Zehn Spieler sind mittlerweile von der World Snooker Tour ausgeschlossen. Neu gehören auch die Chinesen Zhao Xintong und Zhang Jiankang dazu. Zhao ist als aktuelle Nummer 9 der Weltrangliste einer der Stars der Szene.
Den suspendierten Spielern wird vorgeworfen, zu Wettzwecken manipuliert zu haben. «Langsam habe ich Angst, am Morgen den Rechner hochzufahren», verrät mit Eurosport-Kommentator Rolf Kalb die deutsche Snooker-Stimme. Der Wettskandal wird grösser und grösser und nicht nur Kalb dürfte sich besorgt fragen, ob nun noch mehr Vorfälle bekannt werden.
Die Affäre hatte im Herbst begonnen, als die World Professional Billiards & Snooker Association (WPBSA) sieben Snooker-Profis aus China aus dem Verkehr gezogen hatte, weil sie Spiele manipuliert haben sollen. Der 22-jährige Yan Bingtao, die Nummer 16 der Welt, war beispielsweise am Tag einer geplanten Partie am British Open in Brentwood abgefangen und über seine Suspendierung informiert worden.
Snooker funktioniert ähnlich wie Tennis mit Sätzen, Frames genannt. Als Favorit mal absichtlich den fünften Frame verlieren, wenn man 4:0 führt und so zu sorgen, dass davon jemand profitiert, der genau auf dieses Ereignis Geld gewettet hat? So könnte man ein Spiel manipulieren, ohne es gleich verlieren zu müssen.
Gemäss Eurosport-Experte Kalb kann man beim Umfang der aktuellen Affäre nicht mehr von Einzelfällen sprechen: «Offensichtlich haben sich Strukturen gebildet, die systematischen Betrug ermöglichen.»
Junge Spieler aus China kämen in eine neue Welt, in der ihnen Sprache, Gebräuche und Kultur vollkommen fremd seien, so Kalb. «Dass die sich dann an Landsleute halten, die sie verstehen, liegt nahe. Solche Blasen können eine gefährliche Dynamik entwickeln. Es entstehen undurchschaubare Abhängigkeiten, die auch ausgenutzt werden können.»
Die suspendierten Spieler haben wohl nicht zwingend von sich aus bei Manipulationen geholfen. Einer der Betroffenen, der 20-jährige Chang Bingyu, sprach davon, bedroht zu werden. Der erfahrene Liang Wenbo, ebenfalls suspendiert, habe ihn vor einem Spiel angerufen und mit Ärger gedroht, es stehe sehr viel Geld auf dem Spiel. Also habe er keine andere Wahl gesehen, als absichtlich zu verlieren, so Chang. Er habe wirklich Angst gehabt. «Doch egal, was der Grund für die Spielmanipulation war, es war mein Fehler und ich werde aktiv bei den Ermittlungen mitarbeiten und meine Strafe akzeptieren.» Geld habe er nie erhalten, ergänzte er.
Die WPBSA kündigte an, dass ihre umfassenden Ermittlungen in einem fortgeschrittenen Stadium seien. Sie würden voraussichtlich in Kürze abgeschlossen sein. Insider rechnen mit teils langen Strafen, sollte der Betrug bewiesen werden können.