Simone Biles ist zurück, und wie! Die 26-Jährige, die in der Zwischenzeit geheiratet hat und neu unter dem Namen Biles Owens startet, zeigte bei ihrem Comeback in Chicago auf eindrückliche Art und Weise, dass sie in ihrer zweijährigen Pause nichts an sportlichem Können eingebüsst hat.
Biles gewann nicht nur im Sprung, Boden und Schwebebalken, sondern konnte mit 59'100 Punkten auch den Mehrkampf für sich entscheiden: «Ich denke, dass ich in einer besseren Form bin, als ich es 2021 war», meinte sie zu ihrer Leistung.
Den Grund für Biles' zweijährige Absenz finden wir an den Olympischen Spielen im Jahr 2021. In Tokio sind die Turnerinnen im Einsatz. Im Mittelpunkt steht einmal mehr Simone Biles, die in ihrer Sportart das Mass aller Dinge darstellt. An diesem Tag macht die US-amerikanische Medaillengarantin jedoch für einmal nicht wegen ihrer Leistung auf sich aufmerksam, sondern vor allem deshalb, weil sie gar nicht erst zum bevorstehenden Teamwettkampf antritt.
Kurze Zeit später gewinnt Biles noch die Bronzemedaille am Schwebebalken, bevor sie sich ganz aus dem Wettkampf zurückzieht. Ihr fehle das Vertrauen beim Turnen und sie müsse sich jetzt auf ihre psychische Gesundheit konzentrieren, erklärte Biles ihren Rückzug.
the outpouring love & support I’ve received has made me realize I’m more than my accomplishments and gymnastics which I never truly believed before. 🤍
— Simone Biles (@Simone_Biles) July 29, 2021
Für ihre Offenheit erhielt sie damals viel Zuspruch: Personen aus der Sportwelt und dem Showbusiness zollten der Turnerin auf Social Media Respekt für ihren mutigen Entscheid, darunter auch die ehemalige First Lady Michelle Obama:
Am I good enough? Yes, I am. The mantra I practice daily. @Simone_Biles, we are proud of you and we are rooting for you. Congratulations on the the silver medal, Team @USA! 🎊
— Michelle Obama (@MichelleObama) July 28, 2021
Ab 2015, sechs Jahre vor Biles' Rückzug an den Olympischen Spielen, wurde Schritt für Schritt ein Skandal aufgedeckt, der die US-amerikanische Turngemeinschaft in ihren Grundfesten erschütterte. Larry Nassar, Arzt beim amerikanischen Turnverband USA Gymnastics, hatte junge Turnerinnen über Jahre hinweg sexuell missbraucht. Auch Simone Biles war unter seinen meist minderjährigen Opfern. Trotz Erlebnissen wie diesen schaffte Biles etwas, das vorher noch keiner Turnerin gelungen war: 25 Medaillen sammelte sie an den Turnweltmeisterschaften bisher, davon 19 goldene und mindestens eine in jeder Disziplin. Dazu kommen sieben Medaillen an Olympischen Spielen.
Am Rande ihres Comebacks vom Wochenende gewährte Biles auch einen Einblick in ihr Innenleben: «Ich habe viel an mir gearbeitet, ich mache immer noch wöchentlich eine Therapie und es war einfach so aufregend, hierherzukommen und das Selbstvertrauen zu haben, das ich vorher hatte.»
Vom 30. September bis am 8. Oktober 2024 finden in Antwerpen die Weltmeisterschaften im Kunstturnen statt, im Sommer 2024 folgen die Olympischen Sommerspiele in Paris. Ob Biles an den beiden Ernstkämpfen teilnehmen wird, steht noch nicht fest. Ihr Comeback hat aber gezeigt, dass sie bei einer allfälligen Teilnahme noch immer zu den Favoritinnen gehört. (kat)