Wie viele Ärsche kann ein Mensch ertragen?
Ich weiss es nicht genau. Ich weiss bloss, dass es heute einer zu viel war.
Zwei neue Ladys kommen dazu und eine davon stellt sich auf die Lounge und twerkt erst mal eine Runde zur Begrüssung. Hallo, hier bin ich. Mitten ins Gesicht der anderen Ladys und vor allem mitten in mein Gesicht. Und in Dani Hubers auch, der bei diesem Anblick ganz verdattert hinter mir stehen bleibt und empört «Annaaa!??!» raunt, als würde ich irgendeinen geheimen Genuss daraus ziehen.
Das tue ich nicht.
Es ist viel eher so, als würde dir jemand ungefragt einen Fleischberg in die Fresse drücken.
Hier.
Nimm das.
Es ist, als wärst du in einer Endlosschleife gefangen, nur grüsst dich nicht täglich das Murmeltier, sondern wöchentlich und in jeder verfluchten «Bachelor»-Staffel von Neuem irgendein Wabbelarsch.
Ich kann's nicht mehr sehen.
Was habt ihr alle mit euren Ärschen? Habt ihr eventuell nicht mitgekriegt, dass jeder Mensch so einen hat? Ja, sogar jedes Tier über so eine Regio glutaea – eine Gesässregion – verfügt, die bei ihnen allerdings Kruppe heisst?
Und wie süss das im Vergleich aussieht, wenn sie mit ihrer Kruppe wackeln?
Weil ihre Kruppe eben nicht über zwei halbkugelförmige, spiegelsymmetrische Gesässbacken verfügt, durch deren Mitte sich zu allem Übel auch noch eine Analrinne zieht.
Wer mit so was geboren worden ist, kann einfach nicht kommen und sagen: «Hallo, mein Name ist Vanessa und hier ist meine Analrinne.» Das sind zwei Dinge, da weiss man nicht, Pest, Cholera? Vanessa oder Analrinne, Hans was Heiri. Was ist hier eigentlich die grössere Strafe. Vielleicht hat Vanessa sich ja darum gar nicht vorgestellt und dafür gleich mal ihre Analrinne hergezeigt.
Die verbindet uns Menschen schliesslich irgendwie. Also jetzt nicht so human-centipede-mässig, mehr so, weil wir alle eine haben, die aber im besten Fall nicht von einem deutschen Psychoarzt zusammengenäht wird. Und die wir wahlweise auch Afterfurche nennen können.
Einfach, um es noch ein wenig grüsliger zu machen.
Dennoch. So eine Gesässspalte ist und bleibt eine eher intime Verbindung. Oder um es mit Samanthas Worten auszudrücken:
Oder um es mit Fabrizios Worten auszudrücken:
Ich wünschte mir wirklich, es würde wenigstens eine Lady einmal etwas anderes als ihren Hintern in Szene setzen. Warum nicht das Knie? Ein völlig unterschätztes Körperteil. Liegt vielleicht daran, dass es ein Gelenk ist. Seine erotische Strahlkraft mag auf die meisten Menschen eher eine begrenzte Wirkung haben. Obwohl ...
«... die Gelenkhöhle ist von einer zweilagigen Gelenkkapsel umschlossen und zwischen den Gelenkkörpern befindet sich ein gelenkflüssigkeitsgefüllter Gelenkspalt.»
Wikipedia
Puh.
Ein gelenkflüssigkeitsgefüllter Gelenkspalt. Der kommt jetzt doch sehr überraschend.
Nun gut. Wikipedia ist auch ehrlich die Plattform mit der versautesten Sprache überhaupt. Der reinste Porno.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass man von diesem Fernsehformat namens «Bachelor» einfach nicht überrascht wird. Nicht von der Regie, nicht von der Kamera und schon gar nicht von den Protagonistinnen.
Es ist ein bisschen wie Persil. Da weiss man, was man hat. Für diejenigen, die es lieben, heisst das schlicht, dass sie niemals enttäuscht werden.
(🎶 Auf diese Steine können Sie bauen ...🎶)
Der Bachelor: «Häsch du Tattoos, wone Bedütig hend?»
Da sind die bedeutungsvollen Täts und die wackelnden Füdlis, die Sonnenbrände und Poolpartys. Da sind die schwierigen Vergangenheiten und die kinderreichen Zukünfte, die Deep Talks und die fiesen Sprüche, die wunderschönen Locations und die noch schöneren Kleider. Da ist das Adrenalin und das Abenteuer ihres Lebens. Da sind Küsse, Schmetterlinge, Rosen und Tränen.
Das Zuhause vom «Bachelor» ist die Wiederholung. Da, wo auch Sisyphos zuhause ist. Der alte Grieche, der den Göttern einmal zu oft blöd gekommen ist, und deshalb in die Unterwelt, gar in die tiefste Region davon, in den Tartaros, hinabgestossen wurde, um dort ewige Qualen zu erleiden.
Diese bestehen in seinem Fall darin, ihr wisst es sicher, einen Felsblock einen Berg hinaufzuwälzen, der, fast am Gipfel angekommen, jedes Mal wieder ins Tal hinunterrollt. Und dann beginnt der ganze Mist von vorne, die Sisyphosarbeit, die wir alle kennen, putzen, dem Kind sagen, es soll nicht mit dem Tripp Trapp gagelen oder eben «Bachelor»-Rezensionen schreiben bzw. lesen.
Nun kommt ca. 2600 Jahre später so ein dahergelaufener Franzose und behauptet, dass «ein Kampf gegen Gipfel ein Menschenherz auszufüllen» vermag. Dass wir uns Sisyphos «als einen glücklichen Menschen vorstellen» müssen.
Ja was zum Henker.
Der pfeift also frischfröhlich vor sich hin, während er, den unanusweichlichen Ausgang seiner Tätigkeit sehr wohl kennend, total happy seinen blöden Stein da raufschiebt?
Jep.
Camus meint, dass Sisyphos' Tun gerade in seiner äussersten und beharrlichen Sinnlosigkeit als Selbstverwirklichung erscheint.
Ja, natürlich ist es sein Schicksal. Und sein Stein. Diesen Mist will ja sonst keiner.
Andererseits hätte es schlimmer kommen können. Er hätte dazu verdammt werden können, auf ewig zu twerken. Für seinen Stein! (Die Strafe bestünde nun darin, dass der Stein davon natürlich absolut unbeeindruckt bliebe.)
Vielleicht ist es das. Vielleicht denken die Ladys, das Twerken sei das unabdingbare Schicksal, das sie erleiden müssen, um in diesem Bachelor-Universum bestehen zu können. Diesen Anschein macht zumindest Rosa, die nach ihrem Füdli-Auftritt an der Poolparty ein ganz schlechtes Gefühl hat und gar den Rosentod fürchtet, weil sie findet, alles sei ein bisschen «zu crazy» und «too much» gewesen:
Am Ende sind wir eben alle Gefangene dieses bitteren Wiederholungszwangs. Sehen uns gezwungen, zu machen, was die anderen machen. Zuzuschauen bei dem, was die anderen machen. Es zu verurteilen, darüber zu lachen oder es zu feiern. Verurteilt dazu, zu leben, zu arbeiten, zu twerken – und irgendwann auch zu sterben.
Wenigstens müssen wir dann keine Analrinne mehr mit uns rumschleppen.
PS:
Julia ist auf OnlyFans, Ardita muss sich in ihrer Wortwahl mässigen («Hure» sagen geht gar nicht!), Ann-Lia, Lina und die nicht twerkende Vanessa sind raus.