Filmlisten sind meist listig, denn sie lassen es selten zu, komplettiert zu werden. Sie sind endlos und unendlich verhandelbar. Dennoch können sie uns das eine oder andere Novum bekanntmachen oder immerhin zu einem wohltuenden Wiedererkennungseffekt führen. Item.
Die listigste aller Filmlisten dürfte jedenfalls diese hier sein. Denn viele Menschen verstehen kaum wo weniger Spass als beim Humor. Zu billig, zu elitär, zu gesucht, zu kindisch, zu vulgär, zu offensichtlich, zu abstrakt – jedenfalls einfach nicht so lustig wie der eigene Humor.
Die folgende Liste dient (wie die meisten meiner Listen) als möglichst bunter Ideenkatalog, was man denn vielleicht mal noch ausprobieren könnte. Ergo werden Komödien verschiedenster Couleur und Ausrichtung präsentiert, ohne Wertung und zufällig gegliedert.
Regie: John Michael McDonagh
Cast: Brendan Gleeson, Don Cheadle, Mark Strong
Filmlänge: 96 Min.
Eine britische Komödie mit einem Humor so schwarz, dass er in den USA Polizeikontrollen besser meidet. Wer findet, dass Rassismus in Humor keinen Platz hat, der meidet diesen Film also besser. Auf alle anderen wartet eine erfrischend unaufgeregte Komödie, die in den Kaffs im Westen Irlands spielt. Wesentlich mehr als Rumgeblödel, aber doch weniger als intellektuelle Satire, trocken, direkt und dennoch wahnsinnig liebenswert. Eine Komödie, die den Sweetspot trifft.
Regie: Noah Baumbach
Cast: Greta Gerwig, Mickey Sumner, Adam Driver
Filmlänge: 86 MIn.
Eine Anti-Hipster-Ode ans Hipstertum. Zu keiner Zeit störend überzeichnet, nie billig und in Sachen Timing ein Volltreffer. «Frances Ha» ist einer jener Filme, der schwer zu bewerben ist, da er selber eine ihm eigene Stimmung kreiert - man könnte von einem 86-minütigen filmischem Momentum sprechen. Während ein Witz stets im One-Liner zu finden ist, versteckt sich meist ein zweiter zwischen den Zeilen. Oder eben im Moment. Und Greta Gerwig ... Nun ja ... WOW!
Regie: Edgar Wright
Cast: Michael Cera, Mary Elizabeth Winstead, Kieran Culkin
Filmlänge: 112 Min.
Diese Komödie ist als Kontrast zu den vorherigen Filmen eher up-beat. Er erzählt in filmischer Comic-Optik der Kampf eines Verliebten gegen die Ex-Freunde der Geliebten. Was ansonsten ein verleugneter Kampf in unseren Köpfen ist, wird hier visuell brachial und narrativ verdammt lustig visuell inszeniert. In jedweder Hinsicht ein Opus der Überzeichnung, das uns dazu verleitet, laut über uns selber zu lachen, ohne es zu merken.
Regie: Jake Kasdan
Cast: John C. Reilly, Jenna Fischer, David Krumholtz
Filmlänge: 96 Min.
Was (der legendär lustige Film) «This Is Spinal Tap» für die Musik-Dokus ist, ist dieser Film für die Musiker-Biopics. Angelehnt an die Verfilmung von Johnny Cashs Lebensgeschichte («Walk the Line»), feuert diese Persiflage in alle erdenklichen Richtungen. Und zwar auf wahnsinnig witzige Weise. Einer der wenigen Beweise, dass Klischees hochwertig ausgeschlachtet werden können. In beeindruckend hoher Taktung und mit einer wahnsinnigen Treffsicherheit.
Regie: Joel Coen und Ethan Coen
Cast: Brad Pitt, Frances McDormand, George Clooney
Filmlänge: 96 Min.
Sicher kein Unbekannter unter Filmliebhabern, dennoch gerne mal übersehen, wenn es um Komödien mit Köpfchen geht. Vor allem für Freunde von subtiler Situationskomik ist dieser Film mehr als nur eine Perle. Der Cast ist absolut surreal und wird von den Coen Brothers unheimlich effizient in Szene gesetzt. Wo sind eigentlich Filme wie dieser heutzutage?
Regie: Carl Reiner
Cast: Steve Martin, Rachel Ward, Alan Ladd
Filmlänge: 88 Min.
Ein Muss für all jene, die sich für Filmgeschichte interessieren. Steve Martin (der offenbar auch mal jung war) mimt den klassischen Film-Noir-Detective. An seiner Seite? Die grössten Hollywoodstars der 1940er- und 1950er-Jahre. Clever zusammengeschnitten interagiert Martin mit Barbara Stanwyck, Cary Grant, Humphrey Bogart, Ingrid Bergmann und Co. in seiner ganz eigenen Geschichte. Das, liebe Freunde, ist ganz, ganz, ganz grosses Komödien-Kino.
Regie: Penn Jillette und Paul Provenza
Cast: George Carlin, Don Rickles, Chris Rock (u.v.m.)
Filmlänge: 89 Min.
Wenn wir schon bei eher alternativen Komödienformen sind, darf «The Aristocrats» nicht fehlen. The Aristocrats ist eigentlich ein uralter, vulgärer Comedy-Sketch, bei dem der Anfang und die Pointe («The Aristocrats!») stets gegeben sind, der Mittelteil aber improvisiert wird. Diese Doku zeigt nun 100 der bekanntesten US-Comedians und deren Version des Sketchs, während sie sich auch sonst über die Physiologie des Humors auslassen. Es ist ein Fest!
Regie: James Gunn
Cast: Rainn Wilson, Elliot Page, Liv Tyler
Filmlänge: 96 Min.
Eines gleich vorweg: Dies ist eine sehr eigenartige Superhelden-Satire. Nicht nur ist der Humor äusserst schwarz, auch sonst schreckt dieser Indie-Streifen vor wenig zurück. Will heissen, dass zum Beispiel Gewaltdarstellungen ziemlich liberal gehandhabt werden. In einer pseudo-herzigen Nerd-Komödie ist das ziemlich erfrischend und verleiht dem Streifen einfach mehr Drive und eine unerwartete Metaebene. Rainn Wilson, bekannt als Dwight in «The Office», ist ein Feuerwerk auf zwei Beinen. Vielleicht nicht für jeden, für alle anderen dafür einer der lustigsten Filme überhaupt.
Regie: Armando Iannucci
Cast: Tom Hollander, Peter Capaldi, James Gandolfini
Filmlänge: 106 Min.
Polit-Satire und angelsächsische Kultur-Pathologie zugleich. Der Film ist schnell getaktet und dialoglastig. Was mässig attraktiv klingen mag, ist nichts anderes als das Rahmenwerk für ein Meisterwerk in Sachen Punch-Line-Delivery. Weder die britische Borniertheit, noch die amerikanische Einfältigkeit werden dabei auf lästige Weise überzeichnet. Es ist einfach nur ein Genuss, für alle, die ab und an die Nase voll von Politik und deren Korrektheit haben.
Regie: Armando Iannucci
Cast: Steve Buscemi, Simon Russell Beale, Jeffrey Tambor
Filmlänge: 107 Min.
Oh ja, Armando Iannucci kann Polit-Satire! Diese Komödie, die sich dem bizarren sowjetischen Machtgerangel nach Stalins Tod widmet, ist zwar ähnlich knackig, dafür aber um einiges schwarzer im Ton. Wer (im gegebenen Kontext natürlich) über Exekutionen und gnadenlosen Opportunismus lachen kann, der wird wissen, dass dieser Film durchaus der Endgegner deines Zwerchfells sein könnte.
Regie: Harold Ramis
Cast: Jack Black, Michael Cera, Olivia Wilde
Filmlänge: 97 Min.
Blödel-Filme haben einen wahnsinnig schlechten Ruf. Nicht zu Unrecht natürlich, dennoch zuweilen etwas zu pauschal, werden sie kategorisch verurteilt. Wer Bock hat, von dieser vermeintlich verbotenen Frucht zu naschen, der tut gut daran, diese Komödie dafür zu benutzen. Es sind nicht die filigranen, mehrschichtigen Pointen mit hochstehenden Referenzen. Nein, es sind banale, direkte Pointen, die dicht getaktet und herrlich kreativ sind. Gebt vermeintlichen Blödeleien mal wieder eine Chance, denn lustig ist's, wenn es lustig ist – und das ist es.
Regie: Rémy Belvaux, André Bonzel und Benoît Poelvoorde
Cast: Benoît Poelvoorde, Jacqueline Poelvoorde-Pappaert, Nelly Pappaert
Filmlänge: 95 Min.
Oh ja, das belgische Kino! – said no one ever. Oder immerhin kaum jemand. Das ist schade, denn die können was. Dieser Film hier ist eine Mockumentary (also eine Fake-Doku) über einen eiskalten Räuber und Serienmörder. Ihr ahnt es, auch hier ist der Humor im dunkeln bis sehr dunkeln Farbspektrum angesiedelt. Aber zu sehen, wie ein psychopathischer Killer offen über seine guten und schlechten Tage philosophiert, hat etwas derart obskures, dass es schwierig ist, dabei nicht am Laufmeter laut rauszulachen.
Regie: Woody Allen
Cast: Woody Allen, Louise Lasser, Carlos Montalbán
Filmlänge: 82 Min.
Woody Allen muss einfach sein. Und dieser Film hier ist besonders interessant und in unseren Breitengraden vermeintlich weniger bekannt als andere seiner Werke. Als vergleich: Er ist ein wenig wie «Der Diktator» mit Grips. Alles in allem ist es ein Füllhorn der Ironie und des Zynismus. Und wie immer steckt auch hier in jedem bissigen Stück Humor je eine Prise Wahrheit und eine Prise Kritik an der Wahrheit.
Regie: Jemaine Clement und Taika Waititi
Cast: Jemaine Clement, Taika Waititi, Cori Gonzalez-Macuer
Filmlänge: 86 Min.
Hast du dich auch schon mal gefragt, wie eine Dreier-WG von Vampiren in unserer Welt aussehen würde? Dieser Film gibt dir endlich die Antwort darauf. Erneut im Stile einer Mockumentary erzählt, eruiert dieses Film-Highlight die Pros und Kontras des Vampirseins. Und stets wenn man denkt, dass man die Systematik des Humors durchschaut hat, wartet dieser Streifen mit einem neuen humoristischen Twist auf. Abstrakt und doch sehr zugänglich. In Sachen Humor in vielerlei Hinsicht eine neue Benchmark.
Regie: Steven Soderbergh
Cast: Matt Damon, Tony Hale, Patton Oswalt
Filmlänge: 108 Min.
Zum Schluss noch dies: Matt Damon in einer waschechten Komödie. Ja, es gibt nichts, was es nicht gibt. Leider fristet diese Komödie gewissermassen ein Nischendasein. Dabei gibt es wohl kaum etwas Herrlicheres, als Menschen zu begleiten, die sich für weniger dumm halten, als sie eigentlich sind. Und das erst doch in aller Ernsthaftigkeit. Dieser Film tut genau dies – nach allen Regeln der Kunst. Sagen wir es so: Es ist jeweils schwer zu sagen, was der Witz war. Ihr hättet halt dabei sein müssen. So fühlt es sich hier an.
Es gibt so viele Perlen die zwar schon älter sind, aber den neuen Komödien ebenbürtig sind.