgrund der warmen Temperaturen ist das zwar kein echter Schnee, der da vom Himmel rieselt, aber wen stört das schon?
Die Argentinier werfen an Silvester nämlich den Shredder an und zerkleinern alle Unterlagen, Akten und Papiere, die sie im nächsten Jahr nicht mehr brauchen. Die fertigen Schnipsel müssen dann nur noch aus dem Fenster geworfen werden und schon schneit es im ganzen Land. Toll.
Nicht ganz so toll ist allerdings das anschliessende Auffegen. Aber naja, immer noch besser als Schneeschippen.
Wer Glück hat, der findet in seinem Neujahrskuchen, der in ganz Griechenland zum Jahreswechsel gebacken wird, eine Münze. Wer noch mehr Glück hat, beisst sich daran nicht gleich die Zähne aus und kann sein Kuchenstück ganz ohne Zahnschmerzen aufessen.
In den Ländern der Wikinger ist alles ein bisschen anders. Die Schweden feiern das Weihnachtsfest traditionell mit Donald Duck im Fernsehen.
In Dänemark springt man in der Silvesternacht einfach nur vom Stuhl ins neue Jahr hinein. Warum auch nicht? Mit einem lustigen Papphütchen auf dem Kopf und einem Glas Sekt in der Hand ist das zwar nicht besonders feierlich, aber Hauptsache es macht Spass, und das tut es ganz offensichtlich. (aargauerzeitung.ch)