Die Vorgaben des Bundesrats treffen auch Schweizer Spitzensportler hart. Nichts geht mehr im Schweizer Sport. Wettkämpfe in allen Sportarten werden reihenweise abgesagt, je nach Pessimismus des jeweiligen Verbandes bis Mitte Jahr.
Und seit dieser Woche dürfen auch Sporthallen und Trainingsstätten im ganzen Land nicht mehr benutzt werden. Keine Tennisspieler auf dem Court, keine Schwimmer im Hallenbad, keine Läufer auf der Tartanbahn. Diese Einschränkungen gelten unabhängig vom Talent der Athleten.
Wie also wollen sich Schweizer Spitzensportler vernünftig auf die Olympischen Spiele in Tokio vorbereiten, sollten diese wider der weltweiten Entwicklung im Juli tatsächlich stattfinden? Nun präsentieren Swiss Olympic und das Bundesamt für Sport eine Lösung – für den exklusiven Kreis der besten Sportler des Landes.
Sie dürfen unter strengsten Auflagen im nationalen Sportzentrum in Magglingen trainieren: Nach fünftägiger Quarantäne, medizinischem Eintrittstest und isoliert auf dem Trainingsgelände. Das Corona-Virus soll Magglingen auf keinen Fall erreichen.
Swiss Olympic hat zusammen mit dem Bundesamt für Sport fieberhaft eine Antwort gesucht. Nun steht ein Angebot, das es in dieser Weise noch nie gegeben hat und das von jedem einzelnen Athleten einen grossen Verzicht verlangt.
Die beiden nationalen Sportzentren in Magglingen und Tenero haben zwar seit Dienstag ihren Betrieb bis mindestens zum 3. Mai komplett eingestellt und sind für die Sportschweiz geschlossen, doch ein exklusiver Kreis der insgesamt gut 2000 Inhaber von sogenannten Elitekarten erhält die Möglichkeit, sich auf diesen Sportanlagen in Form zu bringen. 250 Plätze in Magglingen und 80 Plätze in Tenero stehen in den nächsten Wochen für sie zur Verfügung.
«Priorität haben jene Sportlerinnen und Sportler, die sich auf die Olympischen Spiele vorbereiten», erklärt der Schweizer Olympiachef Ralph Stöckli.
Für sie alle gelten strenge Regeln. Bevor sie in Magglingen einrücken, müssen sie zuerst für fünf Tage in Selbstquarantäne und danach einen medizinischen Eintrittstest bestehen. Während des Aufenthaltes im abgesperrten Trainingszentrum logieren sie in Einzelzimmern, dürfen das Gelände nicht verlassen und auch keinen Besuch von Verwandten oder Freunden empfangen.
Dieselben Regeln gelten für Trainer und andere Betreuungspersonen. «Es sind sehr weitreichende Einschränkungen und strikte Auflagen. Höchste Priorität hat, dass es in Magglingen und Tenero zu keinen Ansteckungen mit dem Virus kommt», erklärt Ralph Stöckli.
Zwischen 60 und 70 Gesuche haben die einzelnen Fachverbände bereits bei Swiss Olympic eingereicht, seit der Bundesrat vor fünf Tagen seine Zustimmung zum Projekt erteilt hat. Jedes Gesuch müsse im Detail abgeklärt werden, zumeist in Einzelgesprächen durch die Fachverbände mit den Sportlern. Ralph Stöckli denkt, dass in den nächsten Wochen in Magglingen eine ganz spezielle Atmosphäre herrschen wird, «wenn Athleten aus verschiedenen Sportarten für einmal eine solidarische Trainingsgemeinschaft bilden werden».
Ermöglicht wird diese Speziallösung auch, weil das Bundesamt für Sport dazu Hand geboten hat. Baspo-Direktor Matthias Remund sagt: «Ich hoffe, wir können so einen wertvollen Beitrag für den Schweizer Sport leisten». Remund hat im Sog des Corona-Virus genügend andere Baustellen.
Die Ausbildungskurse von Jugend+Sport sind bis Ende Juni komplett ausgesetzt und derzeit sucht man Lösungen, wie mit der vorgeschriebenen Mindestanzahl Trainingsstunden verfahren werden soll, die Sportvereine durchführen müssen, um in den Genuss von J+S-Geldern zu kommen.
Eine der ersten Athletinnen, die in Magglingen einziehen wird, ist die Basler Hochspringerin Salomé Lang. Ab heute Donnerstag begibt sie sich in Quarantäne. «Ich kann zwar meinen Trainer nicht nach Magglingen mitnehmen, aber wichtiger erschien uns die Möglichkeit, auf einer qualitativ guten Anlage trainieren zu können», sagt sie.
Wie lange ihr Aufenthalt dauern wird, weiss Lang noch nicht: «Mal schauen, wann mir der Himmel auf den Kopf fällt.»